Berlin. . Kitas in Deutschland sind überdurchschnittlich stark mit hormonellen Schadstoffen belastet. Das geht aus einer Studie des BUND hervor. Rund 60 Kitas wurden bundesweit untersucht. Ergebnis: Die Menge von Weichmachern sei dreimal höher als üblich in Haushalten.

Viele Kitas in Deutschland sind stark mit hormonellen Schadstoffen belastet. Das hat eine Studie des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ergeben, die am Dienstag vorgestellt wurde. Die Staubproben von bundesweit 60 getesteten Kitas wiesen im Schnitt dreifach höhere Werte von gesundheitsschädlichen Weichmachern auf, als sie in normalen Haushalten auftreten. Auch acht der elf geprüften Kitas aus NRW lagen deutlich über dem Mittelwert.

Allein durch den Aufenthalt in den Räumen der Kita könne die hormonelle Entwicklung von kleinen Kindern so gestört werden. „Phtholate wirken wie Hormone“, sagt Prof. Ibrahim Chahoud, Toxikologe an der Charité Berlin. Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Weichmacher vor allem bei Jungen die Spermaproduktion und Hodenentwicklung negativ beeinflusse. Über die Auswirkungen bei Mädchen gebe es bisher keine verlässlichen Studien.

Problematische Gummi-Fußböden und -Turnmatten

Ursache für die besonders hohen Schadstoffwerte sind laut BUND Einrichtungsgegenstände aus Weich-PVC, etwa PVC-Fußböden, Vinyltapeten oder Turnmatten. Problematisch sei bei Kindern zudem, dass sie die Stoffe nicht nur durch die Atemluft, sondern auch oral einnähmen, wenn sie Dinge in den Mund steckten, erklärt der Mediziner Chahoud.

Grundlage für die Ergebnisse waren die Staubproben aus 60 Kitas, die freiwillig an der Untersuchung teilgenommen haben. Die Proben wurden jeweils eine Woche lang beim Staubsaugen gesammelt und dann von einem Berliner Labor auf sechs der üblichen Weichmacher (Phthalate) getestet. „Im Ergebnis waren zwei Drittel der Kitas wesentlich stärker belastet als ein Durchschnittshaushalt“, resümierte Sarah Häuser, Chemieexpertin beim BUND.

BUND fordert: Weichmacher verbieten

Während der Einsatz verschiedener Weichmacher in Spielzeug bereits verboten sei, sei die Verwendung in vielen anderen Produkten noch erlaubt, beklagt Häuser. Deshalb fordert der BUND Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner auf, den Einsatz gesundheitsgefährdender Weichmacher in allen Produkten zu verbieten, die im Umfeld von Kindern verwendet werden. Dazu hat der BUND eine Online-Aktion gestartet, bei der besorgte Eltern ihre Forderungen an Ministerin Aigner formulieren können.

Um die Menge an giftigen Chemikalien in der Luft zu verringern, empfiehlt der BUND auf Naturkautschuk, Keramik, Holz oder andere elastische Kunststoffe ohne Weichmacher zurückzugreifen. Auch häufiges Lüften, Saugen und feuchtes Wischen könne die Belastung des Staubes reduzieren.