Essen. . Ein Plus-Energiehaus in Fulerum und ein Projekt zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Fledermäuse werden mit dem Umweltpreis 2011 ausgezeichnet. Die Preisträger erhalten jeweils 3000 Euro. Weitere Preise gingen u.a. an die Turnvereinigung Steele für umweltfreundliche LED-Beleuchtung.
Die Klasse 7c der Realschule Überruhr und das Ehepaar Sabrina Hunke und Marc-Steffen Daun sind Gewinner des Umweltpreises 2011. Das Ehepaar aus Fulerum wurde für sein Plus-Energiehaus mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Die Realschüler aus Überruhr erhielten diesen Preis für ein Projekt zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Fledermäuse. Die Preisträger dürfen sich über jeweils 3000 Euro freuen.
Zwei zweite Preise in Höhe von 2000 Euro gingen an die Turnvereinigung Steele 1863, die ihre Halle mit umweltfreundlicher LED-Beleuchtung ausgestattet hat, und an die Kindertagesstätte Kämpenstraße für ihr Projekt „Unser Wald - ein Wald für Alle.“ „Wir leben auf Kosten der Zukunft“, sagte Oberbürgermeister Reinhard Paß anlässlich der Preisverleihung. Die Preisträger zeigten beispielhaft, dass es so nicht weitergehen muss.
Erstmals hatte sich die Jury, in der auch diese Zeitung vertreten ist, dafür entschieden, zwei gleichwertige Preise an Erwachsene wie an Kinder und Jugendliche zu vergeben. Deren Engagement sollte so besonders gewürdigt werden, kamen doch 22 Einsendungen und damit fast die Hälfte aller Beiträge von Kindertagesstätten und Schulen.
Realschüler bauten Nistkästen und bepflanzten Schulgarten
Warum sich die Jury für die beiden Erstplatzierten entschied?
Es gibt die Schweinenasenfledermaus, die Gespensterfledermaus, es gibt den „Großen Blutsauger“ und es gibt die Fledermaus von Johann Strauss, die - wie die Schüler der Klasse 7c der Realschule Überruhr nur zu gut wissen - hier nichts zu suchen hat. Denn mit Fledermäusen kennen sich die 12- bis 14-Jährigen bestens aus, seit sie im Mai eine Klassenfahrt auf die Burg Hessenstein führte. Der einwöchige Ausflug ins Nordhessische, wo die Kinder Fledermäuse in freier Natur beobachten konnten, gab den entscheidenden Anstoß für ein Projekt, für das die 7c mit dem Umweltpreis der Stadt Essen in der Kategorie „Kinder und Jugendliche“ belohnt wurde.
Fledermäuse gibt es auch in dieser Stadt, doch sie sind rar geworden, weil sie immer weniger geeignete Nistplätze finden. Dachstühle und Mauerwerk alter Häuser werden oft renoviert, weil die Eigentümer Energiekosten sparen wollen. Ihre „geflügelten Untermieter“ müssen ausziehen und sehen, wo sie bleiben.
Die Realschüler aus Überruhr, wollen alles dafür tun, dass sich die vom Aussterben bedrohten Tiere weiterhin heimisch fühlen. Sie bauen Nistkästen, bereichern den Schulgarten um Pflanzen, die Insekten anlocken und sorgen so dafür, dass Fledermäuse genügend Nahrung finden. Natürlich haben die Kinder sich vorher schlau gemacht in Büchern und im Internet.
Das Projekt ist so angelegt, dass die Schüler fächerübergreifend lernen, erläutert Klassenlehrerin Antje Fischer. Wissen in Biologie, Physik, Technik und Informatik wird praktisch im Fluge vermittelt. So macht das Lernen Spaß.
Schon als Kind Interesse für den Umweltschutz geweckt
Wer weiß, hätten seine Eltern ihn nicht als kleinen Jungen mit zu Krötenwanderungen genommen, Marc-Steffen Daun wohnte heute vielleicht in einem x-beliebigen Eigenheim der Marke Standardbau. Weil aber schon als Kind sein Interesse für den Umweltschutz geweckt wurde, kam es anders. „Wir wollten weg von fossilen Brennstoffen. Und wir wollten möglichst viele ökologische Baustoffe verwenden“, erzählt der 35-Jährige. An der Scheidtstraße haben Marc-Steffen Daun und Sabrina Hunke ein Einfamilienhaus gebaut, wie es laut Umweltamt in dieser Stadt noch kein zweites gibt. Es ist ein so genanntes Energieplushaus. Ein Haus, das Energie besonders effizient nutzt.
Die Idee, den Altbau von 1898, der vorher dort stand, ökologisch zu sanieren, musste das Paar verwerfen. „Der Keller war total feucht. Der Mörtel ließ sich mit bloßen Fingern aus den Fugen kratzen“, erinnert sich Marc-Steffen Daun. Sie ließen das alte Haus abreißen, den Keller zuschütten und eine Gebäudehülle in Holzständerbauweise errichten. In Süddeutschland ist dieser Baustil weit verbreitet, in hiesigen Breiten aber noch selten.
Die Hauswände sind mit Zellulose, Hanf und Filz gedämmt, für Wohlfühlatmosphäre sorgt ein Abluftwärmepumpe. Warme Luft wird in Bad und Küche abgesaugt und durch die Wärmepumpe in den Heizkreislauf eingespeist. Durch den entstehenden Unterdruck strömt frische Luft über Ventile an den Außenwänden ins Haus. Wasser für Toilette und Waschmaschine wird in einer Zisterne aufgefangen, den Strom liefert eine Photovoltaikanlage. Was im Haus nicht verbraucht wird, speist die Anlage ins öffentliche Netz ein. Beim Blick auf den Zähler geht bislang die Sonne auf. Und sollte es draußen doch mal über Tage eisigkalt werden mit Temperaturen unter -10 Grad, wird’s vor dem Holzkamin erst richtig gemütlich. Der Ofen ist bestellt, aber noch nicht geliefert - das einzige, was den Preisträgern zum Glück noch fehlt.