Velbert. Insgesamt 3370 Menschen sind in Velbert arbeitslos gemeldet, 2063 gelten als ungelernt. Mit in die amtliche Statistik fallen auch Personen, die zwar eine Ausbildung gemacht, aber über Jahre in einem anderen, als dem gelernten Beruf gearbeitet haben.
Als Simona Rudtke vor über 20 Jahren ihre Fachoberschulreife in der Tasche hatte, erhielt sie direkt ein Jobangebot. „Die gut bezahlte Büroarbeit schien mir attraktiver, als die Suche nach einer Ausbildungsstelle“, erzählt sie. Später bekam die Velberterin eine noch lukrativere Stelle in der Verwaltung einer Beschlägefirma in Heiligenhaus. Elf Jahre war sie dort beschäftigt, bis der Betrieb 2009 Insolvenz anmeldete. Simona Rudtke verlor ihre Stelle und hatte ein Problem: Ohne Berufsausbildung gab es für die inzwischen 39-Jährige auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen.
3370 Velberter ohne Job
„Das ist kein Einzelfall“, weiß Ute Ackerschott, die neue Chefin der Arbeitsagentur Kreis Mettmann. „Viele lockt das Geld, wenn sie nach ihrem Schulabschluss einen Job ergattern können. Eine Ausbildung wird vertagt – aber häufig nie gemacht“. Insgesamt 3370 Menschen sind in Velbert arbeitslos gemeldet, 2063 gelten als ungelernt. Mit in die amtliche Statistik fallen auch Personen, die zwar eine Ausbildung gemacht, aber über Jahre in einem anderen, als dem gelernten Beruf gearbeitet haben. Arbeitstechnisch könne sich dann so viel verändert haben, dass „die Menschen in ihrem alten Beruf nicht mehr zurechtkommen“, so Ackerschott. Die Amtslösung: Weiterbildungsmöglichkeiten und Umschulungen – und die seien entgegen dem Klischee keine simplen Beschäftigungsmaßnahmen, betont die Arge-Chefin: „Wir passen das an die Bewerber an und schauen, welche Fähigkeiten und Interessen er mitbringt, und wie die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt aussieht.“ Schwieriger werde die Vermittlung von Menschen, an deren Grundbildung es mangele. Die etwa Sprachschwierigkeiten haben, nicht richtig lesen und schreiben können, regelrecht Analphabeten seien und die Grundrechenarten nicht beherrschen. „Solche Fälle sind keine exotische Seltenheit“, sagt Ackerschott. Nicht selten als Hilfsarbeiter jobbten diese Geringqualifizierten, wie sie im Amtsdeutsch heißen. „Wenn sie dann ihre Stellen verlieren, wird die Arbeitssuche richtig schwer“, weiß Ackerschott. Dem müsse man präventiv entgegenwirken: „Wir gehen auch in die Betriebe, bieten Weiterbildungen für Mitarbeiter an, damit sie ihre Stellen gar nicht erst verlieren und allgemein bessere Chancen haben“.
Simona Rudtke hat inzwischen wieder einen Job. Nach einer Weiterbildung zur Betreuungsasstistentin, die die Arge vermittelt hat, arbeitet sie jetzt in einem Seniorenwohnheim – eine Arbeit, die ihr absolut liege. „Das Amt hat mich individuell beraten“, sagt sie. Sie habe durchaus auch von Fällen gehört, bei denen Menschen im Amt unfreundlich abgespeist worden seien. „Bei mir war das nicht so – ein Beispiel für andere“, findet sie.