Essen. 3000 Liter Wasser werden benötigt, um eine S-Bahn gründlich zu putzen. Die Reinigung der Züge geschieht in Essen mit einer regenwassergespeisten Waschanlage. Täglich werden hier bis zu zehn Züge gesäubert. Handarbeit ist nur noch bei Grafitti-Spuren unvermeidbar.

Ein unbeteiligter Beobachter hätte denken können, die Bahn lade alle ihre durch Verspätungen verärgerten Kunden zu einer kostenlosen Fahrt durchs Ruhrgebiet ein. Dem war aber nicht so: Denn die ausgebuchte Hauptattraktion, die das DB Regio Werk an der Schederhofstraße im Rahmen der „Techniknacht“ bot, war die Fahrt durch eine Waschanlage. Für Bahnen wohlgemerkt.

Meterhohe Bürstenwalzen beginnen sich immer schneller zu drehen und verteilen den Reiniger auf der S-Bahn. Von den Wänden der 125 Meter langen Halle tropft das Schmutzwasser und sammelt sich im Rinnstein neben den Gleisen. Das verbrauchte Wasser wird dann über eine Abscheideanlage getrennt und dem Kreislauf als Brauchwasser wieder zurückgeführt. 60 Prozent des Wassers können wiederverwertet werden - bei 3000 Liter , die pro Wäsche verbraucht werden, ist das eine enorme Zahl.

Die Zug-Waschstraße, 1999 erbaut, entspricht modernen Standards. Sie erfüllt alle Auflagen des Umwelt- und Gewässerschutzes, erklärt Bahnsprecher Dirk Pohlmann.

Aber die Waschanlage hat noch eine umweltverträgliche Feinheit: Sie benutzt Regenwasser, um den Dreck von den Bahnen zu spülen. „Wie viel das ist, hängt natürlich von der Wetterlage ab“, sagt Manfred Denkler und blickt in den wolkenlosen Himmel. Der Bahnmitarbeiter kontrolliert im Essener Regio Werk Fahrzeuge und Anlagen, „eine Art TÜV als Person“, lacht er.

Je größer der Zug, umso mehr Wasser

S-Bahnen und Regionalexpress-Doppeldeckerzüge können die überdimensionierte Waschanlage nutzen; bis zu zehn Züge werden hier täglich gereinigt. Vor dem Start der Zugwäsche muss der Fahrer ein Waschprogramm wählen und eingeben, welcher Zug gleich durch die Halle fährt. „Das Programm muss natürlich wissen, was für ein Fahrzeug es waschen soll“, erklärt Pohlmann. Denn je größer der Zug ist, umso mehr Wasser und Putzmittel braucht die Maschine während der Reinigung.

Auch die Art des Waschprogramms sei wichtig. Im Winter sind die Züge verständlicherweise schmutziger als im Sommer, müssen gründlicher gereinigt werden. Bei kaltem Wetter ist eine höhere Säurekonzentration nötig, im Sommer muss der Zug mit einem zusätzlichen Mittel gereinigt werden, das Insekten vom Fahrzeug löst.

Graffiti mit „richtiger Handarbeit“ entfernen

Dabei sind der Technik auch in einer 125 Meter langen Waschstraße Grenzen gesetzt. Denn Graffiti müssen die Bahn-Mitarbeiter immer noch in „richtiger Handarbeit“ entfernen, so Pohlmann. Die Farben, mit denen die unerwünschten Schmierfinken die Waggons verzieren, sind mit herkömmlichen Reinigern nicht zu lösen.

Zwar sind alle Bahnen der neueren Generation mit einer Anti-Graffiti-Schicht versehen, doch auch da sind die Sprayer inzwischen erfinderisch: Sie schmirgeln die Oberfläche an, bevor sie auf die Düse drücken.