Essen. . Knapp 1200 Jecken hatten bei der 38. Galasitzung des Essener Karnevalsvereins (EKV) ein närrisches Doppeljubiläum zu feiern. Der Traditionsverein wird 77 Jahre alt und hatte zur Feier des Tages ein galareifes Programm auf die Beine gestellt.

Ein närrisches Doppeljubiläum, knapp 1200 feiernde Jecken und ein buntes Showprogramm, dessen Humor laut Jürgen Potdevin, dem Geschäftsführer des Essener Karnevals- Vereins (EKV), nicht aufoktroyiert, sondern ein Angebot“ ist: Bei seiner 38. Gala- Sitzunghatte der EKV viel zu feiern.

Auch die Gefühle sollten nicht zu kurz kommen: Gleich zu Beginn ruft Potdevinoffen zum verschärften Kuschelkurs auf: „Wir brauchen mehr Bambini, die Kassen, die sind leer“, schmettert er ins Mikrofon. Sogleich verfällt die Halle kollektiv, aber sittsam ins Schun-keln. Viele haben sich zum 77. Geburtstag des Vereins besonders in Schale geworfen. Jede Menge Clowns, Bienen und Piraten bevölkern die Grugahalle, sogar Superman gibt sich die Ehre.

„Man muss seine Kräfte gut einteilen, der Abend ist ja noch lang“

Schon ein paar Minuten später fallen die ersten Kleidungsstücke. Die Stimmungsband „Hätzblatt“ steht auf der Büh-ne und zeigt sofort, warum sie es einst an die Spitze der Närrischen Hitparade im WDR-Fernsehen geschafft hat: Gegen ihr „Höhner-Medley“ und Karnevalsklassiker wie „Humba Täterä“ haben Tanzmuffel keine Chance. „Puh, jetzt brauch ich erst mal ne Pause“, lacht Britta Hoffmann und zieht sich die Strickjacke aus. Darunter kommt ein knallbuntes Glitzershirt zum Vorschein, das nur noch durch die Leuchtkraft ihrer knallroten Lockenperücke übertroffen wird. Auf ihrer Stirn zeichnen sich die ersten Schweißperlen ab. „Man muss seine Kräfte gut einteilen, der Abend ist ja noch lang“, sagt die 47-Jährige und greift zum Pilsglas. Hinter ihr schiebt sich gerade ein Mann mit einem überdimensionalen Hut durch die Menge. „Pleitegeier“ steht auf der Krampe. Doch auch dieser Karnevalist ist noch flüssig genug, um sich Flüssiges zu gönnen.

Essener Volkskarneval

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Nach den Hätzblattschen Schunkelkrachern ist erst mal Gymnastik fürs Zwerchfell angesagt: „Harry & Achim“ sind eigens aus dem Rheinland angereist, um die Lachmuskulatur der Ruhrpötter zu stärken. Und so werfen sie sich in ihrem Zwiegespräch kleine Beleidigungen und jede Menge Zoten an den Kopf. „Ist nicht alles lustig, was die machen“, sagt Reiner Traub, der sich dennoch gerade herzlich vor Lachen ausgeschüttet hat. „Aber zusammen lacht man dann doch drüber.“

„Die Mädels haben’s einfach drauf“

Seine Frau deutet ans hintere Ende der Halle, wo sich gerade eine Reihe von Damen in schwarz-silbernen Harlekin-Kostümen formiert: „Da wartet schon der Gardechor.“ Keine Frage, für sein 55-jähriges Jubiläum hat sich der Gardecorps Assindia besonders schick gemacht. „Unsere Anzüge lehnen sich an die klassischen Clownskostüme von früher an“, erklärt Tänzerin Carolina Saßen und streicht sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. „Nur ganz so bunt wollten wir es nicht haben.“ Auch Musik und Performance des Corps sind in der Tradition alter Karnevalstänze gehalten, sehr zur Freude der zahlreichen Jecken, die den Auftritt lautstark bejubeln.

„Die Mädels haben’s einfach drauf“, ruft Reiner Traub mit kratziger Stimme. „Mensch, ich muss aufpassen, sonst krieg ich Rosenmontag keinen Ton mehr raus“, gibt er seiner Frau zu bedenken. „Ach Quatsch, bis Aschermittwoch geht das noch“, wiegelt diese ab. Heute Abend wäre Kneifen sowieso sinnlos. Schließlich hat sich der EKV nicht lumpen lassen und ein galareifes Programm auf die Beine gestellt. So haben sich beispielsweise noch Comedy-Zauberer und Büttenredner Schmitz-Backes angekündigt, ebenso Kabarettist Jürg Hammerschmidt und Dirk Scheffel, der auf seiner Homepage damit wirbt, der „schnellste Xylophonist im gesamten Universum“ zu sein. Anschließend wartete die After-Show-Disco zum Bis-In-den-frühen-Morgen-Schunkeln. Karnevalisten brauchen eine gute Kondition.