NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg eröffnete gestern offiziell den Zollverein-Park.Grün bietet nicht nur Wege zur Industriearchitektur, sondern auch seltene Pflanzen und Tiere
Die 30-köpfige Besuchergruppe durchkämmt eine exotische Wildnis. Es ist eine eigenartige Mischung aus Natur, Stahl und Beton. Der schmale Weg schlängelt sich vorbei an bunkerartigen Bauten, führt über steile Treppen durch üppiges Gestrüpp und streift immer wieder die kolossale Architektur der ehemaligen Zeche.
Zollverein ist nun offiziell um eine Attraktion reicher. Im Rahmen des jährlichen Kinderfestes eröffnete NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg gestern den Zollverein-Park. Damit sich keiner im Grün verläuft, können Besucher nun einen "Entdeckerplan" erwerben. Auf der Karte sind alle Wege und Bauten auf dem Weltkulturerbe-Gelände verzeichnet.
Und während vor Schacht 12 sich der Nachwuchs am Bühnenprogramm, dem Kinderzirkus und einem Astronauten-Training erfreut, ziehen die Älteren auf einer der zwei verfügbaren Routen durch die Industrie-Wildnis.
"Wir laufen momentan noch durch eine Baustelle" erklärt Barbara Wendling , Pressesprecherin der Entwicklungsgesellschaft Zollverein. Mancher Durchgang ist frisch gerodet, die Abdrücke der Bagger noch gut im knochenharten Boden zu erkennen. "Es gibt nur wenige Pflanzen, die diese Trockenheit überleben", erklärt Birgit Ehses, freie Mitarbeiterin beim Regionalverband Ruhr. Die im Park lebenden Pflanzen kommen aus fernen Ländern. Der Wind und Eisenerztransporte brachten einst die Pollen in die lebensfeindliche Umgebung. Auch seltene Tiere wie die gefährdete Kreuzkröte siedelten sich in der Industriebrache an.
Ralf Pretz, Melanie Niessen und Tochter Anna sind regelmäßige Zechen-Besucher. Sie waren eigentlich auf dem Kinderfest und haben sich spontan auf die Reise durch die Natur begeben. Sie staunen, wie schnell sich Zollverein verändert: "Es ist sehr interessant, wie sich laufend aus Altem etwas Neues entwickelt."
Dem stimmt Ulrich Reuter von der NRW-Stiftung zu. "Wir sind hier, um zu gucken, was mit unseren gestifteten Geldern passiert." Er ist zufrieden, aber: "Ich vermisse das Engagement von Institutionen wie Greenpeace. Der Park hat mehr Anerkennung verdient."