Essen. . Der wichtigste Verein der Stadt Essen sollte bei der Einweihung des neuen Stadions auch spielen, finden die Fans von Rot-Weiss Essen. Bei Facebook formiert sich der Protest dagegen, dass RWE bei der Eröffnung nach bisherigen Plänen nur Zaungast sein soll. „Wir sind Fans, keine Statisten“, hat ein Fan die Gruppe genannt.

Das erste Heimspiel, an das sich Sebastian bewusst erinnern kann, ging verloren: 1995 war das, nicht schlecht für einen erst 23-jährigen Fan, 5:8 nach großem Kampf und Elfmeterschießen im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen.

Wie eine Niederlage muss es sich für den RWE-Anhänger Sebastian auch angefühlt haben, als er davon erfuhr, dass sein Verein bei der Eröffnungsfeier des neuen Essener Stadions am 12. August nur Zaungast sein soll und stattdessen die Damenfußballerinnen der SG Schönebeck kicken. „Ich war geschockt“, beschreibt der 23-jährige Essener, der seinen vollen Namen nicht genannt wissen möchte, seine erste Reaktion.

Sein Konter: die Eröffnung der Facebook-Gruppe „Wir sind keine Statisten“, die den offiziellen Teil der Stadion-Eröffnung boykottieren will. Die Offensive der RWE-Fans formiert sich: Am Samstag hat Sebastian die Gruppe ins Leben gerufen. Die 1000er-Marke von Unterstützern hat er schon am Montagmittag geknackt. Das nächste Ziel ist eine Zahl von 1907 Boykott-Zusagen. 1907 - wie das Gründungsjahr ihres Vereins.

Sebastian ist sich seiner Sache sicher: „RWE war der hauptsächliche Grund, ohne den Verein und seine Fans wäre dieses Stadion nie gebaut worden.“ Dass es ein Stadion, ja eine Arena, für die ganze Stadt sein soll, stehe dazu nicht im Widerspruch, findet der Fan - deshalb der Protest: „Ja, es ist ein Stadion für ganz Essen, aber hier geht es einzig und allein um die Eröffnungsfeier und da hätte es Rot-Weiss verdient, das erste Spiel zu machen.“ Danach ist für den RWE-Fan auch der Liga-Konkurrent FC Kray willkommen.

„Momente, die werde ich nie vergessen“

Vom spontanen Erfolg seiner Initiative („ein Selbstläufer“) ist Sebastian selbst überrascht, die Pläne für weitere Aktionen sind zum jetzigen Zeitpunkt aber dementsprechend noch verhalten. T-Shirts hat er jetzt drucken lassen, auf denen der Slogan der Gruppe propagiert wird. Am Tag der Eröffnung selbst ist ein „stiller Protest“ geplant: „Wir werden vor dem Stadion stehen, ein Bierchen trinken, unsere Lieder singen, aber es nicht betreten.“

Ein kleines Fünkchen Hoffnung glimmt noch: Dass es sich die Stadt als Eigentümer der Immobilie mit dem Programm der Eröffnungsfeier noch mal überlegt und die bisherigen Planungen zugunsten von Rot-Weiss Essen korrigiert. Sebastian ist über seinen Vater zum Verein gekommen: „Wenn ich kann, bin ich da.“ Er hat die Aufstiege des Vereins genossen, die Pokalsiege, er verpasst kaum ein Spiel pro Saison. Er erinnert sich „an Momente, die werde ich nie vergessen“. Er will am ersten Tag in diesem Stadion, das er wie viele lange Jahre herbei gesehnt hat, seinen Verein spielen sehen. Es wäre ein Sieg.

Ein Spiel von RWE gegen einen renommierten Bundesligisten, das wäre „ein Knaller“ gewesen, meint Sebastian. Vielleicht Dortmund oder Schalke gar, M’gladbach war ja immerhin schon im Rennen. „Ich hätte mir auch vorstellen können, dass die Damen der SG Schönebeck gegen unsere Jungs von Rot-Weiss spielen, „sagt Sebastian und lacht, „es ist ja ein Freundschaftsspiel.“ Wäre das ein Spiel für alle Essener gewesen? Im Stadion für Essen - und für RWE.