Essen. . Der dritte 24-Stunden-Blitzmarathon der Polizei und der Stadt in Essen geht am 24. Oktober an den Start. Doch diesmal ist des Bürgers Meinung nicht so gefragt. Diesmal werden die “Wutpunkte“ abgearbeitet, die beim letzten Marathon zu kurz kamen.

Es mag schon sein, dass zu schnelles Fahren im vergangenen Jahr 154 Mal seltener als Unfallursache ausgemacht wurde als noch in 2010. Richtig ist auch: Die meisten der zwölf Bürger, die 2011 auf Essens Straßen starben, verloren ihr Leben durch ihr eigenes Zutun. Sagen jedenfalls die Verkehrsexperten der Polizei.

Dass sie wissend um diese Erkenntnisse im gleichen Atemzug aber Kontrollaktionen wie einen 24-Stunden-Blitz-Marathon gegen Geschwindigkeitssünder vehement verteidigen, lässt Kritiker vielleicht stutzen, hat aber einen plausiblen, physikalisch nachvollziehbaren Grund: Nur wenige Stundenkilometer können bei einem Zusammenprall über Leben und Tod entscheiden. Der Grat ist ein schmaler: In acht von zehn Fällen sterben Menschen, wenn sie von einem Auto erfasst werden, das mit 65 Stundenkilometern unterwegs ist. Bei Tempo 50 überleben acht von ihnen.

Was Personal und Technik hergeben

Und so waren sich die Polizeiführer des Landes gestern bei einem Treffen im Regierungssitz Düsseldorf schnell einig: Wir holen zu einem weiteren Schlag gegen Raser und rücksichtslose Fahrer im Verkehr aus. Auch weil es ihr Chef, der Innenminister so will: Der dritte 24-Blitz-Marathon dieses Jahres beginnt am 24. Oktober um 6 Uhr mit allem, was Personal und Technik hergeben, bestätigte Polizeisprecher Ulrich Faßbender gestern auf Nachfrage: „Das Kontrollnetz soll so dicht werden wie eben möglich.“ Die Stadt werde einmal mehr mit ins Boot geholt – samt Mitarbeitern und Gerät. „Da werden wir uns noch abstimmen.“

Dass die Aktion beim Bürger ankommt, hat die vergangene im Juli gezeigt: Das Entgegenkommen war ein nahezu ungebremstes. 1229 Essener meldeten Gefahrenpunkte und machten Essen zum landesweiten Mitmach-Meister. Über 80 Prozent der „Wutpunkte“ sind abgearbeitet, sagt Faßbender. Die restlichen will man nun erst einmal bewältigen. Wohl ein Grund dafür, warum des Bürgers Meinung beim dritten Blitz-Marathon diesmal nicht so gefragt ist.

Ein Sicherheitsfaktor von vielen

Eine Woche vor dem 24. Oktober will die Polizei ihre Blitzerstandorte bekannt geben: „Wir sind für Transparenz und nicht für Heckenschützenmethoden.“ Dennoch werden den Beamten abermals viele Verkehrssünder ins Netz gehen. Trotz des großen Medienechos bei der Wutpunkt-Sammelaktion fischte die Essener Polizei 534 Fahrer ab, die mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs waren. An 116 Messstellen wurden 16.597 Fahrzeuge kontrolliert.

Als Erfolg des großen Aufwands mag im Vergleich zum ersten Blitzmarathon eine von vier auf drei Prozent gesunkene Übertretungsquote herhalten. Und doch ist angemessene Geschwindigkeit am Ende ein Sicherheits-Faktor von vielen im Straßenverkehr: Die 77-Jährige , die jetzt nach einem Unfall auf der Heinickestraße im Südviertel starb, wurde von einem Auto erfasst, das mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs war. Die Seniorin ist das siebte Verkehrs-Todesopfer dieses Jahres in Essen.