Essen/Gladbeck/Bottrop/Arnsberg. . Begleitet von einem großen Sicherheitsaufgebot hat der Prozess um die tödlichen Messerstiche auf einer Libanesen-Hochzeit in Bottrop begonnen. Die Behörden befürchteten Blutrache, die Gladbecker Opfer-Familie soll einen Killer beauftragt haben, den aus Neheim stammenden Angeklagten im Gerichtssaal zu töten.

Sie wollen nicht verantwortlich sein. Nicht für den Mord und nicht für den Tumult auf der libanesischen Hochzeit in Bottrop, bei der der Gladbecker Ibrahim J. starb. Die beiden Arnsberger Brüder Chalid (29) und Bilal C. (24) weisen die Vorwürfe der Anklage ebenso zurück wie ihr Mitangeklagter Haysam S. (28) aus der Essener Nord-City.

Ein mühsames Verfahren bahnt sich für das Essener Schwurgericht an. 14 Sitzungstage hat Andreas Labentz, der Vorsitzende Richter, für den Prozess angesetzt. Aber angesichts von 700 Gästen auf der Hochzeit, die theoretisch alle als Zeuge benannt werden könnten, kann diese Zahl der Sitzungstage nur vorläufig sein.

Morddrohungen im Vorfeld sorgten dafür, dass rund 50 Polizeibeamte zusätzlich zu den Justizwachtmeistern das Verfahren sichern. Angeblich, so die Gerüchte, soll die Gladbecker Opferfamilie einen Killer bezahlt haben, damit dieser einen der Angeklagten töten soll. Richter Labentz denkt dagegen wohl eher an verbale Attacken oder Unmutsäußerungen, als er die rund 70 Zuhörer anfangs ermahnt, im Saal nicht zu stören.

Der Prozess wurde von einem großen Sicherheitsaufgebot begleitet. Foto: Oliver Müller
Der Prozess wurde von einem großen Sicherheitsaufgebot begleitet. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool

Da es ruhig bleibt, tritt am ersten Prozesstag die Aufklärung der Tat in den Vordergrund. Das Trio soll sich am 6. Juni in der Bottroper Festhalle „Gülüm“ im Gewerbegebiet „An der Knippenburg“ hinterrücks dem Bruder der Frau von Chalid C. genähert haben. Einer von ihnen soll dann mit einem Messer zugestoßen haben und den 32 Jahre alten Ibrahim J. ermordet haben. Hintergrund soll sein, dass seine Frau Chalid C. verlassen hatte und das Sorgerecht für die Kinder bekam.

Der Arnsberger bestreitet den Anklagevorwurf, und spricht schlecht über seine Frau. 2007 habe er förmlich um ihre Hand angehalten und sie aus Gladbeck ins Sauerland geholt. Faul sei sie gewesen, betont er. Er hätte sie, die nur einen schlechten Schulabschluss habe, als Auszubildende im Friseursalon seiner Schwester untergebracht. Aber auch da habe sie keine guten Leistungen gebracht, selbst der Weg zur Berufsschule sei ihr zu weit gewesen. Wenn er nach hause kam, hätte auch das Essen nicht auf den Tisch gestanden. Er versucht, seine Erwartungen als normal darzustellen: „Sie war zu Hause, ich kam von der Arbeit. Dann kann man das doch erwarten.“

Anklage lautet auf heimtückischen Mord

Als seine Frau zu ihren Eltern in Gladbeck zurückkehrt, spricht sie in anderen Worten über diese Ehe, die lediglich nach islamischem Ritus geschlossen wurde. Regelmäßig sei sie geschlagen worden, das hätte schon kurz nach der Heirat begonnen. Richter Labentz spricht einen Krankenhausaufenthalt der Frau an. Ob dieser durch die Gewalt des Angeklagten nötig wurde. Chalid C. bestreitet: „Da ist sie vor die Tür gestürzt.“ Ob er sie je geschlagen hätte, wie die Frau behauptet? „Nie! Ich habe davon gelesen und war schockiert.“

Prozess gegen Libanesen

Foto: Oliver Müller
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Einerseits klingt es, als sei er in den archaischen Strukturen des libanesischen Clans verhaftet. Dann redet er aber flapsig über die Familienältesten: „Ich hatte seit 2009 eine Freundin. Aus meiner Ehe war die Luft raus. Ich wollte mich deshalb trennen, aber dann kamen ja die Oberhäuptlinge und es wurde nichts.“

Unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen hat vor dem Landgericht Essen der Prozess um tödliche Messerstiche auf einer Libanesen-Hochzeit in Bottrop begonnen. Die Behörden fürchten Blutrache. Denn angeblich soll die Gladbecker Opfer-Familie einen Killer beauftragt haben, um einen der aus Arnsberg stammenden Angeklagten im Gerichtssaal zu töten.

Bereits hinter der Sicherheitsschleuse am Eingang des Landgerichtes stehen Polizisten in Kampfanzügen, um Präsenz zu zeigen. Im Saal sichern rund 25 Beamte in kugelsicheren Westen den Prozess. Die etwa 70 Zuschauerplätze sind in zwei Blöcke unterteilt. Libanesische Schlichter achten streng darauf, dass die beiden verfeindeten Familien diese Trennung respektieren und nur im eigenen Lager Platz nehmen.