Essen. . Die Junge Union will die Studentenvertretungen abschaffen. Aber auch bei der eigenen Klientel kommt dieser radikale Ruf so richtig gut an, nicht einmal an der Universität Duisburg-Essen mit ihrer skandalumwitterten Asta-Geschichte.
Für kommenden Freitag bittet der Allgemeine Studierendenausschauss (Asta) der Universität Duisburg-Essen zur Semestereinstiegssause in die Weststadthalle. Ginge es nach der Jungen Union, müsste sich dafür in Zukunft ein anderer Organisator finden. Die JU hat auf ihrem „Deutschlandtag“ gerade ein Grundsatzpapier beschlossen, in dem sie die Abschaffung der Asten fordert. Ineffizienz, schlechte Mittelverwaltung und eine ob der geringen Wahlbeteiligung mangelnde Legitimation führen sie als Argumente ins Feld. Die Party ist vorbei, ruft der CDU-Nachwuchs den Studentenvertretungen zu, aber nicht mal bei der eigenen Klientel kommt dieser radikale Ruf so richtig gut an, nicht mal an der Universität Duisburg-Essen mit ihrer skandalumwitterten Asta-Geschichte.
Mancher Kritikpunkt ist berechtigt
Constantin Wurthmann ist örtlicher Vorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studierender (RCDS) und zugleich Mitglied der Jungen Union. Die Forderung nach einem Aus für den Asta sieht er mit gemischten Gefühlen. Einerseits halte er manchen Kritikpunkt für berechtigt, gerade mit Blick auf die Fehlentwicklungen, die die studentische Selbstverwaltung vor Ort in der Vergangenheit nahm. „Ich finde den Beschluss nachvollziehbar. Man hat bei uns gesehen, wohin das führen kann.“ Andererseits spiele der Asta eine wichtige Rolle, was die Förderung politischen Interesses angeht. Und: „Die Asten machen zum Teil echt gute Arbeit, etwa in den Bereichen Beratung oder Kultur. Ich würde ich immer dafür werben, den Asta zu erhalten – wenn man eine große Reform aufsetzt.“
Gute Arbeit in Sachen Beratung und Kultur – wer will, kann darin den Hinweis hören, die Studentenvertreter mögen sich auf ihre Kernaufgaben besinnen. Denn hinter der Forderung der JU steht – so der verbreitete Eindruck – vor allem der Unmut darüber, die Asten sähen sich zu sehr als gesellschaftspolitische Gremien, da sei zu viel Ideologie im Spiel. Auch Wurthmann mahnt hier mehr Zurückhaltung an. „Dass der Asta sich einbringt, ist richtig und wichtig. Aber er hat ein hochschulpolitisches, kein politisches Mandat.“ Er halte es für fragwürdig, wenn mit Mitteln des Asta zum Beispiel Antifa-Camps gefördert werden. „Eine Grenze zu ziehen, ist natürlich schwierig.“
Nur 5,9 Prozent wählten mit
Da findet er sich wieder in seltener Einmütigkeit mit Daniel Lucas, Referent für Hochschulpolitik und politische Bildung beim örtlichen Asta. „Wo endet Hochschulpolitik und wo fängt Allgemeinpolitik an?“, fragt der Vertreter der Linken Liste Sozialistisch-Demokratischer Studierendenbund. „Das ist eine künstliche Sphärentrennung.“ In der Satzung des Asta sei ein politischer Bildungsauftrag verankert und den gedenke man zu erfüllen. Die Forderung der JU nach Abschaffung des Asta hat man dort mit „großer, großer Erheiterung“ zur Kenntnis genommen. Sie sei „demokratiefeindlich, reaktionär, völliger Humbug“.
Selbstverständlich sei nicht zu leugnen, dass das Asta-Mandat auf einem sehr geringen Teil der Studentenschaft beruht. An der Universität Duisburg-Essen lag die Beteiligung an den Wahlen zum Studierendenparlament zuletzt bei 5,9 Prozent. „Leider engagieren sich nur wenige, aber es ist umso wichtiger, dass diese sich einbringen können.“ Den Vorwurf von Misswirtschaft und mangelnder Kontrolle weist Lucas zurück. „Ich hoffe, dass sich dieses Bild mit dem neuen Asta erledigt hat.“ Im Jahr 2011/2012 hatte der Asta knapp 940.000 Euro an Semestergebühren zu verwalten. Man sei sich der Verantwortung bewusst und zudem sowohl dem Uni-Parlament als auch dem Rechnungshof rechenschaftspflichtig. „Die Kritik zeugt auch vom Unwissen der Jungen Union.“