Essen. . Am Samstag gründet sich die RWE-Fan- und Förderabteilung. Verein und Fans rücken näher zusammen. Der Anfang wird, im Vorfeld des letzten Saison-Heimspiels gegen Fortuna Köln, schon mal gemacht. Vorausgegangen ist ihm bereits ein anderthalb Jahre dauernder Prozess, der am jüngsten Tiefpunkt der Vereinshistorie begann.
„Wir sind der Verein“, besagt ein oft gehörter Schlachtruf von Fußballfans, wenn die Führungsetage im Verein den Kontakt zur Basis, den Fans, verloren zu haben scheint. In Essen kennt man diese Zustände nur zu gut: drei Zwangsabstiege, wiederkehrende Finanzprobleme, zuletzt die Insolvenz im Jahr 2010 und jedes Mal kam der Tiefschlag in den Fan-Magen überraschend – damit soll nun Schluss sein. Mit der Gründung einer Fan- und Förderabteilung (FFA) im Rot-Weiss Essen e.V. erhalten Mitglieder und Fans mehr Mitspracherecht im Verein.
Zwar hat man noch kein Logo, darüber will man abstimmen lassen, und auch die Vorstandskandidaten – gewählt werden sollen immerhin bis zu elf Personen – stehen noch nicht genau fest, viel mehr sei man „noch ganz am Anfang“, betonen die Verantwortlichen. Doch immerhin, dieser Anfang wird am Samstag, im Vorfeld des letzten Saison-Heimspiels gegen Fortuna Köln, schon mal gemacht. Vorausgegangen ist ihm bereits ein anderthalb Jahre dauernder Prozess, der am jüngsten Tiefpunkt der Vereinshistorie begann.
Ein Teil des Vereins werden
„Nach dem Lizenzentzug und der Insolvenz war für uns klar: ‚So geht es nicht weiter’“, erinnert sich Ralf Schuh, RWE-Fan und heute Mitglied im Aufsichtsrat seines Vereins. Als der Zwangsabstieg in die Niederungen des deutschen Fußballs feststand und das Überleben des gesamten Vereins zweifelhaft war, setzten er und zahlreiche andere Fans sich zusammen und entwickelten Ideen. Ein Antrag sollte her, der Fans und Verein näher zusammenrücken lässt, der vor allem aber den Anhängern die Möglichkeit gibt, selbst im Verein aktiv zu werden und die dortigen Prozesse zu überprüfen.
RWE - das letzte Spiel
Der Grundstein dafür wurde durch zwei unabhängige Fangruppierungen und den neuen Vorstand kurz nach dem Insolvenzantrag gelegt. „Damals gab man uns die Möglichkeit, sofort einen Fanvertreter in den Aufsichtsrat wählen zu lassen, die wollten wir uns nicht entgehen lassen“, erzählt Thomas Aderhold, Gründer der Initiative „Du bist RWE“. Als diesen Vertreter bestimmte man letztlich Ralf Schuh. „Irgendwie konnte ich die Leute einfach von mir überzeugen“, wundert sich Schuh noch heute.
Auf der anschließenden außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde zunächst Schuh in den Rat gewählt und dem Verein zusätzlich der Auftrag erteilt „eine stärke Mitglieder- und Fan-Einbindung in das Vereinsleben zu realisieren“. Als Folge entstand eine Arbeitsgruppe, aus der nun am kommenden Samstag die erste Abteilung für Fans in 105 Jahren Rot-Weiss Essen entstehen wird – vorausgesetzt, die Mitgliederversammlung stimmt am 24. Juni der Gründung und einer notwendigen Satzungsänderung zu.
Fester Posten im Aufsichtsrat
Mit der wäre dann auch gewährleistet, dass ab sofort die Fans alle drei Jahre einen Kandidaten für den Aufsichtsrat zur Wahl stellen dürfen, ohne dass dieser vorab durch den Wahlausschuss gehen muss. „Wir sind recht optimistisch, dass das funktioniert“, lächelt Schuh, schließlich haben im Vorfeld nahezu alle Teile der Fanszene ihren Teil zum neuen Konzept beigetragen.
Das sieht vor, „die Interessen der Mitglieder und Fans des RWE nach innen und nach außen“ zu vertreten“. Dazu gehört, neue Vereinsmitglieder zu gewinnen, „die Stärkung der Fanszene als wichtigstem und unverzichtbarem Rückhalt des Vereins“ und die Einbindung der zahlreichen Fanclubs.
„Bei denen weiß momentan niemand, was der Verein von ihnen erwartet und was der Verein ihnen umgekehrt bieten kann“, weiß Schuh, selbst Mitglied des Fanclub „Platzprolls“. So sei unter anderem gar nicht klar, wie man zurzeit einen offiziellen Fanclub gründen könne, oder ob man das RWE-Logo im Gruppenwappen nutzen darf. „Das muss sich ändern“, sind sich Schuh und Aderhold einig.
Alle diese Aufgaben sollen ehrenamtlich und durch eine unabhängige Finanzierung erledigt werden. Gerade Letzteres sei nach der Insolvenz das einzig richtige Zeichen, sagt Aderhold: „Bei uns laufen so viele herzliche und verrückte Leute rum, die uns unterstützen, da müssen wir unserem Verein nach der Insolvenz nicht auf der Tasche liegen“. Auch Sponsoren der Fußballabteilung wolle man zur Förderung einiger Projekte gewinnen. „Und der Verein hat bereits klar gemacht, dass er uns, wenn die Ideen stimmen, dann ebenfalls unterstützen wird“, ergänzt Schuh.
Die Baustellen sind vielfältig, die Erwartungshaltung, auch an sich selbst, groß und das Ziel klar: „Wir wollen den Fans die Möglichkeit bieten, näher an den Verein heranzurücken, wir wollen dem Fanprojekt bei seinen Aufgaben helfen und den Verein mit unseren Ideen und unserem Engagement fördern“, dafür stehe letztlich das Wort „Förderabteilung“ mit im Namen, erklärt Schuh. Erreichen will man das gemeinsam. „Fanclubs, Ultras, ältere Generation, die Jugendlichen – jeder Fan, der sich für eine Mitgliedschaft entscheidet, hilft uns“, so die klare Botschaft des Duos.
Eine Mitgliedschaft in der Fan- und Förderabteilung hängt fest mit einer Vereinsmitgliedschaft zusammen. Mitglieder können einen Ummeldeantrag ausfüllen und von Fußball- in die Fanabteilung wechseln. Die Vorteile, wie der Fanshop-Rabatt, bleiben bestehen. Eine Mitgliedschaft kostet jährlich 66 Euro (33 Euro ermäßigt), den Antrag gibt es im Internet: www.rot-weiss-essen.de.