Essen. . Das Museum Folkwang „im Farbenrausch“: Eine neue Großschau lockt 2012 mit Gemälden von Munch, Matisse und den Expressionisten. Dann tritt erstmals nach 25 Jahren nicht Eon Ruhrgas als Sponsor auf, sondern die Essener RWE AG.
Energie-Wende im Museum Folkwang: Wenn im kommenden Herbst mit „Im Farbenrausch. Munch, Matisse und die Expressionisten“ das nächste Großkunstereignis in den Chipperfield-Bau lockt, dann tritt erstmals nach 25 Jahren nicht Eon Ruhrgas als Sponsor auf, sondern die Essener RWE AG.
Der bisher als vorläufig bezeichnete Rückzug von Traditionspartner Ruhrgas wird an der Bismarckstraße derzeit nicht kommentiert. Schlechte Geschäftszahlen und der drohende Stellenabbau sprechen wohl für sich. Mit der RWE AG wurde zudem ein Partner gefunden, der 2012 nicht nur die Tradition der Blockbuster-Schauen fortführt, sondern auch das seit Jahren bewährte Konzept der Re-Finanzierung.
Partner aus der Wirtschaft
Heißt: Der Konzern macht die kostspieligen Kunstereignisse durch Vorfinanzierung der Versicherungskosten, Ausfallbürgschaften und einem Etat für Öffentlichkeitsarbeit erst möglich, profitiert aber auch von den Einnahmen. Eine Rechnung, die bislang aufgeht. „Wir haben noch nie ein Defizit erwirtschaftet“, sagt Folkwang-Chef Hartwig Fischer, der für die Zeit nach 2012 allerdings noch keinen Ausstellungs-Ausblick geben will. Ohne Partner aus der Wirtschaft sei so ein Kunstereignis von Rang nicht realisierbar.
Und so springt die RWE AG, die sich mit Sonderschauen zur Fotografie („A Star Is Born“) und Installationen im RWE-Turm bislang vor allem für die Kunst der zeitgenössischen „jungen Wilden“ stark gemacht hat, nun für die „Fauves“, die „Wilden“ der französischen Kunst des 20. Jahrhunderts, in die Bresche - Henri Matisse, André Derain, Maurice de Vlaminck. „Wir sind froh, dass wir gerufen wurden“, versichert Volker Heck, Chef der RWE-Konzernkommunikation. Über eine Fortsetzung werde man im Erfolgs-Fall nachdenken.
Nackige "Boulespieler" und ein Mädchenakt
Immerhin wurden für die Schau im kommenden Jahr schon Führungen gebucht, obwohl die Folkwang-Kuratoren noch mitten in den Verhandlungen um wichtige Bilder stecken. Die Berliner Nationalgalerie hat bereits Edvard Munchs „Harry Graf Kessler“ (1906) zugesagt. Aus Hagen kommt Ernst Ludwig Kirchners format- und artverwandtes „Bildnis Erich Heckel“ (1920). Die Eremitage in Sankt Petersburg schickt Henri Matisses nackige „Boulespieler“ (1908), die Emil Noldes „Mädchenakt“ drei Jahre später aufnimmt.
So soll das Publikum - neben den Gründervätern der Moderne wie van Gogh und Gauguin - vor allem sehen, was sich Maler wie Heckel, Kirchner oder Pechstein von Matisse und Co. abguckten: die Befreiung der Farbe. Noch nie sei die Beziehung zwischen den „Fauves“ und den Expressionisten mit Munch als Zwischengänger so ausführlich dargestellt worden, versichert Fischer.
Rund 100 Gemälde werden in Essen zu sehen sein. Etwa ein Viertel der Gemälde stammen aus Folkwang-Besitz. Mit Karl-Ernst Osthaus gab es schließlich einen Sammler, der schon ab 1906 die Kunst der „Wilden“ im Ruhrgebiet zeigte – und deutsche Künstler damit inspirierte. So werden Sammlungs- und Kunstgeschichte 2012 in Essen anschaulich zusammengeführt.