Essen. . Unter dem Motto „Kray ist bunt“ feierten am Samstag Hunderte Besucher an der Kiwitt-/Marienstraße und setzten ein farbenfrohes Ausrufezeichen hinter den breiten Protest in Nachbarschaft und Stadtteil gegen die kaum 120 Meter entfernte NPD-Landszentrale.

„Kray ist bunt“: Unter diesem Motto feierten am Samstag Hunderte Besucher an der Kiwitt-/Marienstraße und setzten ein farbenfrohes Ausrufezeichen hinter den breiten Protest in Nachbarschaft und Stadtteil gegen die kaum 120 Meter entfernte NPD-Landszentrale. Auch Rot-Weiß Essen machte mit.

„Am Anfang hatte ich schon ein ungutes Gefühl. Wir wussten ja nicht, was auf uns zukommt“, gesteht Thomas Lange, Sozialarbeiter in der Evangelischen Gemeinde in Kray und Mitorganisator des Festes. Wie auch die zahlreichen Nachbarn, die an diesem Tag die fast ausgestorbene Tradition des politischen Straßenfestes wiederbelebten, hatte er noch die Protestdemonstration vom vergangenen Mai in Erinnerung, als die Bewohner des Straßenzugs zusammen mit Aktivisten gegen eine Kundgebung von Pro NRW das Umfeld bunt schmückten und von „komischen Typen“ fotografiert worden waren.

Polizei blieb im Hintergrund aber präsent

„Komische Typen“ sollten sich aber nun beim Nachbarschaftsfest, das u.a. unterstützt wurde vom Kinderschutzbund, zahlreichen Eltern der nahen Zweigstelle der Leither Schule, „professionellen“ Protestgruppen, den Falken, dem Kindergarten „Sim Sala Grim“ des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ) und vier Bands, die umsonst auftraten, nicht zeigen. Die Polizei blieb während der Veranstaltung auf und neben dem Spielplatz, wo zahlreiche Mädchen und Jungen aus dem kinderreichen Viertel umhertobten, zwar im Hintergrund – aber dennoch präsent.

„Uns ist es einfach wichtig, dass wir jetzt hier zusammenhalten und nicht reihenweise ausziehen. Wir hatten schon immer eine tolle Nachbarschaft, in der fast jeder jeden kennt“, berichtet Mitorganisatorin Petra W. (Name von der Redaktion geändert). Seit einigen Wochen teilt sich die Mutter den Hinterhof mit der Landeszentrale. „Natürlich hat das ganz schnell die Runde in der Nachbarschaft gemacht“, sagt sie.

Nun lebt sie schon seit einigen Wochen mit den neuen Nachbarn, langsam bemerkt sie auch an ihrem eigenen Verhalten Veränderungen. „Ich schaue einfach häufiger nach den Kindern im Hof. Und wenn ich am Abend nach Hause komme, dann nähere ich mich meiner Tür schon anders als sonst“, berichtet die Anwohnerin.

Schnell formierten sich in den vergangenen Wochen die Nachbarn. Viele von ihnen hatten bislang keine Berührungspunkte mit politischer Arbeit und Aktivismus – etwa Petra W. – und machen nun auch diese Erfahrung. Sozialarbeiter Thomas Lange erläutert: „Für den Runden Tisch gilt es nun einen Mittelweg zwischen den Nachbarn und den ,professionellen’ Protestierern zu finden.“

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Solidaritätsbekundungen bekommen die Nachbarn auch aus einer ganz anderen Ecke. Rot-Weiß Essen Geschäftsführer Michael Welling war nicht nur mit seiner Familie zum Fest gekommen, sondern hatte auch gleich die Spieler Karim Avci, Lukas Lenz und Cebio Souku für eine Autogrammstunde verpflichtet. Welling: „Ich unterstütze die Aktion absolut: beruflich und privat.“