Brauerei Stauder steht zwischen Altenessen und Adlon
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Essen. . Wie schon ihre Väter wissen Axel und Thomas Stauder, dass es für die kleine Brauerei immer um einen Spagat geht: In der Heimat verwurzelt sein und dennoch auf möglichst vielen guten Speisekarten stehen. Wachsen will das Unternehmen nicht zuletzt da, wo es herkommt: in Essen.
Christian Stauder war gerade zwei Jahre alt, da brabbelte er bei jedem Sonnenschirm und jedem Kiosk, auf dem der Schriftzug der Traditionsbrauerei zu sehen war „Da! Stauder!“. Dem mittlerweile vierjährigen Filius von Geschäftsführer Thomas Stauder geht es damit nicht anders als einst seinem Vater und seinem Onkel Axel. „Stauder war bei uns immer das allgegenwärtige Thema“, erinnert sich Thomas Stauder.
Auf Plakaten im gesamten Stadtgebiet zeigen die beiden Cousins Flagge für das Familienunternehmen, das sie seit 2005 in sechster Generation führen. Mit Sprüchen wie „Mit einem Kasten Stauder tun Sie nichts für den Regenwald. Aber dafür jede Menge für den Essener Sport“ sticheln die beiden gegen die Konkurrenz und trommeln gleichzeitig für ihre Heimatverbundenheit. Dass Axel und Thomas Stauder die Traditionsbrauerei in die Moderne führen werden, war dabei nicht von vornherein klar. „Dass wir in ihre Fußstapfen treten, war sicherlich immer der Wunsch unserer Väter. Sie haben uns aber immer die Wahl gelassen“, sagt Axel Stauder.
Start bei Tengelmann, Braun und Alnatura
Dennoch begann die Vorbereitung auf das Erbe früh: Axel Stauder wählte ganz bewusst Physik als Leistungskurs, ehe es ihn zum Studium des Brauwesens und der Getränketechnologie nach Weihenstephan verschlägt. Seinen ein Jahr jüngeren Cousin zieht es derweil nach Münster, wo er Marketing und Finanzwirtschaft studiert. Nach ihrem Studium direkt ins Familienunternehmen zu wechseln, kommt damals für beide nicht in Frage. Während ihre Väter Claus und Rolf Stauder Mitte der Neunziger die Zügel noch fest in der Hand haben, wollen ihre Nachfolger erstmal Erfahrungen sammeln.
Besuch bei Stauder
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Thomas Stauder durchläuft bei Tengelmann eine Bilderbuchkarriere - innerhalb von zehn Jahren hat er fünf Positionen inne, arbeitet sich vom Marketing bis zum Leiter des Controlling hoch. Für Axel Stauder beginnt der Ernst des Lebens nach einem Auslandsaufenthalt in Barcelona bei der Firma Braun, nach fünf Jahren wechselt er zum Naturkosthersteller Alnatura. „Das war für uns beide eine sehr lehrreiche Zeit, der Abschied fiel uns nicht leicht“, sagt Thomas Stauder, der bis heute einen guten Draht zu Tengelmann-Eigentümer Erivan Haub hat.
Irgendwann um 2003 setzen sich die beiden Cousins zusammen. „Wir haben uns mit einer Kiste Stauder ein Wochenende lang in ein Hotelzimmer in Süddeutschland eingeschlossen und jedes Für und Wider abgewogen. 2004 haben wir dann gesagt, wir machen das’“, erinnert sich Thomas Stauder. 2004 ist auch ein Jahr der Rückschläge. Zwei Monate vor der Übergabe verunglückt Rolf Stauder, der das Unternehmen an der Seite von Dr. Claus Stauder seit 1967 führte, bei einem tragischen Unfall im Keller seines Hauses.
„Viele Menschen dachten damals, der Tod meines Vaters sei der Anlass für den Führungswechsel. Da war aber nicht so, zu dem Zeitpunkt war schon alles vorbereitet. Unsere Väter waren uns bei dem Generationenübergang eine große Hilfe“, sagt Axel Stauder. Bis heute ist auch Claus Stauder beinahe täglich in seinem Büro anzutreffen - wenngleich er sich aus dem operativen Geschäft komplett zurückgezogen hat. „Mein Vater nimmt gerne Repräsentationstermine wahr und steht uns immer zur Seite“, sagt Thomas Stauder.
Mit ihm und seinem Cousin als Doppelspitze hielt an der Stauderstraße ein neuer Führungsstil Einzug. Als erste Amtshandlung verlegten sie etwa ihr Büro von dem dritten in den ersten Stock. „Hier begegnen uns ständig Mitarbeiter auf dem Flur, da ist auch mal Zeit für ein persönliches Gespräch. Außerdem wollten wir, dass unsere Tür immer offen steht“, erklärt Thomas Stauder. Das gelte auch in der Außendarstellung. Unternehmer „zum Anfassen“ wollen sie sein, sagen die Stauders in sechster Generation.
„Wir wollen beim Absatz des Flaschenbiers noch zulegen“
Dabei haben sie eine große Herausforderung vor der Brust - immerhin schrumpft der Biermarkt jährlich um ein bis zwei Prozent. „Wir wollen beim Absatz des Flaschenbiers noch zulegen. Vor allem in Essen selbst, denn hier kommen wir schließlich her“, sagt Thomas Stauder. Das funktioniert vor allem über Kundenbindung.
Ein wichtiges Instrument ist dabei die Kronkorken-Sammelaktion, mit der Stauder bereits vor zehn Jahren begann - lange also vor der großen Brauer-Konkurrenz aus dem Sauerland. „Die meisten unserer Kunden kommen hier aufs Gelände, um die Korken einzutauschen. Die Gastronomiegutscheine sind dabei am meisten gefragt“, sagt Axel Stauder. Der Rücklauf ist dabei gigantisch - 50 bis 60 Prozent aller Logo-Kronkorken kommen zurück. Nach dem Eintausch werden die Deckel übrigens wie in einem Hochsicherheitstrakt gelagert und zwei Mal im Jahr unter Aufsicht verschrottet. „Das ist schließlich wie bares Geld“, sagt Thomas Stauder.
Stauder im Bild
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Ihr neuester Coup gelang den Brauer-Spezialisten mit der Einführung der Fassbrause - wobei die Essener auch hier nach eigenen Angaben bschneller waren als die Branchengrößen. Die Absatzzahlen des alkoholfreien Erfrischungsgetränks geben dem Duo Recht. Ganz ohne Neuerungen und Innovationen geht es nicht, wenngleich Stauder nicht beim „großen Mix-Wahn“ mitmachen will. Das sagen beide so energisch, dass man fast ein Ausrufezeichen dahinter setzen möchte.
In ausgewählten Gastronomien - wie der Hotelbar des Adlon in Berlin und dem Fährhaus Munkmarsch auf Sylt - sowie in Essen und den angrenzenden Ruhrgebietsstädten wollen sich Axel und Thomas Stauder mit ihrem Bier weiter etablieren - und zeigen für ihre „kleine Persönlichkeit“, wie sie das Bier bewerben, auf den Plakaten gerne großformatig Flagge. Nicht nur für Sohn und Neffe Christian.
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