Essen. . Nachdem sich das Ruhrgebiet ein Jahr später als geplant um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ bewerben will, hat die Essener Umweltdezernentin Simone Raskob gefordert, der Regionalverband Ruhr müsse die „Bewerbungsfähigkeit“ klären.
Nun also erst 2016. Das Ruhrgebiet will sich ein Jahr später als geplant um den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ bewerben. Reaktionen darauf fallen vordergründig gelassen auf: Aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Zwischen den Zeilen ist Kritik aber nicht zu überhören. Dass die Bewerbung nun verschoben werden müsse, „liegt vielleicht auch daran, dass der RVR nicht genug zugepackt hat“, kommentiert Wolfgang Freye, Vorsitzender der Linksfraktion im RVR. Und Essens Umweltdezernentin Simone Raskob erklärte auf Anfrage der WAZ: Der RVR müsse jetzt klären, ob er „bewerbungsfähig“ sei.
Diese Frage, so schien es nach Vorgesprächen in Brüssel, war längst beantwortet. Offen blieb nur, ob sich das Ruhrgebiet hinter einem Bannerträger scharen werde, wie es Essen stellvertretend fürs Revier bei der Bewerbung als Kulturhauptstadt vorexerziert hatte, oder ob ein noch zu gründender Zweckverband ins Rennen gehen darf. Die Antwort aus der EU-Kapitale wird für den 6. Juli erwartet. Der Regionalverband Ruhr kommt in diesem Szenario nur mittelbar vor und reagiert gereizt auf den Vorstoß der großen Ruhrgebiets-Städte. Ein alter Konflikt. „Der RVR muss sich mit eine Nebenrolle abfinden“, wetterte Roland Mitschke, CDU-Fraktionschef in der RVR-Verbandsversammlung. Diese beschloss gestern, die Bewerbung fortzuführen. Umweltdezernentin Simone Raskob wertet dies als positives, weil verbindliches Signal.
SPD und Grüne betonten den regionalen Charakter einer Bewerbung, wobei letztere sich sehr wohl „eine tragende Rolle für Essen“ vorstellen können, sollte kein regionale Konsens zustande kommen. Für die Linke mahnte Wolfgang Freye an, auf den gestrigen Beschluss der Verbandsversammlung müssten nun auch Taten folgen. Nicht, dass die Reaktion aus Brüssel am Ende an ein anderes geflügeltes Wort erinnert: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.