Recklinghausen. .
Vor dem Recklinghäuser Rathaus eröffnete am Wochenende die Firma Delta Temp eine Eisbahn für große und kleine Besucher.
Tiefes Mittelalter liegt über den Niederlanden, eisiger Winter, und über die zugefrorenen Kanäle saust ein junger Mann, die Wangen gerötet, in der Tasche wichtige Worte an adelige Herren. Was in des Boten Botschaft steht, mag uns heute nicht interessieren, viel wichtiger ist, was der Bursche an den Füßen trägt: Holzschuhe mit eisernen Kufen, denn Schlittschuhe sind fast so alt wie die Menschheit selbst.
Dass schon die Asen, ein Göttergeschlecht der germanischen Mythologie die Kunst des Eislaufens beherrscht haben soll, ist Charlotte und Vivienne heute ziemlich egal. Gerade verlassen die jungen Damen mit strahlenden Augen die Eisbahn vor dem Recklinghäuser Rathaus, um sich ein paar Minuten Verschnaufpause zu gönnen: „Cool“, jubeln die 11-jährigen Freundinnen, „wir sind schon seit zwei drei Stunden hier und es macht total viel Spaß.“ Selbstverständlich ist aller Anfang schwer: „Wir haben zuerst ein bisschen geübt und dann ging es nach und nach besser“, erzählt Charlotte und rät anderen Anfängern: „Zuerst sollte man nicht so schnell fahren, sonst fällt man hin, aber eigentlich ist es auch witzig hinzufallen, solange das nicht zu oft passiert.“
Während der Nachwuchs auf dem Eis seine Kreise dreht, lassen sich die Erwachsenen Glühwein, Cappuccino oder heißen Caipirinha schmecken, tratschen, fotografieren oder winken ihren Kindern zu. Einer aber lässt sich den Spaß nicht entgehen: David Sherlock hat bereits die Eisbahn auf Zeche Zollverein in Essen beaufsichtigt, heute steht er selbstverständlich mit auf den Kufen, um Sohnemann Robin bei seinem ersten Ausflug aufs Eis zu begleiten: „Ich glaube die meisten Erwachsenen haben einfach Angst zu stürzen oder sich zu blamieren“, mutmaßt der Recklinghäuser, während er ein wachsames Auge auf seinen sechsjährigen Sprössling wirft. „Den kriege ich heute gar nicht mehr runter vom Eis“, lacht der stolze Papa. Die Idee mit der Eisbahn vor dem Rathaus findet er toll: „Es ist schön zu sehen, wie viel Spaß die Kinder hier haben und ich finde es richtig super, dass man als Eltern so die Möglichkeit hat, mit den Kindern gemeinsam draußen was zu erleben.“
Ganze drei Wochen hat der Aufbau der 600 Quadratmeter großen Anlage gedauert. „Das schwierigste daran ist, alles gerade zu verlegen und das Wasser aufzubauen, ohne das was wegläuft“, erklärt Markus Neumann von der Firma Delta Temp. 20.000 bis 30.000 Liter Wasser haben die Experten zu Eis gemacht, nun ist Neumann vor Ort, um Schlittschuhe zu verleihen und dafür zu sorgen, dass sich auf der Bahn niemand daneben benimmt: „Löcher ins Eis hacken beispielsweise ist verboten, genauso wie essen und trinken. Und keine Drängelei, da haben wir ein Auge drauf.“
Wer sich aber an die Regeln hält, kann dieser Tage vor dem Rathaus vergnügliche Stunden verbringen. Und auf all jene, die noch etwas wacklig auf den Schlittschuhen stehen, wartet der allseits beliebte Kufen-Pinguin, ein fröhliches dickes Plastiktier, das nicht nur dem fünfjährigen Jeremi eine sichere Rutschpartie ermöglichte. Der kleine Rosario bleibt dennoch skeptisch: „Heute fahre ich noch nicht, vielleicht morgen“, erklärt der Zehnjährige von seinem sicheren Platz hinter der Bande aus: „Das sieht aus wie Rollschuhfahren und Rollschuhfahren kann ich nicht gut. Aber schön ist es hier trotzdem, man sieht, dass bald Weihnachten ist.“
Die Eisbahn vor der Recklinghäuser Rathaus am Rathausplatz 3, hat noch bis Sonntag, 9. Januar, geöffnet: Unter der Woche täglich von 13 bis 22 Uhr und am Wochenende von 10 bis 22 Uhr. Silvester wird hier bis 3 Uhr gefeiert, Feuerwerk inklusive. Kinder unter 13 Jahren zahlen 2,50 Euro Eintritt, Erwachsene 3,50 Euro, Schlittschuhe können gratis geliehen werden. Darüber hinaus gibt es 10er-Karten, die für Erwachsene 31,50 Euro und für Kinder 22,50 Euro kosten.