Essen. . Die Regeln beim Powerpoint-Karaoke sind schnell erklärt: Studenten stehen in der Uni-Kneipe KKC auf der Bühne. Sie wissen vorab weder, worüber sie sprechen sollen, noch kennen sie sich im jeweiligen Fachbereich überhaupt aus. Gut soll der Vortrag dennoch werden.

Überhaupt keine Ahnung vom Vortragsthema haben und trotzdem Minuten lang darüber referieren? Kein Problem: Da dient die Chemie-Grafik eben als Skisprungschanze, die Giftschlange frisst den Blauwal und der Dackel wird am roten Faden aus dem Fuchsbau gezogen – wer beim Powerpoint-Karaoke an staubtrockener Wissenschaft hängen bleibt, verliert.

Die Regeln sind schnell erklärt: Sieben Studenten stehen an diesem Abend in der Uni-Kneipe KKC auf der Bühne. Der Debattierclub hat für jeden von ihnen jeweils einen Vortrag Uni-fremder Dozenten herausgesucht, der an die grüne Wand der grell beleuchteten Kneipe projiziert wird.

Die Studenten wissen vorab weder, worüber sie sprechen sollen, noch kennen sie sich im jeweiligen Fachbereich überhaupt aus - und sollen trotzdem einen guten Vortrag halten. „Es geht darum, schnelles Denken und Kreativität unter Beweis zustellen“, sagt Tino Minas vom Debattierclub zu Beginn. Hinter ihm lädt Guttenbergs Kopf auf einem Männchen zum fröhlichen Plagiieren ein.

Keine leichte Kost

Elektronische Parktickets oder Frauenbilder zur Zeit der Industrialisierung? 13 Folien und sieben Minuten hat jeder Student Zeit, um sich an Fach-Chinesisch und Formel-Salat entlang zu hangeln - und dabei die 40 Zuhörer auch noch möglichst gut zu unterhalten.

Doch die ersten beugen sich längst zum Internetsurfen über ihre Mobiltelefone, als die Geschichtsstudentin Astrid Menz in ihrem Vortrag zu „Mikrofinanzierungsmodellen“ ins Stocken gerät. Zugegeben, keine leichte Kost.

Von der weiß Martin Lemke allerdings auch nichts zu berichten: Mit derbem und absurdem Horror-Trash marschiert der Lehramtsstudent durch die „Bau- und Bodenjagd“ - und gerät über seine blutigen Metaphern so sehr ins Lachen, dass er bald gekrümmt auf der Bühne steht. Lachen steckt an: „Da beißt der Mann dem Hund kein Bein ab.“ Die fünf Jurymitglieder aus dem Publikum wählen Lemke ins Finale: „Technische Chemie“.

51 Sekunden Publikumsapplaus

Damit ist Lemke denn auch bei jenen Diagrammen angelangt, die ihn nur an die erwähnten Sprungschanzen erinnern. „Dann landet der Skispringer Bum-Zack-Bum auf dem Hintern. Absorption ist das Stichwort“, liest er, „weil ‘ab’ ja ‘weg’ heißt.“ Richtig?

Um richtig geht es gar nicht, nur um schnell - Herausforderer Christian Kosmalla muss den gleichen Vortrag halten und ist ums Thema bemüht: „Extrahieren“, überlegt er fix, „ja, das geht immer. Wer das erkannt hat, kann aus A, B und C auch so ein Dreieck zeichnen.“ 51 Sekunden Publikumsapplaus machen ihn zum Sieger.