Essen. . Das „dynaklim“-Projekt sucht nach Antworten auf den Klimawandel an Emscher und Lippe. Emschergenossenschaft trägt das Projekt.
Klagen über den Sommer? Momentan sind keine bekannt. Vor zwei Wochen, im völlig verregneten Juli, wäre das Urteil sicherlich anders ausgefallen: Das soll also der Klimawandel sein, mit seinen trockenen Sommern. Dabei steht beispielsweise für Jens Hasse zweifelsfrei fest, dass es so kommen wird in naher Zukunft, dass bis Ende des Jahrhunderts die mittlere Jahrestemperatur um 2 bis 3,5 Grad steigen wird in der Region zwischen Emscher und Lippe.
Nasse, mäßig kalte Winter, trockene, heiße Sommer, dies alles hat Hasse ganz klar vor Augen – und stellt sich mit seinen Kollegen die Frage, wie sich das Großstadtgebiet zwischen Dortmund, Essen und Duisburg darauf einstellen kann, was zu tun ist, damit der „verletzliche Wirtschafts- und Lebensraum“ keinen Schaden nimmt.
Permanent volllaufende Keller
Hasse, normalerweise als Diplom-Ingenieur beschäftigt am Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der Technischen Hochschule Aachen, leitet zurzeit das „dyna-klim“-Projekt in Essen, das sich im Auftrag des Bundesforschungsministeriums und unter Federführung der Emschergenossenschaft bis 2014 an neuen Handlungskonzepten versucht, an Anpassungs-Strategien, an einer Roadmap für Unternehmer und Kommunen, für die Menschen in der Region, wie beispielsweise mit dem Wasser umzugehen ist, das kommen wird.
Und davon mehr als genug: Trotz der trockeneren Sommer werden die Niederschläge um fünf Prozent zunehmen, warnen die Experten. „Allein bei der Neubildung des Grundwassers rechnen wir mit einer um 13,5 Prozent höheren Rate“, sagt Jens Hasse. Dass die Bergsenkungen in der Emscher-Lippe-Region dem auch noch in die Karten spielen, lässt sich bereits im Essener Norden studieren: Steigende Grundwasserpegel führen beispielsweise in Karnap zu permanent volllaufenden Kellern und bedrohen die Fundamente der Häuser. Mit einer Drainage in den Wohnquartieren will die Emschergenossenschaft hier Abhilfe schaffen.
Bundesförderung noch bis 2014
Dass bei Bauprojekten stärker als bisher auf Grund- und Regenwasser, vor allem auf die Wasserwege geachtet werden muss, ist für die „dyna-klim“-Streiter ein ganz wesentlicher Punkt: „Wenn dem Unternehmer das Wasser erst ins Keller- oder Erdgeschoss läuft, dort, wo vielleicht der Zentralrechner steht, ist es zu spät“, nennt „dynaklim“-Mitstreiterin Martina Nies ein Beispiel aus der Praxis. Und so wird die Frage, ob das Firmengebäude „klimarobust“ gesichert ist, künftig stärker in den Fokus rücken: Der nächste Jahrhundert-Niederschlag kann bereits in zwei Jahren kommen. „Die Starkregenfälle in den zurückliegenden Sommer haben gezeigt, dass es auch Bereiche treffen kann, die vordergründig sicher erscheinen“, meint Hasse.
Dass es ein langer Weg ist, hin zu einem anderen Bewusstsein, ist den Streitern im Projektbüro an der Mozartstraße im Südviertel nur zu klar: „Wir wollen Netzwerke schaffen, Plattformen anbieten, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen“, sagt Jens Hasse, der bereits 70 Projektpartner an Bord hat. 2014 läuft die Bundesförderung aus, bis dahin sollen die Strategien für eine regionale Klimaanpassung stehen. „Wir brauchen dabei Zeit, Veränderungen sind nicht schnell zu haben.“ Essen sei an diesem Prozess intensiv beteiligt und „sehr gut aufgestellt“. Die Stadt schaffe nicht nur neue Wege zum Wasser, sondern auch neue Wege fürs Wasser: „Daran müssen wir verstärkt arbeiten.“