Pilotprojekt zur Außengastronomie auch bei Minusgraden erfolgreich
•
Lesezeit: 4 Minuten
Essen. Im Winter draußen einen Kaffee trinken – das hat ein gewisses Flair, war bislang nur in der Innenstadt erlaubt. Nun wagen sich auch die Rüttenscheider Gastronomen vor. Ein Pilotprojekt läuft noch bis Ende Februar. Den Gästen gefällt’s.
Straßencafés sind nicht mehr wegzudenken aus dem Stadtbild, doch gerade im Winterhalbjahr war die Stadtverwaltung bisher rigoros: Draußen gab’s weder Tisch noch Stuhl noch Bedienung, mochte der Spätherbst auch noch so warm werden oder der Februar bereits frühlingshaft sein. Die Sorge vor ungenutztem Möbel-Gerümpel im öffentlichen Raum war größer als die Neigung, mit Winter-Konzessionen zusätzliche Einnahmen zu erzielen, zudem sind die bullernden Heizpilze manchem Umweltschützer ein Dorn im Auge. In diesem Winter wird aber bis Ende Februar im Rahmen eines Pilotprojekts in Rüttenscheid einfach mal ausprobiert, ob eine großzügige Regelung nicht doch Sinn macht. 20 Gastronomien gingen das Wagnis ein.
Die Zwischenbilanz, soviel kann man sagen, fällt schon wegen des traumhaften Spätherbstes 2011 überwiegend positiv aus. An diesen kalten Wintertagen allerdings ist die Freiluftgastronomie an der Rüttenscheider Straße keine Umsatzmaschine. Zwar scheint die Sonne, das Thermometer zeigt aber Minusgrade rund um die fünf. Die hübsch mit Decken und Windlichtern ausstaffierten Tische, Stühle und Bänke sind verwaist. Nur Barbara Bluni und ihre Freundin Sandra Dinkelbach sitzen dick eingepackt vor der Türe des „Miamamia“ an der Rüttenscheider Straße. „Aber nur, um mal eine Zigarette zu rauchen.“
Vor allem bei Rauchern kommt der Biergarten im Winter gut an
Vor allem bei den Rauchern, die schon bald aus allen überdachten Eckchen vertrieben sein werden, kommt der Biergarten im Winter natürlich sehr gut an. Das bestätigen auch die Gastronomen. „Wir sind ein reines Nichtraucherlokal und brauchen eigentlich diesen Service für die Gäste“, berichtet Muzaffa „Mizzi“ Kök, Inhaber des „Zucca“.
Er lobt ausdrücklich die Möglichkeiten, die ihm die Sonderregelung mit der Stadt eröffnet hat. „Das Ganze ist definitiv gut angenommen worden, viele Gästen trinken im Winter gerne mal etwas Heißes draußen. Auch in Sachen Außenwirkung für meinen Betrieb und das Flair an der Rüttenscheider Straße ist das ein Gewinn“, stellt er fest.
Ebenso wie Phil Hinze, Inhaber der „Zweibar“, wäre „Mizzi“ bei einer generellen Regelung pro Winterbiergarten dabei. „Wir hatten genug schöne Tage, das hat klasse funktioniert. Ich bin mir sicher, dass die Nachfrage nach Außengastronomie im Winter noch steigen wird“, schaut Hinze voraus.
Bei Glühwein haben die Gäste gerne draußen gesessen
Dass man bei niedrigen Temperaturen weniger Bier oder Eis an den Tisch bringt, ist klar. „Aber wenn wir Glühwein im Angebot hatten, haben sich die Leute sehr gerne auch nach draußen gesetzt“, erzählt Phlamen Lazarov, Betriebsleiter des Eiscafé „Gioja“ am Rüttenscheider Stern. Silvio Bauksch, der mit gleich zwei Außengastronomien seiner „Miamamia“-Lokale an der Rü mitmacht, findet das Freiluftangebot im Winter ebenfalls „gut“. „Mit Windabweisern, die die Gäste schützen, wäre es allerdings noch besser. Wir bemühen uns gerade um die Genehmigungen“, so der Gastronom.
Als einzige der befragten Lokalitäten war das „Chilli House“ nicht besonders glücklich in der Testphase. „Uns bringt das nichts, wir können das in Zukunft sein lassen“, so Mitarbeiter Harutaka Jäger: „Der Sommer reicht aus.“
Mehr Geld, das bestätigen auch die Befürworter, verdient man mit dem zusätzlichen Service nicht. „Es war schön anzusehen, gerechnet hat es sich aber nicht“, sagt Süreya Akar, Inhaberin des „Oscar“. Sie findet die Abgaben, die sie an die Stadt für die Nutzung zu zahlen hat, zu hoch. Die volle Gebühr für vier Monate fällt an, und zwar auch, wenn es draußen eiskalt ist. Bei Süreya Akar sind mit einer Reihe Stühle 350 Euro angefallen. „Das könnte um die Hälfte günstiger sein. Trotzdem würde ich wahrscheinlich im kommenden Winter wieder mitmachen“, so die Geschäftsfrau.
Der Zugewinn an Flair und Gemütlichkeit für die Rüttenscheider Straße ist auch für Mitinitiator Rolf Krane von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid das entscheidende: „Das Angebot wird angenommen, die Rü sieht einfach viel besser aus. Der Rechnung ist absolut aufgegangen.“ In den kommenden Monaten wird man erfahren, ob dies der Normalzustand im Winter wird – in Rüttenscheid und dann auch im Rest der Stadt.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.