Essen. Er stand auf Luxus, jetzt wird es ungemütlich für ihn: Weil er im großen Stil Luxusautos wie BMW und Daimler auf Bestellung aus Osteuropa in Essen stahl, muss ein Litauer für drei Jahre und drei Monate hinter Gitter.
„Respekt“ zollte Richter Martin Hahnemann dem Angeklagten. Dass der 42-jährige Litauer sich elf Jahre nach den Straftaten freiwillig der deutschen Justiz stelle, müsse ihm hoch angerechnet werden. Dennoch: Drei Jahre und drei Monate Haft kassierte Egidius S. am Freitag vor dem Landgericht Essen für den „gewerbs- und bandenmäßigen Diebstahl“ teurer Autos.
Schon der optische Eindruck passte nicht zum Klischee des osteuropäischen Berufsverbrechers. Ein smarter, drahtiger Mann mit traurigem Blick sitzt am Freitag vor der XVI. Strafkammer. Hinten im Saal versucht seine schöne junge Frau dem Prozess zu folgen. Neben ihr verbreitet der aufgeweckte zweieinhalbjährige Sohn Freude unter den Juristen, bringt sie zum Lachen.
Luxusautos gestohlen
Doch die Realität ist bitter: 2001 gehörte Egidius S. zu einer straff organisierten Bande vornehmlich aus Litauen, die vor allem in Essen Luxusautos stahl. 80 000 Euro, aber auch 60- oder 50 000 Euro kosten die BMW und Daimler, die oft auf Bestellung aus Osteuropa gestohlen werden. Der Toyota Landcruiser für 25 000 Euro, der einer Essener Rotlicht-Größe vor dem privaten Anwesen in Langenberg gestohlen wird, zählt schon zu den preiswerten Exemplaren. Mit hochwertiger Technik werden die Autos geknackt, die Wegfahrsperren beseitigt und die Fahrzeuge auf der verschlossenen LKW-Ladefläche nach Osteuropa gebracht. Für 16 dieser Taten wird Egidius S. am Freitag verurteilt.
Seine Komplizen haben ihre Strafen längst abgesessen. Er hatte sich dagegen nach Litauen gerettet. Der internationale Haftbefehl gegen seine Person hinderte ihn zwar an Fahrten ins Ausland. Hätte er aber noch ein Jahr ausgehalten, wären seine Taten verjährt gewesen und er auch in Deutschland ein freier Mann. Doch so war es nicht. 2008 reichte sein damaliger Anwalt Beschwerde gegen den Haftbefehl ein. Die war zwar erfolglos, unterbrach aber die Verjährung, so dass er nun bis 2018 in Litauen hätte bleiben müssen.
Mittlerweile vertritt ihn der Frankfurter Rechtsanwalt Ulrich Endres, der ihn überzeugte, sich in Deutschland zu stellen. Selbst Staatsanwältin Yvonne Rothe findet angesichts dieses Schritts Worte der Milde und beantragt das, was später im Urteil herauskommen wird. „Ich bereue die Taten zutiefst“, sagt der Angeklagte. Das Urteil nimmt er nachher an. Etwa ein Jahr muss er sitzen, bevor er abgeschoben wird. Und dann kann er wieder in andere Länder fahren – bis auf Deutschland.