Essen. Gewalt ist und bleibt ein Thema in der deutschen Fanszene. Nun wurde ein Fall von Sachbeschädigung vor dem Essener Amtsgericht verhandelt. Ein junger Essener hatte sich vom Wort “Schalke“ provozieren lassen und hatte ein Auto mit seinem Gürtel beschädigt.

In Kreisen mancher Fußball-„Fans“ bedarf es geringer Reize, um mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Umso gravierender sind die Folgen. Wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung verurteilte der Essener Amtsrichter Gerd Hamme einen 25-Jährigen zu acht Monaten Haft mit Bewährung.

Die Anklage erhellte den Hintergrund nicht. Sie warf dem Angeklagten aus dem Essener Stadtteil Altendorf nur vor, am 28. April um 20.50 Uhr auf dem Real-Parkplatz seinen Gürtel aus der Hose gezogen und damit auf andere Menschen eingeschlagen zu haben. Getroffen hätte er sie nicht, dafür aber ein Auto.

Reue und eine Entschuldigung

„Das stimmt so“, räumt der 25-Jährige sofort ein. Und zeigt Reue: „Das war ein Fehler, tut mir leid. Ich hatte damals wieder mal eine Scheißzeit hinter mir.“ Alkohol hätte er mit Freunden getrunken, schon früh. Schließlich war es ein Samstag, an dem sie Fußball geguckt hätten. Abends seien sie zu Real gefahren, angeblich um Kleister zu holen. Einer von ihnen hätte dann laut „Dortmund! Dortmund!“ gerufen: „Ich weiß auch nicht, was der Kollege dabei dachte. Er rief ,Dortmund!’, und dann hielt das Auto an.“ Deren Insassen seien ausgestiegen und hätten „Schalke! Schalke!“ gerufen.

Er gibt zu, den Gürtel gezogen zu haben: „Ich habe den Fehler gemacht, einmal in die Menge zu schlagen, dabei habe ich ihr Auto getroffen.“ 385,60 Euro beträgt der Schaden laut Kostenvoranschlag, berichtet die 20 Jahre alte Autobesitzerin. Dass es bei der Aktion um Fußball ging, hätte sie nicht mitbekommen.

Aggressionen trotz Siegen

Ihr Mitfahrer, 19 Jahre alt, erzählt, dass sie in dem Warenhaus Bier kaufen wollten. Den Streit sieht er sportlich: „War keine Sache, nichts Schlimmes.“ Plötzlich sei die Polizei aufgetaucht: „Wir hätten sie nicht gerufen. Ist ja keiner gestorben.“ Eigentlich hätten die „Fans“ an jenem Samstag euphorisch gestimmt sein müssen. Schalke und Dortmund hatten ihre Spiele gewonnen. Aber vermutlich sorgte die damals schon sichere Dortmunder Meisterschaft für die aufgeheizte Atmosphäre.

Richter Gerd Hamme hielt sich mit fußballerischen Bewertungen gar nicht erst auf. Ihn interessierte das Vorstrafenregister des Angeklagten, das 15 Einträge aufwies. „Für Ihr junges Alter ist das sehr, sehr viel“, sagte er dem 25-Jährigen. Immer wieder tauchen Körperverletzungen auf, aber auch Bedrohungen, Brandstiftung, Sachbeschädigung, räuberische Erpressung. Einige Jahre hat der Angeklagte, der erst vor einem Jahr von Kiel nach Essen zog, im Gefängnis verbüßt.

Bewährungshelfer kommt

Im Gegensatz zur Vertreterin der Staatsanwaltschaft, die eine Geldstrafe für ausreichend hielt, erkannte Hamme angesichts der Vorstrafen auf acht Monate Haft mit Bewährung. Ein Bewährungshelfer soll helfen, dass der Altendorfer seine Aggressionen in den Griff bekommt.