Essen. Der Studiengang Kommunikationswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen sollte eigentlich schließen. Jetzt stehen die Zeichen überraschend auf Neustart: Konkrete Pläne liegen vor. Diese Ankündigung wirkt einigermaßen amtlich. In Wahrheit ist aber noch gar nichts offiziell.
Die Überlebens-Chancen für das Fach Kommunikationswissenschaft (KoWi) an der Uni Duisburg-Essen, das seit dem vergangenen Sommer akut von der Schließung bedroht war, sind in den vergangenen Monaten erheblich gestiegen. Mehrere Gespräche zwischen den Beteiligten seien erfolgreich verlaufen, heißt es.
Seit mehreren Wochen verkündet Professor Jens Loenhoff, der geschäftsführende Direktor des Instituts für Kommunikationswissenschaft, auf der institutseigenen Homepage im Internet bereits: "Kommunikationswissenschaft bleibt erhalten." Zum Wintersemester 2013/14 werde das Institut "einen Zwei-Fach-Master Kommunikationswissenschaft (mit neuer Ausrichtung) sowie den bereits seit langem von der Fakultät und dem Institut gewünschten Zwei-Fach-Bachelor anbieten können."
Noch nichts offiziell
Diese Ankündigung wirkt einigermaßen amtlich. In Wahrheit ist aber noch gar nichts offiziell: "Die Überlegungen zur Zukunft der Kommunikationswissenschaft sind noch nicht abgeschlossen", teilt Rektor Ulrich Radtke auf Anfrage mit. "Wir erwarten noch das Votum einer Expertengruppe, bevor es zu einer endgültigen Entscheidung kommt." Und: Der Ein-Fach-Master wird, wie geplant, im Herbst geschlossen.
Die Kommunikationswissenschaft hatte als einzige Geisteswissenschaft an der Uni Duisburg-Essen im Wintersemester 2006/07 nicht komplett von Magister auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt, sondern bot seitdem lediglich den Ein-Fach-Master als Aufbaustudium an. Entsprechend sind die Absolventenzahlen gesunken. Die Uni-Leitung begründete den Schließungsbeschluss auch mit dem Verweis auf den erfolgreichen, deutlich technisch orientierten Studiengang "KomMedia". Außerdem bereite die Kommunikationswissenschaft ihre Absolventen nur mangelhaft auf den Arbeitsmarkt vor, hieß es.
Protest von Ehemaligen
Das provozierte vor allem den Protest von Ehemaligen; im Internet formierte sich in Windeseile Widerstand. Seit 1976 hat der Studiengang tausende von Absolventen hervorgebracht, die mehrheitlich in Kommunikationsberufen arbeiten. Die aktuelle Mitteilung auf der Instituts-Homepage wird jetzt im Internet bereits entsprechend wie ein Sieg gefeiert.
Doch weniger der öffentliche Protest, sondern eher ein einstimmiger Beschluss des Senats hatte die Hochschulleitung zum Umdenken bewegt: Im September kritisierte das Gremium, das rein formal nur über wenig Entscheidungshoheit verfügt, in die Schließungspläne nicht eingebunden gewesen zu sein. Entsprechend empfahl es, das Fach nicht zu schließen, sondern inhaltlich neu aufstellen zu lassen. Drei der vier Professoren gehen 2013 in Rente.
Ironie des Schicksals: Über die Neuausrichtung sollen jetzt "externe Experten" beraten. "Externe Experten" waren es auch, die seinerzeit ein vierseitiges "Gutachten" vorgelegt hatten, das der Uni-Leitung als Argumentationshilfe für die Schließung diente. Die Experten, die jetzt zu beraten haben, sollen nicht dieselben sein wie damals, heißt es.