Essen. . Nach mehr als zehn Jahren ist die Zeit der Präsenzstreifen von Ordnungsamt und Polizei abgelaufen. Denn sogar die Doppelstreife gilt inzwischen als freiwillige Leistung, die die Stadt sich nicht mehr leisten kann, selbst wenn sie es wollte. Künftig werden die Beamten nur zur Gefahrenabwehr eingesetzt.

Über eine Dekade lang war der Stadt das Wohlbefinden ihrer Bürger auf den Straßen und Plätzen Essens immer wieder Millionen wert und der Slogan Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit mehr als nur ein leeres Schlagwort. Die unübersehbar zur Schau getragene Partnerschaft aus Polizei und Ordnungsamt gehörte schon bald nach der „Machtübernahme“ der Christdemokraten wie selbstverständlich zum Stadtbild.

Fortan stellte die so genannte Doppelstreife Tag für Tag recht ordentlich was auf die Beine. In den Einsatzbüchern fanden sich neben tausenden Anzeigen und Verwarnungen jedes Jahr allein rund 16.000 Bürgerkontakte. Eine durchaus beeindruckende Zahl und irgendwie auch ein Zeichen für eine weitreichende Akzeptanz, selbst wenn sich mancher Zeitgenosse nicht des Eindrucks erwehren konnte, dass die Teams immer dann gerade Feierabend hatten, wenn sie am dringendsten gebraucht wurden.

Auslaufmodell Doppelstreife

Dabei hat der Schlendrian nie Einzug gehalten, Jahr für Jahr ging’s auf Schusters Rappen durch die Innenstadt und die Stadtteile. Doch mit dieser verbreiteten Gewohnheit ist bald Schluss.

Denn den Damen und Herren vom Amt steht eine deutliche Wende bevor, die vermutlich nicht ohne Widerspruch bleiben wird: Die Doppelstreife wird zum Auslaufmodell – jedenfalls in ihrer gewohnten Form.

Aus für die Präsenzstreifen in Essen?

Nach NRZ-Informationen plant die Stadt die so genannten Präsenzstreifen ganz einzustellen und die Teams aus kommunalen und Landesbeamten als Eingreif-Truppe einzusetzen, und zwar nur noch zur reinen Gefahrenabwehr, dort, wo Kriminalität tatsächlich passiert.

In dem Maße, in dem personelle und finanzielle Zwänge die Kommune unter Druck setzen, ist kaum mehr Raum für vorbeugende Maßnahmen, heißt es – selbst um den Preis des subjektiven Sicherheitsgefühls. Denn sogar das gilt inzwischen als freiwillige Leistung, die die Stadt sich nicht mehr leisten kann, selbst wenn sie es wollte.

Konzentration aufs Kerngeschäft

Vielmehr ist künftig Konzentration aufs Kerngeschäft angesagt: „Die objektive Sicherheit muss in den Mittelpunkt der Überlegungen“, heißt es im Rathaus zur Begründung der neuen Pläne, die in diesen Tagen der Politik unterbreitet und an der Ordnungspartnerschaft nicht spurlos vorübergehen werden.

Bereits im vergangenen Jahr musste die Stadt die Zahl der Präsenzstreifen wegen personeller Probleme vor allem in der Polizeiinspektion Mitte um etwa 200 auf 799 zurückfahren. 523 Mal waren die Teams in der City unterwegs, 1115 Mal in den Stadtteilen.

Streifen für Schwerpunkten wie den Hauptbahnhof

Künftig werden die Teams dort eingesetzt, wo sich wirklich Ungemach breitmacht – etwa am Hauptbahnhof oder auf dem Willy-Brandt-Platz. Beim Beamten-Bummel auf der Kettwiger werden sie wohl kaum noch zu sehen sein.

Dazu kommen immer mehr größere Veranstaltungen, die nur unter verschärften Auflagen stattfinden dürfen: „Wir brauchen inzwischen Mann und Maus für den Erhalt der objektiven Sicherheit.“ Darauf, aber auch nur darauf, habe der Bürger einen Rechtsanspruch. Weniger auf eine zuvorkommende Doppelstreife etwa in der Rathaus-Galerie.