Essen. . Nach der Umweltkatastrophe im vergangenen Dezember, bei der tausende Fische verendeten, will die Fischereigenossenschaft neue Bestände aussetzen. 40.000 Euro hat die Versicherung bereits gezahlt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt wurde.

Ungezählte Brassen und Zander verendeten, so mancher Barsch und Aland überlebte die Umweltkatastrophe in Deilbach und Baldeneysee ebenfalls nicht. Doch am allerheftigsten traf’s am 2. Dezember des vergangenen Jahres die eigentlich robusten Bestände der Rotaugen, als der tödlich saure Schreck aus der Tiefe auftauchte: Zehn Tonnen Fisch-Kadaver, so bilanzierte Polizeisprecher Peter Elke, waren am Ende das traurige Resultat des großen und beispiellosen Sterbens im Süden der Stadt, ausgelöst durch rund 100.000 Liter mit Branntkalk versetztes Wasser, das mit einer Hochleistungspumpe aus dem Regenrückhaltebecken an der Nierenhofer Straße befördert worden war.

Das Gerät wurde sichergestellt, und die polizeilichen Ermittlungen gegen die Firma, die die Brühe im Auftrag des Landesbetriebs Straßen NRW fachgerecht entsorgen sollte, sind inzwischen abgeschlossen, sagte Elke. Jetzt hat es die Staatsanwaltschaft übernommen, die Schuldfrage zu klären: Wurde mit Vorsatz oder fahrlässig gehandelt? Unabhängig von der Antwort darauf, hat die Versicherung des ausführenden Unternehmens den Schaden bereits reguliert.

40.000 Eurosind geflossen

Ob angemessen oder nicht: 40.000 Euro, so berichtete Stefan Jäger, Geschäftsführer der Fischereigenossenschaft, auf Nachfrage, sind kürzlich geflossen: „Das ist recht konstruktiv gelaufen.“ Es scheint jedenfalls willkommenes Geld zu sein, das jetzt der Flossen-Fauna in Ruhr und Baldeneysee zugute kommen soll: So schnell wie möglich will die Fischereigenossenschaft rund 500 Kilogramm quietschfidele Rotaugen – das sind umgerechnet etwa 4000 Exemplare – in den Baldeneysee einbringen, in der Hoffnung, dass sich die Tiere vermehren und sich die Population wieder erholt.

Jäger wartet nahezu täglich auf die Zusage eines Lieferanten, der die in Teichen vorgezogenen Fische in Lastwagen nach Essen bringt, um sie am Ufer aussetzen zu können. Damit die Ankunft in der neuen Heimat nicht einer eiskalten Dusche gleichkommt, wird das Transport-Wasser sogar auf Baldeneysee-Niveau temperiert. „Wir werden dann erst einmal beobachten, wie sich der Bestand entwickelt“, sagt Jäger. Spätestens im Herbst könnte ein so genannter Nachbesatz folgen.

Allerdings müssen Raubfische wie der Hecht, die wie Karpfen und Schleien oder die Wasserpest fressenden Rotfedern ebenfalls regelmäßig in die Wasser der Ruhr entlassen werden, in dieser Zeit erst einmal zurückstehen. Die 120 bis 150 Gramm schweren Exemplare der jungen Rotaugen wären ein gefundenes Fressen für die schnellen Jäger, die auf Sicht einen natürlichen Konkurrenten in der Nahrungskette bekommen sollen.

Es ist mehr als ein rosaroter Traum: Der Lachs soll schon recht bald wieder heimisch werden in der Ruhr, die Planungen gehen voran, bestätigte gestern Markus Rüdel. Der Sprecher des Ruhrverbands geht davon aus, dass die Fischart, die wie vielleicht keine andere für besonders saubere Gewässer steht, spätestens in drei Jahren in Essen wieder heimisch ist.

Fischtreppenfür Lachse

Derzeit laufen die Gespräche mit Fischereiexperten des Landes, Wissenschaftlern und Behörden, um zu möglichst minimalen Kosten den größten Erfolg erzielen zu können. Investitionen in Millionenhöhe werden am Ende aber dennoch notwendig werden, schätzt Rüdel: Um den Tieren die Wanderungen flussaufwärts zu ermöglichen und damit das Ganze kein Schlag ins Wasser wird, müssen am Wehr in Werden und am Kettwiger Stausee Fischtreppen gebaut werden. Danach kann’s tatsächlich steil bergauf gehen mit der Arten-Vielfalt in See und Ruhr.