Essen. . Vom Schließen des Bürgertreffs Überruhr redet mittlerweile niemand mehr. Die Stadt Essen will in den kommenden Wochen einen abgespeckten Sanierungsplan vorlegen. Die Politiker streiten sich.
Von einer Schließung spricht derzeit niemand mehr. Die Bauverwaltung kündigt einen ersten Sanierungsplan für den kommenden Monat an, in der Politik setzt sich der Streit um die Zukunft fort und weit und breit ist kein Privater in Sicht, der sich die Last auf die Schultern laden will: Wie geht’s weiter im Bürgertreff Überruhr?
Abgefangen, und das nicht zum ersten Mal: Auch beim zweiten Versuch der SPD, die zukünftige Trägerschaft des Bürgertreffs am Nockwinkel von der Stadt einmal abklopfen zu lassen, die Beteiligung von Bürgerschaft oder Vereinen zu prüfen, holten sich die Sozialdemokraten im vergangenen Kulturausschuss eine blutige Nase. Hatte der politische Gegner das Ansinnen im Februar noch vertagt – die Begründung war „Beratungsbedarf“ – lehnten CDU/Grüne/EBB/FDP diesmal schlichtweg ab. Die SPD ärgert sich: „Uns geht es um einen stabilen Erhalt in der Zukunft. Scheinbar stehen wir, von den Linken einmal abgesehen, mit diesem Ansinnen allein da“, sagt Ratsfrau Janine Laupenmühlen (SPD). Parteienübergreifende Zusammenarbeit bleibt beim Bürgertreff ein Lippenbekenntnis.
Noch kein zukünftiges Trägermodell
„Zu wenig inhaltlichen Gehalt“, konstatiert Walburga Isenmann (CDU) den Mühen der Minderheit. „Bürgerbeteiligung klingt immer gut, klar, das wollen wir alle. Dies soll nur nicht von oben verordnet werden, sondern sich von unten entwickeln“, sagt die Ratsfrau. Wie genau, das verrät sie nicht. Einen starken Kulturbeauftragten der Bezirksvertretung VIII wünscht sie sich, eine Kooperation von Vereinen und der Überruhrer Bürgerschaft.
Doch egal, ob von oben nach unten oder umgekehrt: Die Begeisterung vor Ort, mehr oder weniger Verantwortung für das Haus zu übernehmen, in dem in den kommenden Jahren kräftig saniert werden muss, hält sich in Grenzen. „Für die Idee, dass ein Verein das Haus übernimmt, hat es keine Resonanz gegeben“, stellt Ingo Penkwitt, Leiter der städtischen Immobilienwirtschaft, fest. Aus dem Umfeld ist zu vernehmen, dass sich die junge Überruhrer Bürgerschaft das finanzielle Risiko nicht recht zutraut. Und ob die Vereine einen „Anerkennungsbeitrag“ für die Nutzung der Räume aufbringen können, wie Bezirksvertreter Alfred Steinhoff (SPD) vorschlägt, sollte man nicht unbedingt erwarten.
Penkwitt ist als Leiter der Immobilienwirtschaft um seine Rolle derzeit nicht zu beneiden. Feuerte nach dem Bekanntwerden der Absicht der städtischen Steuerungsgruppe Immobilien, das Mietverhältnis zwischen Stadt und Gebäudeeigentümer Allbau zu beenden, zunächst die halbe Ruhrhalbinsel auf ihn, muss er nun so etwas wie eine Quadratur des Kreises hinbekommen. Ließ sich die Stadt den Bürgertreff bislang rund 55 000 Euro im Jahr kosten, so wird dies in Zukunft deutlich mehr. 68 000 Euro stehen im Raum, zuzüglich 170 000 Euro an Sanierungsrückständen.
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„Das wird zunächst weniger, weil wir am Anfang nur die notwendigsten Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit anpacken werden. Der Rest muss Stück für Stück abgearbeitet werden“, greift Penkwitt auf die Vorlage im kommenden Monat vor.
Ein zukunftsträchtiges Trägermodell hat er nicht in der Tasche. Er sieht aber Spielraum bei der verpachteten Gaststätte und dem Mehrzweckbereich, den der Pächter mitnutzen darf. Dem aktuellen Betreiber der Kneipe traut – und auch das ist bekannt – die Verwaltung in puncto Pachtsteigerung große Sprünge nicht zu. Wie es also genau im Bürgertreff weiterläuft, bleibt spannend.