Essen. Die Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 auf 100 km/h auf der A 44 im Essener Süden provoziert vor Ort heftigen Protest. Wiederholt hatten Bezirksvertreter sich darüber beschwert, dass auf der A 44 zwischen Kupferdreh/Dilldorf und Heisingen schneller gefahren wird als erlaubt.

Die Erhöhung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 80 auf 100 km/h auf der A 44 im Essener Süden provoziert vor Ort heftigen Protest. Die Tempo-Erhöhung sei „unnötig, unangemessen und ein Schlag ins Gesicht der örtlichen Politik“, wettert Rolf Reithmeyer, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der zuständigen Bezirksvertretung VIII. In einem Antrag für die kommende Sitzung fordert die SPD den Landesbetrieb Straßen NRW auf, die Geschwindigkeitserhöhung umgehend zurückzunehmen und die Beschilderung mit einem zusätzlichen Hinweisschild zu versehen: Lärmschutz!

Wiederholt hatten Bezirksvertreter sich darüber beschwert, dass auf der A 44 zwischen Kupferdreh/Dilldorf und Heisingen schneller gefahren wird als erlaubt. Gespräche mit der Autobahnpolizei in Mettmann, die für die Geschwindigkeitsüberwachung zuständig ist, endeten fruchtlos, bedauert Reithmeyer. Nun seien Anwohner und Politiker von der Tempo-Erhöhung überrascht worden. Weder die Bezirksvertretung war informiert, noch der Bau- und Verkehrsausschuss und auch nicht Stadtverwaltung.

Mit der Höherstufung der B 227n zur A 44 ist die Zuständigkeit von der Stadt auf die Bezirksregierung in Düsseldorf übergangenen. Dort spricht man von einer „Geschwindigkeitsanpassung“. Eine Kommission aus Vertretern aus dem eigenen Hause, von Straßen NRW und der Autobahnpolizei sei die kurvenreiche Strecke abgefahren und dabei zu dem Ergebnis gekommen, es spreche nichts gegen Tempo 100.

Tempo 80 galt lange als angemessen

Autobahn-ähnlich ausgebaut ist die ehemalige Bundesstraße seit Ende 2005. Die Stadt hielt mit Verweis auf den Streckenverlauf Tempo 80 für angemessen. Zur Autobahn wurde die Bundesstraße zur Jahreswende 2009/2010. Proteste der Bezirksvertretung dagegen verhallten wirkungslos. Auch diesmal machen sich die gewählten Vertreter wenig Illusionen darüber, dass sie Gehör finden könnten. Vielmehr fügt sich die Geschwindigkeitserhöhung wie ein Mosaikstein in ein wenig schmeichelhaftes Bild, dass man sich vor Ort inzwischen macht.

Dirk Kalweit, CDU-Ratsherr aus Kupferdreh, erinnert daran, dass die A 44 erst 2011 eine neue Straßendecke erhalten hat, eine aus herkömmlichem Asphalt. Ein neuer Lärmschutzplan sei in Düsseldorf aber noch in Arbeit; die Frage, ob Flüsterasphalt notwendig sein könnte, also noch gar nicht beantwortet. Dass Straßen NRW praktisch zeitgleich mit der Tempo-Erhöhung an den Anschlussstellen „Kupferdreh“ und „Überruhr“ zahlreiche Bäume fällen und Sträucher massiv zurückschneiden ließ, fügt sich in dieses Bild und schürt den Protest. Kalweit spricht von einem „Kahlschlag“ und kündigt an, seine Fraktion werde Straßen NRW auffordern, das Grün wieder aufzuforsten. Der Landesbetrieb verteidigt den Eingriff als längst überfällig: Weil einige Bäume bereits auf die Autobahn ragten und Sträucher den Autofahrern die Sicht nahmen, sei der Pflanzenwuchs „auf Stock“ gesetzt worden. Spätestens in zwei Jahren sei alles wieder grün.