Burgaltendorf. . Die Pontonbrücke zwischen Essen/Hattingen und Bochum ist wohl eines der kürzesten Nahverkehrslöcher im Revier. Busfahrgäste müssen die knapp 200 Brücken-Meter zwischen den beiden Haltestellen „Schwimmbrücke“ zu Fuß in Angriff nehmen. Im April soll die Lücke zwischen Evag und Bogestra mit dem Einsatz eines Anruf-Sammel-Taxis geschlossen werden.

Sie ist wohl eines der kürzesten „Nahverkehrslöcher“ im Revier und auf Druck der Politik nun zunächst geschlossen: Evag und Bogestra wollen ab 1. April zunächst für ein Jahr ein Anruf-Sammel-Taxi (AST) über die knapp 200 Meter lange Pontonbrücke zwischen Burgaltendorf und Bochum-Dahlhausen zusätzlich zu den aktuellen Linien fahren lassen.

Die Geschichte ist zwar logisch und folgerichtig, dennoch erzeugt sie bei Unbeteiligten Schmunzeln oder Kopfschütteln: Nachdem die alte Pontonbrücke zwischen Hattingen und Dahlhausen im vergangenen Jahr saniert war, durfte die alte Bogestra-Linie 359 (Burgaltendorf Burgruine bis Hattingen S-Bahnhof) nicht mehr darüber fahren. Man zerlegte die 359 in zwei Scheibchen, die 159 auf Essener und die neue 359 auf Bochumer Seite, getrennt durch die Ruhr. Fortan durfte man die Mitfahrer und so manche Großmutter mit Rollator dabei beobachten, wie sie wohl eines der kürzesten Nahverkehrslöcher im Revier, die knapp 200 Brücken-Meter zwischen den beiden Haltestellen „Schwimmbrücke“, zu Fuß in Angriff nahmen. Sieben Minuten Zeit bleibt ihnen. Die Politik forderte einen Kleinbus, die Verkehrsbetriebe winkten ab: zu wenig Mitfahrer, zu hohe Kosten.

Anruf-Sammel-Taxi alle 60 Minuten

Nun steht der Kompromiss – fast. Ab 1. April soll ein sogenanntes AST die Brücke im 60-Minuten-Takt zwischen 9 und 18 Uhr unter die Räder nehmen und Burgruine mit Bochumer S-Bahnhof ohne lästigen Zwischenmarsch verbinden. Das Problem: „Der Start hängt davon ab, ob wir einen Betreiber finden. Wir verhandeln noch“, sagt Daniel Therhaag von der Evag. Einen privaten Geschäftsmann für den Job zu verpflichten, dürfte kein Problem sein. Allerdings wollen Evag und Bogestra dafür nur insgesamt 3000 Euro pro Jahr ausgeben.

Doch auch der Kompromiss hat Schmunzel-Potenzial. Obwohl die Route auch über Hattinger Gebiet führt, verzichtet der Ennepe-Ruhr-Kreis auf diese freiwillige Leistung, soll heißen: Er zahlt nicht dafür. Deshalb wird auch (fast) keine Hattinger Haltestelle angefahren. Ausgerechnet die Haltestelle „Schwimmbrücke“ auf Essener Seite liegt aber auf Hattinger Stadtgebiet. Bei der davor liegenden „In den Höfen“ drückt die Evag ein Auge zu.

„Es scheint das zu sein, was derzeit machbar ist“, kommentierte Rolf Reithmayer, (SPD) in der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung VIII, die wenig euphorisch die Pläne akzeptierte. Gemeinsam wünschten sich jedoch die Vertreter der großen Parteien, die Anfangszeit von 9 auf 6 bis 7.30 Uhr vorzuverlegen. „Das sind doch die Stoßzeiten. Ausdünnen könnte man zu anderen Zeiten“, schlug Ratsfrau Walburga Isenmann (CDU) vor.

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Für sie ist mit dem Kompromiss nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. „Es besteht die besorgniserregende Tendenz, Linien in ländlichen Gebieten, und dort wo wenig Kinder leben, auszudünnen“, stellt sie fest. Sie fordert „mehr Fantasie“ von den Verkehrsplanern, etwa zusätzliche Haltepunkte auf der Ruhrhalbinsel für die S3, die aber nur per Knopfdruck auf Fahrgastwunsch hält. Walburga Isenmann: „Wir leben in einer großen Region – es ist doch lächerlich, wenn man nicht mehr über die Ruhr kommt. Wir dürfen uns im Ruhrgebiet nicht den eigenen Ast absägen, auf dem wir sitzen.“ Ob es allerdings jetzt für jedes Nahverkehrsloch ein AST geben wird, wird man sehen. Freuen würde es sicherlich nicht nur die Großmutter mit dem Rollator.