Essen.

Ob Folkwangs Sponsor-Hoffnungen berechtigt sind, steht angesichts der Unsicherheit über die Zukunft des Energiekonzerns Eon in den Sternen. Mit Hilfe einer Millionensumme ermöglichte Eon-Ruhrgas u.a. große Sonderschauen.

Ein bedeutendes Kunstmuseum wie das Museum Folkwang lebt von der Qualität der eigenen Sammlung - und von großen publikumsträchtigen Sonderausstellungen. Die lockten seit der großen van Gogh-Schau 1986 bis zu den Highlights der französischen Impressionisten im vergangenen Kulturhauptstadtjahr stets mehrere Hunderttausend Besucher in die Stadt. Ermöglicht wurde dies durch die Partnerschaft zwischen Museum und dem Energiekonzern Eon-Ruhrgas.

Die Sponsoring-Partnerschaft war so erfolgreich, dass manche hinter vorgehaltener Hand schon vom Ruhrgas-Museum sprachen. Steht diese „Ehe“ nun angesichts der Diskussionen um die Zukunft, eventuell und die Ausrichtung des Energieunternehmens auf der Kippe? Das wäre fatal, denn auch, wenn die Sonderausstellungen stets so erfolgreich waren, dass man mit den Einnahmen die Ausfallbürgschaften, die der Konzern übernommen hatte, zurückzahlen konnte, so blieb nach der Risikoabsicherung unter dem Strich immer noch eine Millionensumme, mit der Eon-Ruhrgas die Durchführung der großen Sonderschauen ermöglichte.

Sich vorzustellen, dass angesichts der Hiobsbotschaften aus dem Eon-Konzern jetzt im Museum die Alarmglocken läuten, dazu braucht es nicht viel Fantasie. Auch wenn man sich eher abwartend verhält und Museumsleiter Hartwig Fischer aus dem Urlaub erst einmal hanseatisch-nüchtern zu reagieren scheint. Abwarten und Beobachten scheint derzeit die einzige Devise.

Ruhrgas-Folkwang-Projekt für 2013 geplant

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Von DerWesten

Zum Glück war nach dem beiderseitigen Kraftakt von gleich zwei Sonderausstellungen im Kulturhauptstadtjahr für 2012 kein großes Gemeinschaftsprojekt geplant. Für 2013 sieht das allerdings anders aus. Dann soll es wieder ein Ruhrgas-Folkwang-Projekt geben. Ein Vertrag darüber ist noch nicht unterzeichnet. Langfristige Verträge habe es auch nie gegeben, man habe immer projektbezogen gearbeitet, so Achim Middelschulte gegenüber der WAZ. Der frühere Ruhrgas-Vorstand, der lange auf Konzernseite Motor dieser Sponsor-Partnerschaft war, spricht nun als Vorsitzender des Folkwang-Museumsvereins, der mit der Stadt Eigentümer der hochkarätigen Folkwang-Sammlung ist. Middelschulte sieht keinen konkreten Anlass zur Sorge. Die Zusammenarbeit zwischen Ruhrgas und Museum sei stets erfolgreich gewesen - und habe für beide Seiten einen enormen Imagegewinn gebracht. Man sei natürlich weiter im Gespräch - auch über das größere Projekt in zwei Jahren.

Solche projektbezogenen Verträge wird es künftig wohl auch mit einem weiteren Traditionssponsor des Hauses geben, bei dem zurzeit die Gewinne nicht mehr wie gewohnt sprudeln: RWE. Auch ein Energieriese, dem die verordnete Energiewende ebenfalls nicht so gut zu bekommen scheint. Dort hatte man sich nach dem Auslaufen des Vertrags mit dem Museum 2010 über bis dahin jährlich festgesetzte Summen auf flexiblere Finanzierungen verständigt.

Dass das Museum Folkwang auch mit anderen potenten Sponsoren Gespräche führt, ist kein Geheimnis. Aber das Verhältnis zu Ruhrgas und später zu Eon-Ruhrgas kann man getrost als „besonders“ bezeichnen.

Fotografien von Joel Sternfield bis zum 23. Oktober

Natürlich gibt es auch ohne Sonderschauen ein qualitätvolles Jahresprogramm - wie man auch im Jahr eins nach der Kulturhauptstadt sieht. Da sind neben Stadt und Museumsverein auch eine ganze Reihe anderer Förderer mit im Boot. Aber die Publikumsmagneten, die die kostbarsten und raren Exponate der internationalen Kunst- und Museumsszene nach Essen bringen, kann man ohne Groß-Förderer eben doch nicht stemmen. Und der ebenso strahlende wie hochgerühmte Chipperfield-Neubau wurde schließlich auch mit Blick auf diese Formate gebaut. Bleibt zu hoffen, dass die Museumsdrähte zur Eon-Zentrale nach Düsseldorf weiter stark genug sind.

Bis zum 23. Oktober sind Fotografien von Joel Sternfeld zu sehen. Mit „ars viva 11/12“ gibt es ab 9. Oktober Arbeiten zum Thema Sprache. Am 29. Oktober eröffnet die Schau „Communitas“ mit Werken des Niederländers Aernout Mik in Kooperation mit dem Pariser Musée du Jeu de Paume und dem Amsterdamer Stedelijk Museum.