Essen. Im Rahmen einer bundesweiten Erhebung zum Thema Weichmacher (Phtalate) werden auch an fünf Essener Kindertagesstätten Urinproben genommen. Die Resonanz der Eltern sei sehr positiv, betont das Landesumweltamt.

Fünf städtische Kindertagesstätten machen mit bei einer bundesweiten Umweltstudie, in der es um sogenannte „Weichmacher“ (Phtalate) geht. Dazu werden Staubproben entnommen, Luftanalysen durchgeführt, und Kinder sollen eine Urinprobe abgeben. Die ersten Tests starten am Montag.

Im Frühling hatte eine bundesweite, stichprobenrtige Erhebung des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (Bund) ergeben, dass die Luft in Kindergärten dreimal so stark mit Weichmachern belastet ist wie in normalen Haushalten.

Die Phtalate, die besonders in Turnmatten, Gummistiefeln, Sitzsäcken und Regenzeug schlummern, stehen im Verdacht, ins Hormonsystem des Menschen einzugreifen und Krebs auslösen zu können. Die Weichmacher gasen langsam aus Gegenständen aus und können den Hausstaub anreichern. Kleinkinder gelten als besonders gefährdet.

Flächendeckende Analyse würde 53 000 Euro kosten

Nach Bekanntwerden der Studie hatte das Viererbündnis im Rat (CDU, Grüne, FDP, EBB) die Verwaltung beauftragt, sämtliche 47 städtische Kindergärten zu überprüfen; auch das Bistum kündigte an, einige ihrer Kindergärten zu analysieren. „Noch im Sommer“, hieß es im Frühling, sollte mit den Proben begonnen werden. Doch offenbar war das Ganze etwas voreilig beschlossen werden, denn im November teilte die Verwaltung dann mit: Eine flächendeckende Analyse würde 53 000 Euro kosten - zu teuer. Und: Messergebnisse seien nicht verwertbar, „da es keine Grenzwerte für Phtalate gibt“. Mit Verlaub: Dass es keine verbindlichen Richtwerte gibt, war eigentlich schon vorher allen Beteiligten klar.

Wie auch immer: Das Landesumweltamt (Lanuv) kommt gerade mit einer passen Studie um die Ecke – und untersucht ab Montag die fünf städtischen Kitas, kostenlos. Dazu wird mit einem Staubsauger und einem Spezialfilter die Luft gemessen, es werden Staubproben entnommen und Kinder sollen Urinproben abgeben. „Selbstverständlich nur mit Information und Einverständnis der Sorgeberechtigten“, teilte Sozialdezernent Peter Renzel den zuständigen Gremien im November mit.

Große Resonanz

Die Resonanz der Eltern sei jedenfalls recht groß; man sei auf viel Interesse bei den Eltern gestoßen, heißt es seitens der Kitas, die bei der Studie mitmachen. „Wir sind guter Dinge.“ Beteiligt sind die städtischen Einrichtungen Katernberg-Mitte, Beckmesserstraße (Steele), Kämpenstraße (Frohnhausen), Portendieckstraße (Schonnebeck) und Waterfohrstraße (Frillendorf).

In NRW werden etwa 25 Kitas untersucht, deutschlandweit sind es insgesamt 60 Einrichtungen in Bayern, Berlin und NRW. „Man weiß noch zu wenig über die Belastung durch Phtalate, das ist noch nie so umfassend untersucht worden“, erklärt ein Sprecher des Landesumweltamts. Erste Ergebnisse werden „nicht vor Mitte 2012“ erwartet.