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Mit der geplanten Kündigung des Mietvertrags für das Bürgerzentrum Überruhr stößt die städtische Immobilienwirtschaft auf breiten Widerstand. Politiker von Bezirksvertretung bis Bundestag, Vereinsvertreter, Lehrer und nicht zuletzt zahlreiche Bürger.

Im voll besetzten Saal des Zentrums übten die Betroffenen den Schulterschluss: Exakt eine Stunde und 43 Minuten dauerte es, bis endlich der Gast ans Mikro durfte, der tatsächliche Neuigkeiten mit zum Nockwinkel gebracht hatte. „Nach zahlreichen Telefonaten mit Vertretern der Stadt kann ich sagen, dass die Immobilienwirtschaft die Kündigung um zwei Monate nach hinten verschieben möchte. Das schafft die Möglichkeit, nach der Sommerpause im Bauausschuss nach einer vernünftigen Lösung zu suchen“, sagte Janine Laupenmühlen, SPD-Ratsfrau aus Überruhr und Vorsitzende des Schulausschusses. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte dies die Stadt. „Die betreffenden Formulare sind unterschrieben worden“, so Pressereferentin Jeanette Kern.

Vereine auf der Ruhrhalbinsel zeigen sich betroffen

Sonst wären definitiv zum 31. Juli 2012 die Lichter am Nockwinkel ausgegangen. Ein Jahr im Voraus muss die Stadt das Mietverhältnis kündigen, das seit 38 Jahren besteht. Die Stadtteilbibliothek im gleichen Gebäude steht nicht zur Diskussion.

In welches Wespennest die städtische Immobilienwirtschaft im Auftrag der Steuerungsgruppe Immobilien gestochen hat, konnte man in der sachlich geführten Versammlung erahnen. Rund 180 Gäste folgten der Einladung des Vorsitzenden der Überruhrer Bürgerschaft Norbert Mering, der den Protest organisiert und bislang 650 Unterschriften für den Erhalt gesammelt hat. „Unsere Ziele sind die Verlängerung des Mietvertrags, eine Renovierung durch Mieter und Vermieter sowie die verlässliche Ausgestaltung der Nutzungsbedingungen für die Vereine und Gruppen durch die Stadt“, fasste Mering zusammen.

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Von DerWesten

Diese Gruppen waren zahlreich vertreten. Vereine des Festausschusses Kupferdreher Karneval, die Awo, der Sängerkreis Überruhr, die Realschule Überruhr, der Sozialverband Deutschland und viele viele mehr waren an diesem Abend gekommen, um zu hören und sich Luft zu machen. „Wir haben das Kämpfen gelernt und werden das auch tun“, kündigte Renate Falk an, zweite Landesvorsitzende des Sozialverbandes Deutschland. „Vom Karnevalisten bis zum Migranten, vom Kleinkind bis zum Senioren: Der Bürgertreff ist unser soziokulturelles Zentrum“, unterstrich Norbert Mering. Ratsherr Dirk Kalweit (CDU) umriss das Ausmaß der Schließungs-Absicht: „Es geht hier längst nicht nur um Überruhr, sondern die gesamte Ruhrhalbinsel.“ Neben Janine Laupenmühlen war noch eine zweite stellvertretende Ratsfraktionsvorsitzende im Raum: Susanne Asche von der CDU. „Wenn Überruhr so eine Einrichtung nicht hätte, müsste man sie erst erfinden“, versprach auch sie ihre Hilfe. Bei so viel parteiübergreifender Unterstützung kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Oder?