Essen. Die Fotografische Sammlung des Museum Folkwang zeigt ab morgen 126 Arbeiten des britischen Dokumentarfotografen Chris Killip. Die Schau ist in Deutschland nur in Essen zu sehen.
Sie kennen sich schon lange, Ute Eskildsen und Chris Killip. Die Leiterin der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang brachte sogar Chris Killips Fotoserie „Pirelli“, die der Brite 1988 im englischen Werk des bekannten Reifenherstellers aufnahm, als Buch heraus. Und sechs „Killips“, von denen vier jetzt auch gezeigt werden, gehören seit Jahren zum Bestand des Hauses.
Erstaunlich, dass erst jetzt eine große Retrospektive des eigenwilligen Dokumentarfotografen im Museum Folkwang zu sehen ist. Und nur dort, denn eine weitere Station in Deutschland sei bislang nicht geplant, so Ute Eskildsen. Vielleicht noch Paris oder Madrid. Für sie ist es jedenfalls die letzte große monografische Schau, die sie für Essen konzipierte. Aber bis zum Frühjahr hat sie, die bis September kommissarisch das Museum leitet, noch mehr Projekte in Planung.
Kein Fotostudium
Chris Killip lässt das alles unberührt. Er erzählt. Von der Isle of Man, wo er 1946 geboren wurde. Von seinem Vater. Der war als Pub-Besitzer Unternehmer, aber immer irgendwie auch Arbeiter. So, wie die vielen, die in den 50er und 60er Jahren die Insel in der Irischen See touristisch überschwemmten.
„Das war bevor die Flüge nach Spanien so billig wurden“, erinnert sich Killip, der sich selbst Autodidakt nennt. Statt in der Schweiz in die Gastronomie (wie es der Vater plante), ging er lieber nach London. Als Assistent des Fotografen Adrian Flowers. Fotostudium? Niemals. Er dokumentierte, als freier Fotograf. Machte um Werbung und Magazine bis auf kurze Episoden einen Bogen.
Strukturwandel auf englisch
Seine Themen sind Menschen in Landschaften vor und während der Deindustrialisierung. Strukturwandel auf englisch. Killip beobachtet und vergleicht. „Maggie Thatcher setzte nur auf die City of London, ihr in Deutschland produziert wenigstens noch was, das sieht man überall, kein Wunder, dass es euch besser geht“. „Sein“ England in der Folkwang-Schau ist Schwarz-Weiß, 126 Mal, fotografiert in drei Jahrzehnten. Viele Arbeiten werden erstmals öffentlich gezeigt. Alle sind spannend.
Zeite Ausstellung : Renato Casaro (geb. 1935) gilt als letzter großer Plakatmaler, der die Welt der Filmplakate lange beeinflusste. Ebenfalls ab morgen bis 15. April zeigt das Deutsche Plakatmuseum im Museum Folkwang Arbeiten des Italieners: „Gemalter Film“. Info unter: www.museum-folkwang.de