Essen. . Aufgrund des Warnstreiks bleibt der Müll am Mittwoch in Essen stehen – ohne Nachholpläne: „Wir wollen Front zeigen“, sagen die Beschäftigten der EBE. Treffen wird es bunt über die Stadt verteilt rund 24.000 graue Mülltonen in 39 Abfuhrrevieren, die für eine Woche vor der Haustür oder im Keller stehen bleiben.
Beim ersten Warnstreik, da wollten sie noch nett sein – holten die ausgefallenen Müll-Touren nach und arbeiteten in einigen Straßen sogar vor: „Da haben sich die Leute dann beschwert, dass wir den Müll zu früh mitnehmen“, seufzt Thomas Altenbeck, und es klingt wie: Egal, was man macht, irgendeinen stört’s ja immer.
"Wir wollen Front zeigen"
Also haben sie sich bei den Entsorgungsbetrieben dazu entschieden, es sich gleich mit allen zu verscherzen – „kein Warnstreik light“ mehr, wie Betriebsrats-Chef Altenbeck es nennt, und das bedeutet: Wenn die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi für diesen Mittwoch zum Ausstand ruft, bleibt für jeden fünften Essener der Müll in der Tonne, und zwar für einen kompletten Leerungs-Rhythmus. „Wir wollen Front zeigen.“
Es ist nicht so, dass damit zwischen Karnap und Kettwig gleich neapolitanische Müll-Verhältnisse einziehen, aber wer seine Tonnen-Kapazität stets bis zum Rand ausnutzt, der muss sehen, wo er von Anfang an mit seinem Kram bleibt: Treffen wird es bunt über die Stadt verteilt rund 24.000 graue Mülltonen in 39 Abfuhrrevieren, die für eine Woche vor der Haustür oder im Keller stehen bleiben, hinzu kommen 2.900 braune Tonnen für Bioabfälle, die zwei Wochen und gut 2.100 blaue Tonnen für Altpapier, die ganze vier Wochen Leerungspause haben.
Auf Verständnis setzen
Bei den beiden letztgenannten Abfallarten haben die Bürger immerhin Alternativen zur Verfügung: Bioabfälle lassen sich (außer am Warnstreik-Mittwoch) bei den Grünsammelstellen kostenlos abgeben, Altpapier in die stadtweit verteilten Container werfen. Für Hausmüll allerdings nehmen die Entsorgungsbetriebe an den Recyclinghöfen eine kleine Gebühr.
Sie wollen die Bürger für ihren anstrengenden Job und die Forderung nach einer guten Bezahlung „sensibilisieren“, wie Betriebsratschef Altenbeck sagt. Dass man sich mit nicht abgeholtem Müll nicht durchgehend Freunde macht, wissen die Müllwerker allerdings nur zu gut – und setzen dennoch auf das Verständnis der Bürger.
"Höhere Gewalt"
Denn vor allem die unteren gewerblichen Lohngruppen, in denen gerade mal zwischen 1.600 und 2.000 Euro brutto gezahlt werden, sehnen sich einen tiefen Schluck aus der Lohnpulle herbei. Es fällt das in diesen Tagen unvermeidliche Stichwort „Ehrensold“ und mancher bittere Spruch über die „immer gleichen Ausreden der Arbeitgeber“, deren Angebot von 3,3 Prozent für zwei Jahre indiskutabel sei. „Die Leute sind kampfbereit“, droht Altenbeck, weil es eben „bei Aldi nicht rechts ein Regal für den öffentlichen Dienst gibt und links eines für Normalverdiener“.
Insgesamt 700 gewerbliche Mitarbeiter zählen die zu 51 Prozent städtischen und zu 49 Prozent zu Remondis gehörenden EBE, 1000 sind es inklusive Verwaltungsjobs. Der Organisationsgrad liegt jenseits von 90 Prozent, gegen die Gewerkschaften geht so nicht viel. Sie ist, sagen manche augenzwinkernd, die „höhere Gewalt“ im Tarifstreit. Und die Bürger wissen, was diese Redewendung bedeutet: Gebühren gibt’s nicht zurück.