Essen. . Das Buch „An der Hafenstraße RWE!“ erzählt die Geschichte des Georg-Melches-Stadions und erinnert an unvergessene Spiele. Die Arena, einst das modernste Stadion Europas, hatte bessere Zeiten erlebt. Die schlechten hatte die Wettkampfstätte noch vor sich.
Sein erstes Spiel? Am 7. Juni 1975 gegen Hertha BSC. Die Rot-Weißen gewannen 2:1. Natürlich hatte ihn sein Vater mitgenommen. „Wie es sich gehört.“ Georg Schrepper war damals neun Jahre alt. Ein Ordner verlangte, dass er seine Fanta noch vor dem Anstoß austrinkt; die Dose könnte ja als Wurfgeschoss dienen.
So war das in den 70er Jahren an der Hafenstraße. Es waren wilde Zeiten, damals im Georg-Melches-Stadion. Die Arena, einst das modernste Stadion Europas, hatte bessere Zeiten erlebt. Die schlechten hatte die Wettkampfstätte noch vor sich.
Autoren von Herzen Rot-Weiße
Georg Schrepper lässt die Geschichte lebendig werden. Gemeinsam mit Uwe Wick, auch er von Hause aus Historiker, hat der Oberstudienrat aus Borbeck, wo er am Don-Bosco-Gymnasium unterrichtet, ein Buch über das Georg-Melches Stadion geschrieben. „An der Hafenstraße RWE!“ lautet der Titel des reich bebilderten Bandes, der im Verlag Die Werkstatt erschienen ist.
Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt, nicht nur weil das Weihnachtsfest vor der Tür steht. Das altehrwürdige Stadion an der Hafenstraße erlebt seine letzte Saison. Dort, wo früher die Westkurve stand, drehen sich die Baukräne, entsteht das neue Fußballstadion der Stadt.
Man kann das Buch einen Abgesang nennen, aber auch eine Liebeserklärung, nicht nur weil die beiden Autoren von Herzen Rot-Weiße sind. Auch das sei nicht unerwähnt: Rot-Weiss Essen hat dieses Buch gewünscht. So sind Schrepper und Wick mehr Chronisten als Kritiker.
Geht alter Zauber auf das neue Stadion über?
Als Historiker haben sie akribisch recherchiert. Die Geschichten, die sie in Erinnerung rufen, und Anekdoten, die Fans zu dem Buch beigetragen haben, vor allem aber die historischen Fotos von unvergessenen Spielen atmen diese unvergleichliche Atmosphäre: Horst Hrubesch, wie er 1978 gegen den 1. FC Nürnberg den entscheidenden Elfmeter vergibt und Rot-Weiss den Aufstieg in die Bundesliga verpasst. Oder 1980, als Lippens, Mill und Co. trotz eines 3:1 am Karlsruher SC scheitern. Oft sind es Niederlagen, die unvergessen geblieben sind. Aber nicht von ungefähr heißt es, dass RWE-Fans besonders leidensfähig seien.
Hafenstraße im Wandel
Heute lockt RWE bei Heimspielen 7000 Zuschauer an, beachtlich für einen Regionalligisten. Und Freitagsabends bei Flutlicht bekommt man als Zuschauer eine leise Ahnung davon, wie es früher einmal war, wenn an der Hafenstraße Borussia Mönchengladbach auflief mit Berti Vogts oder die Bayern mit Meier und Müller. Der Anblick des Georg-Melches-Stadions, das längst einer Ruine gleicht, mag einen traurig stimmen. Es kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte der Spielstätte und auch des Vereins eine erfolgreiche ist.
Schrepper und Wick zeichnen den Weg nach, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts auf einem Sportplatz in der Borbecker Mark begann und sie werfen die Blick voraus, auf das was kommen mag. Das Georg-Melches-Stadion wird verschwinden, das neue Stadion wird den Namen des Gründervaters von RWE nicht tragen. „Georg Melches hätte es auch nicht gewollt“, ist sich Georg Schrepper sicher. Ob der alte Zauber auf das neue Stadion übergeht? Schrepper ist optimistisch und hält es mit Otto Rehhagel. Der Erfolgstrainer, der auch in der Philharmonie ein häufiger Gast ist, empfahl den Verantwortlichen schon vor Jahren: „Baut den Leuten doch endlich ein neues Stadion. Fußball ist die Kultur des kleinen Mannes.“ Er selbst würde weitergehen, sagt Autor Georg Schrepper: „Fußball ist Kultur für alle.“