Essen. .

Das Ruhrgebiet will 2015 als Metropole Ruhr „Grüne Hauptstadt Europas“ werden. Dem müssen alle Räte zustimmen.

Daumen drücken für Frankfurt, für 2014? Bei aller Vaterlandsliebe, aber es würde Essens Chancen doch erheblich verschlechtern, Europas Grüne Hauptstadt zu werden. Wobei: Eigentlich soll Essen im Jahr 2015 gar nicht als Bannerträger vorangehen, so wie im wunderbaren Kulturhauptstadtjahr 2010. Eigentlich soll sich diesmal die ganze „Metropole Ruhr“ bewerben, mit allen Städten und Kreisen von Duisburg bis Hamm, von Wesel bis Unna.

Einen Ansprechpartner

„Das hatten wir ja noch nie“, sollen sie in Brüssel bei der EU-Kommission zwar nicht gerade ausgerufen haben, aber einen festen „Ansprechpartner“, einen, der auch die politische Rückendeckung der „Metropole Ruhr“ hat, den wollte EU-Generaldirektor Karl Falkenberg dann doch bestellt sehen. Denn normalerweise bewerben sich Städte, das spanische Vitoria ist beispielsweise dieses Jahr Europas Grüne Hauptstadt, das französische Nantes folgt 2013.

Die Zeit drängt: Bereits heute soll der Umweltausschuss die Teilnahme am EU-Wettbewerb „Grüne Hauptstadt Europas – European Green Capital 2015“ beschließen. Gleichzeitig bittet die Stadt, für die Mitgliedschaft im noch zu gründenden „Zweckverband Grüne Hauptstadt Ruhr“ zu stimmen. Das Konstrukt ist nicht ganz neu: So ähnlich hatte sich die Rhein-Ruhr-Region für die Olympischen Spiele 2012 beworben. Bereits Ende des Monats soll der Stadtrat zustimmen, bis Ende Juni müssen die positiven Voten aller elf Städte und der vier Kreistage vorliegen. Essens Umweltdezernentin Simone Raskob ist optimistisch: „Das ist eng, aber das bekommen wir hin.“

In der Tat: Bereits Mitte Juni startet die Bewerbung für 2015. Ende Juni sollen die Unterlagen des neuen Zweckverbandes in Brüssel auf dem Tisch liegen, Falkenberg hat eine Prüfung bis 6. Juli zugesagt. Sollte Brüssel die „Metropole“ und ihren Zweckverband als Bewerber ablehnen, müsste ein Bannerträger einspringen. Essen ist dabei nicht ganz unumstritten: auch Bochum und Dortmund haben ihr Interesse formuliert und verweisen auf 2010. Natürlich würde Essen auch Bochum oder Dortmund unterstützen, in der Oberbürgermeister-Runde hat man sich zwar darauf geeinigt, das Thema erstmal auszuklammern, andererseits macht Essens OB Reinhard Paß keinen Hehl daraus, wer Favorit in dem Rennen wäre.

Ein Rennen, das um ein Jahr auf 2016 verschoben würde, sollte in der jetzigen Ausscheidungsrunde zwischen Kopenhagen, Bristol und Frankfurt die Wahl auf die Hessen fallen. Ob bei 20 teilnehmenden Städten bereits zwei Jahre später erneut eine deutsche Stadt den Titel erhalten würde, dahinter darf man getrost ein Fragezeichen setzen: „Andererseits wäre die Arbeit nicht verloren, wir könnten uns auch zwei, drei Jahre später erneut bewerben“, sagt Simone Raskob, „und natürlich haben wir die Klima-Expo 2020 im Kopf“. Die Umweltdezernentin hofft, dass die Landesregierung an ihrer Aussage festhält, die Bewerbung zu unterstützen.

Natürlich spielt in einer Metropole mit leeren Kassen die finanzielle Frage immer eine Rolle: Bei der Bewerbung kann Simone Raskob beruhigen. Der Essener Anteil liegt bis zur Endrunde bei genau 3.347,19 Euro, im kommenden Jahr bei 11.157,30 Euro. Ansonsten schultern die Mitarbeiter im Umweltdezernat die zusätzliche Fleißarbeit: „Dafür werden wir keine Stelle schaffen.“

Etwas anderes wäre es, sollte die Metropole oder Essen als Bannerträger den Titel erhalten. Auch dazu hat sich die Dezernentenrunde aus Dortmund, Bochum, Essen & Co. bereits Gedanken gemacht – und verweist beispielsweise auf Hamburg. Die Hansestadt ließ sich 2011 den Hauptstadttitel gut zehn Millionen Euro kosten. Rund 2,5 Millionen kamen von Sponsoren: „Wenn das Land uns mit zwei Euro pro Einwohner unterstützen würde, hätten wir bereits die zehn Millionen zusammen“, sagt Raskob. „Und ich bin mir sicher, dass sich auch die Wirtschaft beteiligen würde“.

Mehr ins Grün investieren

Doch auch auf die Kommunen kämen Kosten zu: „Wir müssten natürlich als Grüne Hauptstadt Europas mehr in unser Grün investieren.“ Derzeit liegt Essen da mit rund 4.900 Euro pro Hektar am Ende aller Tabellen, weit entfernt vom Mittelwert im Ruhrgebiet bei 11.435 Euro: „Das ist angemessen, und das gilt auch für Essen“, sagt die Umweltdezernentin. Darauf habe sie in den Haushaltsberatungen hingewiesen, „ich bin da nicht unoptimistisch“.

Grüne Hauptstadt Europas

Inhaltlich geht es in der Bewerbung um die lokalen Beiträge, Projekte oder Initiativen zum Klimawandel, zur nachhaltigen Landnutzung, zur Energieeffizienz, zur Natur- und Artenvielfalt, zur lokalen Luftqualität oder zum Abfall- und Abwassermanagement. Beispiele dafür sind das Projekt „Wege zum Wasser“, der Emscherumbau, der Ausbau des Radwegenetzes oder die Freigabe des Baldeneysees für Schwimmer.