Essen. Um das Verhältnis zwischen dem Pächter Rot-Weiss Essen und dem Eigentümer, der Grundstücksverwaltung Essen, steht es nicht zum besten. Die Stimmung auf der Geschäftsstelle getrübt, denn es knirscht im Getriebe.
„Schöner kann’s nicht mehr werden. . .“ lautet eine Textzeile im RWE-Hit „Adiole“, den sie an der Hafenstraße nach jedem Tor inbrünstig schmettern – nun auch im neuen Stadion. In der Tat, es läuft prächtig für die Rot-Weissen. Die junge Mannschaft hat 15 von 18 möglichen Punkten geholt. 8000 Zuschauer pilgern zu den Heimspielen. Im Fan-Shop freuen sie sich über Rekordumsätze wie zu Zweitliga-Zeiten, und die Zahl der Sponsoren hat sich im Vergleich zur Vorsaison sogar nahezu verdoppelt.
Alles gute Gründe, die im Verein, der gestern seine neuen Räume in der Haupttribüne bezog, für beste Laune sorgen sollten. Stattdessen ist die Stimmung auf der Geschäftsstelle getrübt, denn es knirscht im Getriebe. Es läuft alles andere als reibungslos zwischen Rot-Weiss Essen und der städtischen GVE, die das Stadion gebaut hat und über eine Tochtergesellschaft betreibt.
Posse um Bildschirme
Beispiel: Als der Verein der Betriebsgesellschaft jüngst einen bekannten Hersteller von Elektro- und Unterhaltungstechnik als potenziellen Sponsor präsentierte, der bereit sei, Logen und VIP-Bereich des neuen Stadions, mit Bildschirmen auszustatten für die Übertragung von Spielen oder Pressekonferenzen, winkte das Facility-Management ab. Die Geräte genügten technisch nicht den Anforderungen und seien „leider für unsere Zwecke“ im Business-Bereich nicht geeignet“ ließ die Betriebsgesellschaft wissen, erklärte sich aber großzügig bereit, Geräte für andere Stadion-Bereiche von RWE zu übernehmen – zum Preis zwischen einem und zehn Euro pro Bildschirm.
„Eine Frechheit“, wie RWE-Vorstand Michael Welling in einem Schreiben an die GVE kommentierte. Denn den wirtschaftliche Verlust in Höhe von mehreren tausend Euro müsste der Verein als Abschreibung verbuchen.
„Zu viel Bürokratismus brauchen wir nicht“
Gegenüber dieser Zeitung will Welling den Vorgang nicht kommentieren. Auf das Verhältnis zur GVE angesprochen, wirkt er hörbar angefressen. Christian Hülsmann, Ex-Stadtdirektor und Vorsitzender des Aufsichtsrates hält den Ball lieber flach. Er wolle da nichts überdramatisieren, sagt aber auch vieldeutig: „Zu viel Bürokratismus brauchen wir nicht.“ Die GVE ist Herr im Haus und lässt das RWE gerne auch mal spüren.
Zur Stimmungslage passt, dass der Pachtvertrag für das neue Stadion noch immer nicht unterzeichnet ist. Über die wirtschaftlichen Fragen seien sich beide Seiten einig, heißt es dazu bei der GVE. Wer aber wo im Stadion werben darf, darüber gehen die Meinungen zwischen beiden Seiten offenbar auseinander. Dass die GVE die Namensrechte veräußern würde und wie viel sie dafür bekommen sollte, stand bereits fest, bevor an der Hafenstraße der erste Stein für ein neues Stadion bewegt wurde. Fünf Millionen Euro würde die Sparkasse beisteuern, zwei Millionen der Energiekonzern RWE. Und natürlich erwarten Sponsoren eine Gegenleistung. Dass deren Logo auch auf Flächen auftaucht, die wie aus Vereinskreisen zu hören ist, RWE bereits vermarktet hat, überraschte dort dann aber doch.
Die Chemie scheint nicht zu stimmen
Es hakt. Mindestens in der Kommunikation. Hinzu kommen atmosphärische Störungen, deren Ursache wohl eher bei den handeln Personen zu suchen ist. Die Chemie scheint nicht zu stimmen. Damit wäre professionell umzugehen. Doch Professionalität spricht der Verein der GVE – siehe der Streit um die Fernsehbildschirme – ab.
"Stadion Essen" eröffnet
Ob sich die Wogen wieder glätten lassen? Christian Hülsmann baut auf den Faktor Zeit. Vieles sei neu, für alle Beteiligten.
Auf Seiten der Politik kann man dem Umstand, dass nicht alles rund läuft zwischen GVE und Verein, sogar Positives abgewinnen. Liefe alles reibungslos würde das eher misstrauisch machen, heißt es aus dem Aufsichtsrat der städtischen Tochtergesellschaft. Den Schatten der Vergangenheit, den wird RWE so schnell nicht los.