Margarethenhöhe.

„Ins Bergwerk `nein, wo die Bergleut’ sein“, singen die Männer und Frauen das Steigerlied. Noch sind die Mitglieder des Chores Zur Heiligen Familie unter sich und proben für den Ernstfall..

Der wartet Anfang Juni nicht wie so häufig in Form einer Messe auf sie - sondern in Form des Kulturhauptstadtprojekts „Day of Song“, wenn tausende Sänger im Ruhrgebiet ihre Stimme für die Kulturhauptstadt erheben. Die Idee zur Teilnahme am Gesangsprojekt habe der Cäcilienverband bereits vor über zwei Jahren an den Chor auf der Margarethenhöhe herangetragen, berichtet Lisa Schneemann, selbst seit über 30 Jahren im Chorvorstand. Schnell habe man sich unter den verschiedenen Themen für das Motto „Musik - frontal“ entschieden. Und damit für einen Auftritt an einem ungewöhnlichen Ort: der historischen Schmiede am Halbachhammer.

Dort stimmen die über 50 Chormitglieder plus 16 Sängerinnen und Sänger des Jugendchores am Samstag, 5. Juni, unter anderem das „Steigerlied“ und Herbert Grönemeyers Song „Komm zur Ruhr“ an. Allerdings beginnt der eineinhalbstündige Auftritt nicht wie bei allen anderen Chören im Revier um 12.10 Uhr, sondern erst um 14.30 Uhr. „Das liegt daran, dass unsere Chorleiterin sich auch um den Chor St. Mariä Empfängnis in Holsterhausen kümmert und gegen Mittag zuerst mit ihm singt“, erklärt Gerd Arno van Beek, der sich seit 30 Jahren als Vorsitzender des Chores Zur Heiligen Familie engagiert.

Mit dem Zeitverzug haben die Sänger aber kein Problem. Im Gegenteil, sie sind froh, in Judith Horstschäfer (35) endlich wieder eine Gesangschefin gefunden zu haben. „Ein dreiviertel Jahr waren wir ohne Leitung und mussten übergangsweise alleine proben“, sagt Lisa Schneemann. Alle zwei Wochen traf sich der Chor, bis im Januar die blonde Kölnerin das Ruder übernahm und die Proben seither wöchentlich am Klavier begleitet.

Mit ihr kam auf Anfrage des Cäcilienverbandes auch die Idee für ein weiteres Projekt mit dem Namen „Wer singt in meiner Straße?“ Längst waren die Mitglieder dafür im wahrsten Sinne des Wortes auf „Stimmenfang“ und haben im persönlichen Gespräch Nachbarn für den Besuch ihrer Chorproben geworben. „Sieben Neue waren beim letzten Mal dabei“, verkündet Olaf Stroux stolz. Darunter allerdings nur ein Mann. Der bekam bei der letzten Probe Verstärkung durch den chorerfahrenen Günter Block (54), der sich auch einmal einen Eindruck vom Chor verschaffen wollte.

Van Beek und die anderen Mitglieder würden sich über Verstärkung freuen und beteuern: „Auch Frauen sind uns natürlich herzlich willkommen“. Derzeit seien die Männer allerdings in der Unterzahl. „Ein Drittel zu zwei Drittel“, beschreibt van Beek das Verhältnis der Geschlechter. Das sah zur Gründung um 1921 noch ganz anders aus. „Da war das ein reiner Männerchor“, sagt der Sänger.

Doch trotz Männerknappheit sei die Truppe gut aufgestellt. „Viele Chöre sind ja nur noch dreistimmig, weil ihnen der Tenor, also die hohe Männerstimmlage, fehlt - aber wir haben noch alle vier Stimmen: Alt, Sopran, Tenor und Bass“, sagt Lisa Schneemann. Klar, dass sich der Chor damit nicht verstecken will und auch am Freitag, 4. Juni, im Aalto-Theater mit von der Partie ist, um zum Auftakt des „Day of Song“ die Chöre aus den europäischen Partnerstädten zu begrüßen.

Wer nach zwei Auftritten noch genug Stimme hat, fährt am Abend des 5. Juni in die Veltins-Arena Gelsenkirchen, um sich dort gesanglich mit tausenden anderen Stimmen zu vereinen, bevor der Gesangstag ausklingt.