Essen. . Die 2008 gegründete Ermittlungsgruppe Jugend kümmert sich um jugendliche Intensivtäter. Ein Fallbeispiel ist Feisal, der 2000 nach Deutschland kam, von seinem Vater verprügelt wurde und sich schließlich in Drogen und Straftaten flüchtete. Durch die Aufnahme ins Intensivprogramm bekommt er langsam die Kurve.
Sie sind noch nicht 21, haben aber schon mindestens fünf schwere Straftaten begangen: Das ist die Klientel der 2008 gegründeten Ermittlungsgruppe Jugend. „Unsere Hammerwerfer“ nennen die Beamten sie. 83 solcher Täter hatten die Beamten zum Stichtag 1. Januar unter ihrer Betreuung. An einem Fallbeispiel zeigen Kripochef Heinz Jüschke und Kriminaloberrat Manfred Joch, wie eine solche kriminelle Karriere im besten Fall verlaufen kann. Nennen wir ihn Feisal.
Im Jahr 2000 kam Feisal als Kind mit seiner Familie nach Deutschland. Als Teenager erfährt er, dass die Familie ihn über Jahre wegen seiner Mutter belogen hat. Sie ist nämlich keineswegs tot, wie Feisal all die Jahre geglaubt hat, sondern hat seinen Vater verlassen. Der pubertierende Feisal reagiert bockig, trotzig, aufsässig. Ergebnis: „Der Vater hat ihn nach Strich und Faden verdroschen“, sagt Joch. Feisal flüchtet in ein Heim, macht erste Drogenerfahrungen, attackiert Lehrer, fliegt von der Schule, inszeniert in der neuen Schule eine Amokdrohung. Bis November 2011 hat er sich quer durch das Strafgesetzbuch gewütet und sich damit auf den Radarschirm der Ermittlungsgruppe Jugend hoch gearbeitet. Jetzt kommt er ins Intensiv-Täterprogramm der erfahrenen Beamten.
Trotz positiver Entwicklung noch nicht außer Gefahr
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„Am Anfang hat der Junge nach allen Regeln der Kunst abgeblockt“, berichtet Joch über die Bemühungen eines Beamten der Ermittlungsgruppe Jugend. Dann gelingt die Vermittlung in eine auswärtige Jugendeinrichtung. Getrennt von seinen kriminellen Kontakten entdeckt Feisal sein Interesse an Sport. In der Schule wird er wieder besser, nimmt aber immer noch Drogen. Inzwischen hat er Vertrauen entwickelt in „seinen“ Polizisten, der ihn zu einer Drogentherapie überreden kann.
Inzwischen steht Feisal kurz vor seinem Hauptschulabschluss, hat erfolgreich ein Praktikum bei einem Autohändler absolviert und will sein Fachabitur bauen. Im März wird er aus dem Intensivtäterprogramm als geheilt entlassen. „Da wollen wir hin“, erklärt Joch den Ansatz der Ermittlunsgruppe Jugend.
Außer Gefahr ist Feisal trotz dieser positiven Entwicklung noch nicht. Die Ermittlungsgruppe hat untersucht, wie sich ihre „Kunden“ ein Jahr nach der Entlassung aus dem Programm entwickelt haben. Jeder Zweite sitzt dann in Haft, weil er die Kurve doch nicht gekriegt hat. Acht Prozent haben in dem abgelaufenen Jahr drei oder mehr Straftaten begangen.
20 Prozent sind ein Jahr lang ganz sauber geblieben, weitere 22 Prozent haben eine oder zwei Straftaten begangen. Ohne bagatellisieren zu wollen, sagt Joch: „Das sind dann so Sachen wie Schwarzfahren“. Diese etwas mehr als 40 Prozent sind die Erfolgsquote der Ermittlungsgruppe Jugend. Das ist wenig? Das finden die Kripochefs so gar nicht. Manfred Joch: „Diese 40 Prozent rechtfertigen in unseren Augen all den Aufwand, den wir mit der Ermittlungsgruppe Jugend betreiben.“