Essen. . Fünf Jahre nach dem Auszug aus dem DGB-Haus an der Schützenbahn ist der DGB jetzt an der Teichstraße Mieter der IG Metall. Rund zwei Jahre dauerte der Umbau der ehemaligen Firmenzentrale des Messtechnik-Dienstleisters IFM. Am Mittwoch wurde das Gebäude eingeweiht.
Fünf Jahre nach dem Auszug aus dem DGB-Haus an der Schützenbahn haben die Essener Gewerkschaften eine neue Heimat gefunden. Am Mittwoch feierten sie die Eröffnung des Gewerkschaftshauses an der Teichstraße in der ehemaligen Firmenzentrale des Messtechnik-Dienstleisters IFM.
Der IG Metall-Bevollmächtigte Bruno Neumann war bei der Einweihungsfeier der meistgelobte Mann im Saal. Als der DGB entschied, das marode Haus an der Schützenbahn, seit 1954 Heim der Gewerkschaften, zum Jahresende 2007 aufzugeben, weil sich eine Sanierung nicht mehr lohnte, war der Metaller ins Mark getroffen. „Es kann doch nicht sein, dass die Essener jetzt ohne Gewerkschaftshaus sind“, beschwor er am Rande einer Klausurtagung der IG Metall in Nürnberg seinen Gewerkschaftsboss Huber und den Hauptkassierer Bertin Eichler. „Wir haben doch eine Immobiliengesellschaft. Da muss doch was zu machen sein!“
Bei Eichler lief Neumann offene Türen ein. Die Treuhandgesellschaft „Igemet“ der Metaller fördert den Bau und Betrieb von Gewerkschaftshäusern, weil es sich lohnt - und weil solche Häuser „Zeichen für stolze und selbstbewusste Gewerkschaften sind“, sagt Eichler. Also begannen die Metaller zu kalkulieren, während die Gewerkschaften ins Gildehof-Center am Hauotbahnhof umzogen. „Ein schmerzlicher Prozess“, sagt Eichler im Rückblick. Und Bruno Neumann sagt: „Diesen Standort habe ich immer nur als Übergangswohnheim begriffen.“ Als der Messtechnik-Dienstleister IFM 2009 seine Zentrale an der Teichstraße aufgab, um ins um- und neu gebaute Rüttenscheider Glückaufhaus umzuziehen, schlug „Igemet“ zu.
„Kombination von sanierter alter Bausubstanz mit moderner Innenarchitektur“
Rund zwei Jahre dauerte der Umbau des vierstöckigen Gebäudes. Eichler wollte „eine Kombination von sanierter alter Bausubstanz mit moderner Innenarchitektur“, und die ist sichtbar im neuen Gewerkschafthaus: die Backsteinmauern des in den 1960er Jahren errichteten ehemaligen Lagerhauses ebenso wie die hohen Fenster. Sieben Millionen Euro hat das Gewerkschaftsunternehmen in Erwerb und Umbau des Gebäudes mit 3500 Quadratmetern Bürofläche investiert. An der Schützenbahn waren die Einzelgewerkschaften Mieter des Gewerkschaftsbundes. An der Teichstraße ist es umgekehrt: Hier zahlt der DGB Miete an die IG Metall.
Der Einzugstermin wurde mit Blick in die Geschichte gewählt, sagt DGB-Chef Dieter Hillebrand. Am 2. Mai 1933 begann die SA in Essen mit der Zerschlagung der Gewerkschaften. Die letzte Gewerkschaft im neuen Haus fehlt noch. Die Kollegen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wollen erst den kürzlich erfolgreich absolvierten Arbeitskampf im öffentlichen Dienst abrechnen: Wegen eines Umzugs soll niemand auf sein Streikgeld warten müssen. Voraussichtlich Mitte Juni zieht dann auch Verdi von der Hollestraße an die Teichstraße um.