Essen. . 20 Zentimeter misst das Eis des Baldeneysees an der Einfahrt zum Jachthafen Ruhrland. Dass es trägt, davon kann sich jeder überzeugen, und dennoch begibt, wer sich sich hinauswagen sollte, in Lebensgefahr. Anlass genug für die DLRG, die Rettung und Bergung von Menschen aus dem See zu üben.
Wer steigt schon bei diesen Temperaturen freiwillig ins eiskalte Wasser? Andreas Wagner heißt der Mann. Ein schwarzer Neoprenanzug soll ihn gegen die Kälte schützen. Doch mit ihm tauschen möchte sicher keiner der Schaulustigen am Sonntagmittag am Baldeneysee.
Wagner ist Rettungstaucher bei der DLRG. Und er ist darin ausgebildet, was zu tun ist, wenn jemand einbrechen sollte ins Eis. Das will geübt werden, und so beobachten Spaziergänger, mit Schals und Mützen dick eingemummelt, Andreas Wagner, wie er sich mit Spitzhacke und Säge an der Eisdecke zu schaffen macht.
20 Zentimeter misst das Eis an der Einfahrt zum Jachthafen Ruhrland. Dass es trägt, davon kann sich jeder überzeugen, und dennoch begibt, wer sich sich hinauswagen sollte auf die spiegelglatte Oberfläche in Lebensgefahr. „Nur ein paar Minuten, länger hält man es im Wasser nicht aus“, weiß DLRG-Sprecher Paul Kemper. Die Eisrettung ist für die Lebensretter Neuland, Andreas Wagner ist erst in diesem Jahr aus dem Siegerland zum Essener DLRG-Bezirk gestoßen. Dass die Temperaturen in diesem Winter prompt auf Eisschrankniveau fallen, und der Baldeneysee zufrieren würde - „darüber haben wir uns natürlich gefreut“, gesteht DLRG-Sprecher Kemper.
Für ihre Übung haben die Retter bewusst die schmale Hafeneinfahrt gewählt. Hier ist das Wasser nicht in Bewegung, Wagner muss nicht fürchten von der Strömung der Ruhr unters Eis gezogen und davon getragen zu werden, was weiter draußen auf dem See der Fall sein könnte. Obwohl der Eisretter angeseilt ist und am Ufer kräftige Helfer bereit stehen, um ihn an Land zu ziehen, gilt es, nicht mehr zu riskieren als nötig.
Rettung aus dem Eis
Zunächst üben die Retter mit einer Puppe, bevor Andreas Wagner selbst ins Wasser steigt. Seine Lebensretter krabbeln auf allen Vieren. Zur Ausrüstung gehören zu Eispickeln umfunktionierte abgefeilte Schraubenzieher, mit denen sie sich zum Eingebrochenen hinziehen zu können. „Es kommt darauf an, das eigene Gewicht zu verteilen, um nicht selbst einzubrechen“, erläutert Paul Kemper. Wer ins Eis eingebrochen ist, solle versuchen, den Oberkörper auf den Rand zu legen, möglichst Ruhe bewahren und um Hilfe rufen. „Den größten Fehler, den Leute machen, ist wild um sich zu schlagen, zu strampeln und zu versuchen, sich selbst zu befreien. Doch der Körper kühle dadurch nur viel schneller aus.
Eiswachen an den Wochenenden
Kaum zwei Minuten dauert es, bis die Retter Christian Wagner auf ein Kunststoffboard gewuchtet, aus dem Wasser gezogen und ans Ufer gebracht haben. Die Handgriffe sitzen. Paul Kemper spricht am Nachmittag von einer „vorbildlichen Übung“, auch wenn die Retter natürlich „reichlich durchgefroren sind“. Dass im Ernstfall Minuten über Leben und Tod entscheiden und dass es zu spät sein könnte, wenn die Helfer von der DLRG an Ort und Stelle sind, darüber macht sich Kemper keine Illusionen. „Ich kann deshalb nur jeden dringend davor warnen, das Eis zu betreten.“
In der DLRG-Station an der Lanfermannfähre halten die Helfer an Wochenenden Eiswache, zugefrorene Weiher und Teiche in der Nähe fahren sie ab, weil dort Kinder gerne Schlittschuhlaufen. Auch das hat Kemper in den vergangenen Tagen schon erlebt: „Wenn wir die Eltern darauf aufmerksam machen, dass es gefährlich ist, zucken die nur mit den Schultern.“