Essen. . Das Kreuzeskirchviertel hat viele Probleme, aber auch Potenzial und sogar ein paar bürgerliche Eckpfeiler. Doch wer die leeren Ladenlokale, grauen Gardinen und vernachlässigten Kirchen sieht, kann sich denken, warum Projektentwickler Klaus Wolff kalte Füße bekam.

Nicht alles ist schlecht im Kreuzeskirchviertel. Wer aus der besseren Hälfte der Innenstadt kommt und die städtebauliche Wüstenei der oberen Rottstraße hinter sich gebracht hat, steht plötzlich vor einem rundum gepflegten Geschäft, das man hier nicht erwartet. „Pfeifen Schilde“ hält Bedarf für den gehobenen Raucher vor, es bedient ein Herr im Anzug, die Chefin des Hauses strahlt jenes Selbstbewusstsein aus, wie es Fachhändlern in der dritten Generation oft eigen ist. Der Kontrast zwischen dieser bürgerlichen Insel zum maroden Parkhaus auf der anderen Straßenseite, überhaupt zur morbiden Atmosphäre des Viertels, könnte größer nicht sein.

Natürlich ist Brigitte Schilde entsetzt, dass ihr der bröckelnde Koloss vorerst erhalten bleibt und dass seit Freitag klar ist: Es wird erst mal nichts mit den Sanierungsplänen in diesem problematischen Teil der City. „Dabei wäre es für uns so wichtig, dass die Schmutzecke wegkommt“, sagt die Geschäftsfrau, die nach den ermutigenden Vorarbeiten dachte, nun sei der Durchbruch da.

„Schmutz zieht Schmutz an“

Es kam anders, und wer an diesem Samstag durchs Viertel schlendert, kann sich zumindest vorstellen, warum Projektentwickler Klaus Wolff kalte Füße bekam. Leere Ladenlokale, graue Gardinen, hinter denen längst keiner mehr lebt, vernachlässigte Kirchen, in denen Gläubige Mangelware sind. Die meisten Geschäfte haben Migrationshintergrund, man sieht ihnen an, dass niedrige Mieten hier ein Hauptargument sind.

Es gibt Beispiele, wo solche Ecken durchaus eigene Qualität haben, ja die Mischung aus spätbürgerlich, billig-dynamisch und leicht anrüchig kann sogar faszinieren. Wenn aber nicht mal Aldi an der Rottstraße sich halten kann, Beate Uhse auch schon weg ist und sogar eine Bierschwemme wie das Graf Beust aufgibt, wird’s kritisch. Die gar nicht wenigen Stammkunden bei Pfeifen Schilde fahren jedenfalls nur vor, kaufen ihre Zigarren und sehen dann, dass sie schnell wieder wegkommen.

Das Kreuzeskirchviertel

Brigitte Schild betreibt ein gehobenes Tabak- und Pfeifen-Fachgeschäft an der Kastanienallee - eine Ausnahme im sonst vom Leerstand gepärgten Kreuzeskirchviertel. Foto: Ulrich von Born
Brigitte Schild betreibt ein gehobenes Tabak- und Pfeifen-Fachgeschäft an der Kastanienallee - eine Ausnahme im sonst vom Leerstand gepärgten Kreuzeskirchviertel. Foto: Ulrich von Born © WAZ FotoPool
Wird die Nordstadt wohl vorerst weiter verunzieren - das Parkhaus an der Rottstraße. Foto: Ulrich von Born
Wird die Nordstadt wohl vorerst weiter verunzieren - das Parkhaus an der Rottstraße. Foto: Ulrich von Born © WAZ FotoPool
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel. © WAZ FotoPool
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel. © WAZ FotoPool
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
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Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel. © WAZ FotoPool
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel.
Rundgang durch das Kreuzeskirchviertel. © WAZ FotoPool
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Am Webermarkt, einem der vor zwei Jahrzehnten trostlos sanierten Plätze im Stadtkern, drückt sich die Drogenszene herum. Auch auf der Tafel der Denkmalbehörde erfährt man wenig Erbauliches. Schon immer war hier das Essener Armenhaus mit engen Gassen und unhygienischen, windschiefen Häusern. Die Hochkonjunktur um 1900 gestattete eine grundlegende Neuordnung. die damals finanziell potente und sendungsbewusste evangelische Kirche baute ein Ledigenheim (heute Haus der Verbände) und die schöne Kreuzeskirche, die auf alten Fotos genau wie heute die Szenerie beherrscht. Die Altstadtgemeinde käme auch ohne den trutzigen Backstein-Bau klar, aber das Viertel kann diese Dominante nur schwer entbehren. Auch deshalb sollen und müssen die Sanierungsbemühungen weitergehen.

Wer bei Pfeifen Schilde ums Eck Richtung Norden schaut, sieht keine 150 Meter weiter den östlichen Zipfel des Univiertels, wo Eigentumswohnungen für Hunderttausende Euro weggehen, bevor sie überhaupt auf dem Markt sind. „Schmutz zieht Schmutz an“, seufzt Brigitte Schilde mit Blick aufs Parkhaus gegenüber, und hat Recht. Umgekehrt müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn das Kreuzeskirchviertel nicht doch noch vom Glanz des nahen Aufbruchs profitieren könnte.