Essen. . Vor gut einer Woche wurde Ingrid Heyer als Fußgängerin von einem Auto angefahren. Und dennoch strahlt die 72-Jährige über das ganze Gesicht. Sie hat sofort nach dem Unfall Hilfe erfahren. Heute sagt die Rentnerin: „Es ist mir wichtig, das einmal zu betonen und mich zu bedanken.“
Ingrid Heyer hat Schmerzen. Ihre Arme sind mit Blutergüssen übersät. Gerade ist die Gipsschiene am rechten Arm entfernt worden. Jetzt merkt die Holsterhauserin die starken Prellungen erst richtig. Vor gut einer Woche hatte die Rentnerin einen Unfall, wurde als Fußgängerin von einem Auto angefahren. Und dennoch strahlt die 72-Jährige über das ganze Gesicht. „Ich hatte wirklich Glück im Unglück“, lächelt sie. Sie sei nicht nur glimpflich davon gekommen, was die Verletzungen betrifft. Sie habe auch direkt nach dem Umfall Hilfe erfahren, die Unfallverursacherin und mehrere Passanten hätten sich sofort und intensiv um sie gekümmert.
„Es ist mir wichtig, das einmal zu betonen und mich zu bedanken“, sagt Ingrid Heyer, die um ihre Person „gar kein Aufhebens“ machen will. So oft lese und höre man von Unfallflucht und davon, dass sich niemand kümmere, auch wenn ein Mensch hilflos auf der Straße liege. „Da habe ich das komplette Gegenteil erlebt. Und das gerade von jungen Menschen, denen man doch oft Gleichgültigkeit unterstellt“, glaubt die 72-Jährige nach dem Vorfall um so mehr an das Gute im Menschen.
Die Holsterhauserin war am frühen Abend vom Tanzkurs in der Volkshochschule gekommen und gerade aus der Linie 106 am Klinikum ausgestiegen. Sie wollte die Kreuzung Hufeland-/Kaulbach-/Holsterhauser Straße - „natürlich bei Grün“ - überqueren, um die kurze Strecke bis zu ihrer Wohnung zurückzulegen. Zwei Ampeln habe sie passiert, wollte gerade den dritten Abschnitt überqueren, als sie einen heftigen Schlag verspürte. Ein Auto, das von der Hufelandstraße links in die Holsterhauser Straße Richtung Margarethenhöhe abbiegen wollte, hatte sie erwischt. „Ich war wohl kurz ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf der Straße und fünf junge Leute waren bei mir.“
Der Schock ihres Lebens
Vier Passanten und die Unfallfahrerin, die sofort angehalten habe, hätten sie aufgehoben, ihr an den Straßenrand geholfen, Polizei und Krankenwagen verständigt, der sie ins nahe Klinikum gebracht habe. Dort sei sie vier Stunden lang untersucht worden. „Für die junge Frau, die den Unfall verursacht hat, war das wohl der Schock ihres Lebens. Sie ist ins Krankenhaus nachgekommen, hat drei Stunden auf mich gewartet und so geweint, dass ich sie trösten musste“, sagt die 72-Jährige frühere Fremdsprachensekretärin, die jetzt hofft, dass ihre Schleimbeutelverletzung am Arm auch ohne Operation wieder verheilt.
„Bisher ist mir nie etwas passiert. Wenn ich selbst Auto fahren würde, wäre ich vielleicht auch als Fußgängerin aufmerksamer gewesen. Aber ich habe zwar den Führerschein, bin aber nur etwa ein Jahr gefahren und habe dann beschlossen, dass ich zu den Menschen gehöre, die kein Auto fahren sollten“, kann Ingrid Heyer schon wieder lachen. „Alles hätte viel schlimmer kommen können, ohne die Menschen, die mir geholfen haben. Nur bis ich wieder tanzen kann, wird wohl einige Zeit vergehen“, bedauert sie.