Essen. . Der Arbeitsmarktbericht April weist ein Plus von elf Prozent aus. Seit dem 1. Januar betreut die Stadt die Langzeitarbeitslosen in Eigenregie. Deswegen habe das Computer-System umgestellt werden müssen. Sprecherin Heike Schupetta hält die Zahle der Bundesagentur daher für „nicht valide“.

Die Unterscheidung Jobsuchender nach Arbeitslosengeld I und II kennzeichnet eine Zwei-Klassengesellschaft auf dem Markt der Arbeitssuchenden. Zwei Einkommensgruppen. Zwei Quoten Arbeitssuchender – die gegensätzlicher nicht verlaufen könnten.

Waren im März noch 10 000 Kurzzeitarbeitslose auf Stellensuche, so sank im Folgemonat die Zahl um 100 Menschen. Geld von der Arbeitsagentur bekamen nicht mehr 6799, sondern nur noch 6628 Essener. Eine Entwicklung, die die Arbeitslosenquote sinken lassen könnte – stattdessen stieg die absolute Quote. Was sich mit einem Blick auf die Entwicklung der arbeitssuchend gemeldeten Hartz-IV-Empfänger erklärt.

„Wir halten die aufgeführten Zahlen für nicht valide“

43 150 Essener bekamen im März Grundsicherung und suchten nach einem Job – im April waren es bereits 47 860, was einen Anstieg um rund 11 Prozent bedeutet. Ein Problem, das die Stadt Essen lösen muss, die seit dem 1. Januar als Optionskommune selbstständig für den Betrieb von Jobcentern und der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen zuständig ist.

Eine Erklärung für den sprunghaften Anstieg hat Jobcenter-Sprecherin Heike Schupetta nicht. „Wir haben im Januar auf ein neues Computer-System umgestellt.“ Nur ob die Langzeitarbeitslosen im System der Agentur oder der Stadt Essen erfasst sind – sie wurden auch vor der Umstellung schon gezählt. Statt einer Erklärung folgt immerhin eine Aussage: „Wir halten die aufgeführten Zahlen für nicht valide.“ Angesichts des signifikanten Anstiegs jedoch scheint diese Aussage wenig befriedigend.

Mittel für Maßnahmen stark gekürzt

Bleiben Mutmaßungen: Stark gekürzt sind die Mittel für Qualifizierung und Gemeinwohlarbeit. In diesem Jahr kann die Stadt Essen aus einem Topf mit 50 Millionen Euro schöpfen – im Vorjahr waren es noch 11,5 Millionen Euro mehr. So bleiben im Prinzip Fördern und Fordern durch Qualifizierung immer weiter auf der Strecke. „Aber aus der Misere, dass wir mit reduzierten Mitteln arbeiten müssen, kommen wir nicht heraus“, sagt Schupetta. Immerhin: Einen weiteren Fördertopf hat die Stadt Essen aufgetan – so fließen noch einmal 3,7 Millionen Euro in die Jobcenter. Diese sind allerdings zweckgebunden und ausschließlich für die Vermittlung älterer Hartz IV-Bezieher zu verwenden.

Dennoch will die Stadt Essen an dem Ziel, das sie sich als Optionskommune gesteckt hat, festhalten: Als „Speerspitze“ in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit will man die Jobvermittlung ausbauen. Absichtsbekundungen, die sich bislang nicht in der Arbeitsmarktstatistik bemerkbar machen. Unter dem Strich bleibt für den Februar festzuhalten: Die Gesamtquote (Alg I und Alg II-Bezug) stieg auf 12,7 Prozent – im Vorjahresmonat lag sie bei 12,2 Prozent.