Essen. . Die Bauarbeiten am ehemaligen „Osram-Haus“ ruhen. Am Montag luden Mitarbeiter der Gerüstbaufirma die letzten Stangen auf einen Lkw und fuhren davon, ohne dass irgendein Baufortschritt zu beobachten gewesen wäre. Von einem Umbau zum Hotel ist das Haus noch weit enfernt.
Das Baugerüst ist weg. Über Monate verbarg sich dahinter die denkmalgeschützte Fassade des ehemaligen „Osram-Hauses“ an der Friedrich-Straße / Ecke Kruppstraße. Am Montag luden Mitarbeiter der Gerüstbaufirma die letzten Stangen auf einen Lkw und fuhren davon, ohne dass irgendein Baufortschritt zu beobachten gewesen wäre. Zurückgeblieben ist nur ein Transparent in der zweiten Etage, das vom Umbau des Hauses in ein Hotel kündet. Wie es aussieht, wird es noch eine Weile dauern, bis hier das erste Mal die Betten bezogen werden.
Ingo Steinberg macht am Telefon nicht den Eindruck, als sei er ein Typ, der ins Kissen heult. Bevor die Gerüstbauer das Weite suchten, packten seine Leute ihre sieben Sachen ein. Abgehakt ist die Baustelle für Steinberg damit nicht. Im Gegenteil. Der Geschäftsführer der Volker Klein GmbH und Co Kg hat im wahrsten Sinne noch eine Rechnung offen, denn von den 170 Containern, die sein Zehn-Mann-Betrieb für Abbruch-Arbeiten zur Kruppstraße transportierte, sei „nur ein Minimum“ bezahlt worden. 60.000 Euro seien noch offen, schimpft Steinberg.
Und es nicht das einzige Mal, dass in dieser Geschichte von unbezahlten Rechnungen die Rede ist. Das Gerüstbauunternehmen Almo spricht von mehreren zehntausend Euro, eine Düsseldorfer Planungsfirma nennt 120.000 Euro und weiß von noch höheren Forderungen aus Tschechien zu berichten.
Tragende Wände eingerissen
Fakt ist, die Bauarbeiten ruhen. Denn bei der Entkernung des Gebäudes ist offenbar einiges schief gelaufen; Wände, die nicht hätten entfernt werden sollten, wurden eingerissen. So lautet bei der „Westfälische Grundbesitz und finanzverwaltung ag“, dem Eigentümer des Osram-Hauses, die offizielle Begründung für den Stillstand, der nun schon Monate währt. Nichts, was sich nicht reparieren ließe, versucht ein Sprecher zu beruhigen. „Ich bin derjenige, der darunter leiden muss“, klagt Steinberg. Und er ist offensichtlich nicht der einzige.
Wer fordert Geld von wem? Noch wichtiger: Wer zahlt? Wer auf diese einfachen Fragen nach Antworten sucht, sieht sich einem komplizierten Firmengeflecht gegenüber. Ingo Steinberg musste jedenfalls reichlich Mühe darauf verwenden, um zu durchschauen, mit wem er es zu tun hat. Am Beginn der Kette steht die WGF und ihr 100-prozentiges Tochterunternehmen, die Ilse Bau und Planung GmbH. Diese hat mit dem Umbau einen Generalplaner beauftragt, die Firma Don International mit feinen Adressen: Unter den Linden in Berlin und an der Königsallee in Düsseldorf.
Der Generalplaner hat wiederum ein Subunternehmen aus Tschechien eingeschaltet. Und dann taucht da noch Ideal, ein Firma für Baumanagement aus Düsseldorf auf. Die will den Kontakt nach Tschechien über einen ihr bekannten tschechischen Eishockeyspieler geknüpft haben, verhandelt habe die Firma aber direkt mit dem Generalunternehmer. So scheint es, als zeige einer auf den anderen, aber niemand trägt die Verantwortung. „Die stecken alle unter einer Decke“, ereifert sich Abbruchunternehmer Ingo Steinberg.
Gespräche über neuen Eröffnungstermin
Bei der WGF heißt es auf Anfrage nur, es gebe laufende Verhandlungen mit dem Generalunternehmer, um den Sachverhalt zu klären. Konkret gehe es um die Frage, wer für die zusätzlichen Kosten aufkomme, die durch die Schäden am Bau entstanden seien. Um welche Summe es dabei geht, sagt der Unternehmenssprecher nicht. Nur soviel: Der avisierte Eröffnungstermin, Frühjahr 2013, ist wohl nicht mehr zu halten. Über einen neuen Termin sei man mit dem Betreiber „Acom-Hotel“ bereits im Gespräch. Wie es aussieht, muss Ingo Steinberg auf sein Geld weiter warten. Ach so: Einen Rechtsanwalt, der seine Ansprüche vertritt, habe er inzwischen eingeschaltet.