Essen. . „Das waren noch Autos“, lautet das schlichte Urteil eines Besuchers aus Mönchengladbach beim Anblick der schönen automobilen Schätzchen, die sich bei der Techno Classica in der Messe Essen tummeln. Autos sind die große Leidenschaft der Besucher wie bei Denis Kavanagh aus Irland, der gleich fünf Oldtimer sein Eigen nennt.
Nur einmal anfassen: Wer auf der Techno Classica von einer Empore aus einen Blick auf das Treiben in Halle 10 wirft, sieht erwachsene Menschen, vornehmlich Männer, wie sie mit geradezu zärtlicher Zuneigung Motorhauben streicheln und ehrfürchtig die Lederbezüge des einen oder anderen kostbaren Oldtimer-Schätzchens auf ihre Echtheit prüfen.
„Das waren noch Autos“, lautet das schlichte Urteil eines Besuchers aus Mönchengladbach. Zustimmendes Nicken in der Runde. Mindestens so interessant wie die Autos seien aber die Menschen, erwähnt er beiläufig. „Da kann man sich ordentlich verhauen. Sie erwarten ein Publikum mit Juwelen und Pelzmänteln, aber die Leute mit richtig Kohle treten sehr bodenständig auf.“ Soweit die Sozialstudie.
Fünf Oldtimer in der Garage
Einer der bodenständigen Sorte ist Denis Kavanagh aus Irland. Autos sind die große Leidenschaft des 72-Jährigen, der fast jedes Jahr mit einem Freund aus Dublin anreist. Nicht einen Messetag wollen sie auslassen, um alle Hallen systematisch durchkämmen zu können.
Fünf Oldtimer schmücken bereits Kavanaghs heimische Großgarage – darunter ein Porsche 924 Turbo Carrera und ein Mercedes-Benz Cabrio 220 SE Convertible, echte Liebhaberstücke, die allerdings nicht zum Schnäppchenpreis zu haben sind. Vielleicht werden es bald sechs. Doch auf der Ausstellung möchte sich der Edeljuwelier nur umschauen und inspirieren lassen, denn ein Kauf hätte für ihn wenig Sinn: „Damit kann ich nicht fahren. In Irland wir fahren auf der anderen Straßenseite.“
Techno-Classica 2012
Kavanaghs ganze Aufmerksamkeit hat ein Austin Healey 3000, der in der Halle alle Blicke auf sich zieht. Zahlreiche Kameras klicken. Auch ein solches Auto besitzt er bereits, allerdings in einer anderen Farbe. Denn der Traum in Mintgrün von Altena Classic weckt zumindest farblich Erinnerungen an „Miami Vice“, die Kultserie der 80er Jahre. Als der Händler die Motorhaube öffnet, staunt man über die filigrane Technik.
Denis Kavanagh kennt sich in der Szene aus, auch auf der Messe in Essen treffe man viele Leute jedes Jahr wieder. Gibt es in Dublin keine vergleichbare Automesse, dass er den Weg ins Ruhrgebiet in Kauf nimmt? „Nicht in dieser Größenordnung. Die Techno Classica deckt die gesamte Bandbreite des europäischen Marktes ab. Das ist einmalig.“ Früher ist er selbst Kartrennen gefahren, doch dieses Hobby überlässt er inzwischen lieber seinem Sohn.
Pflegeintensive Schätzchen
Außer der Messe sieht er nicht viel von Essen, denn er ist allein wegen der Autos hier. Die Schätzchen seien auch sehr pflegeintensiv, gibt der Ire zu. Mit Polieren und Warten verbringe er einen Großteil seiner Freizeit. Voll verkehrstauglich seien die Fahrzeuge aber allemal. „Die entsprechen modernen Sicherheitsstandards“, so Kavanagh.Vergleichbar mit dem deutschen TÜV gibt es in Irland den NCTS (National Car Testing Service), der alle zwei Jahre die Verkehrstüchtigkeit der Autos überprüft.
Denis Kavanagh muss noch einige Stände abklappern, bis er abends erschöpft in sein Hotelbett fallen kann. Adressen gesammelt hat er heute einige.
Ein Problem beklagen viele Messebesucher: Notorische Parkplatznot, was bei einer Automesse wohl zur ironischen Randnotiz gerät. Ein junger Mann verrät seinen Trick: „Ich habe dem Pförtner erzählt, mein Kollege stehe dahinten mit Ersatzteilen. Dann hat er mich durchgewinkt.“ Funktioniert aber nur einmal.
