Essen. . Lange Zeit wartete der Essener Norden auf einen neuen Kinderarzt, Ende 2011 zeichnete sich eine Lösung ab. Die scheitert jetzt an einer gesetzlichen Änderung. Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Karla Brennecke-Roos (SPD), spricht von einer „Katastrophe“ für die Bewohner von Altenessen, Karnap und Vogelheim.

Der Essener Norden muss weiter auf einen zusätzlichen Kinderarzt warten. Der Ende 2011 vorgestellte Lösungsweg für die unterversorgten Stadtteile hat sich zerschlagen. Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Karla Brennecke-Roos (SPD), spricht von einer „Katastrophe“ für die Bewohner von Altenessen, Karnap und Vogelheim.

Dort gibt es für 10.000 Kinder und Jugendliche nur zwei Kinderärzte, während es im Süden der Stadt ein Überangebot gibt. Stadtweit liegt die Versorgungsquote bei üppigen 140 Prozent, so dass aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KNVO) lange Zeit kein Handlungsbedarf bestand. „Grundsätzlich ist die ärztliche Versorgung für Kinder in Essen sehr gut“, sagt KVNO-Pressesprecherin Karin Hamacher.

Recht konkrete Pläne

Angesichts des Notstands im Norden gab die KVNO im Dezember 2011 aber grünes Licht für eine zeitnahe Lösung: In der Essener City sollte ein Medizinisches Versorgungszentrum eröffnet werden, in dem auch eine Kinderärztin tätig sein sollte. „Diese Ärztin sollte im Norden eine Zweigpraxis aufmachen und dort 19 Stunden arbeiten“, erklärt Hamacher. Obwohl die Pläne recht konkret waren, wird es dazu nun nicht kommen: Zum Jahresbeginn änderte sich die Rechtslage.

Nach dem neuen Versorgungsstrukturgesetz muss ein Medizinisches Versorgungszentrum nun eine ärztliche Leitung haben: „Das Essener Projekt hätte eine physiotherapeutische Leitung gehabt. Das konnte also nicht mehr genehmigt werden“, erklärt Hamacher. Ohne Zentrum aber gibt es auch keine Zweigstelle.

Vielfältige Gründe

Während die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Karla Brennecke-Roos, alarmiert ist, gibt sich der zuständige Dezernent Peter Renzel (CDU) zuversichtlich. Er sei mit der Kassenärztlichen Vereinigung weiter im Gespräch und hoffe auf eine Lösung. Der Bedarf müsse ja nicht durch ein Versorgungszentrum gedeckt werden: „Ich freu’ mich auch, wenn sich ein Kinderarzt im Norden niederlässt.“

Dass auch das trotz der insgesamt hohen Versorgungsquote in Essen, möglich ist, bestätigt der Obmann der Essener Kinderärzte, Engelbert Kölker: „Die Kassenärztliche Vereinigung hat uns einen roten Teppich ausgerollt.“ Nur: Es fand sich bis heute kein Kollege, der sich auf die Praxisgründung im kinderreichen, aber sozial schwachen Norden einließ – oder die Kandidaten sprangen kurzfristig ab.

Die Gründe seien vielfältig (so wurde eine interessierte Ärztin schwanger); die Folge ist, dass im Norden der Stadt noch immer viele kleine Patienten lange Wege zum Arzt haben. Bislang scheinen ihre Eltern das zu bewältigen: „Es gibt keine Hinweise darauf, dass vermehrt Kinder bei Allgemeinmedizinern vorgestellt werden. Von einem pädiatrischen Notstand kann man nicht sprechen“; sagt Kölker. Von Handlungsbedarf schon.