Essen. Am 9. Januar 1972 begann in der Grugahalle die Ära des Hallenfußballs - das erste seiner Art im Profifußball überhaupt. Zum 40. Geburtstag richtet Rot-Weiss Essen am 9. Januar 2012 erneut ein Turnier in der Grugahalle aus.

Rot-Weiss Essen hat Grund zum Feiern. Am 9. Januar 2012 wird der Fußball-Viertligist in der Grugahalle ein Hallenturnier veranstalten und damit daran erinnern, dass der bei den Fans so beliebte „Budenzauber“ eine Essener Erfindung ist - auch wenn die Berliner bis heute etwas anderes behaupten: Am 9. Januar 1972 wurde in der Grugahalle das erste Eintages-Profi-Hallenturnier angepfiffen.

Die Berliner bleiben bis heute dabei: „Das erste Hallenturnier auf deutschem Boden mit Profimannschaften fand vom 13. Januar bis 17. Januar 1971 in der Berliner Deutschlandhalle statt.“ Das stimmt zwar. Doch das erste Ein-Tages-Turnier, der eigentliche „Budenzauber“, der in den folgenden 20 Jahren die Fans überall in Deutschland begeisterte, wurde in der Grugahalle gespielt.

Rot-Weiss Essen, wegen des Bundesligaskandals aus der Bundesliga abgestiegen und in der Regionalliga so schlecht gestartet, dass im November 1971 Trainer Willi Vordenbäumen gehen musste, holte sich im Januar 1972 in der Grugahalle das Selbstbewusstsein für eine Aufholjagd. Die Gegner hießen damals ETB Schwarz-Weiß, Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach. Und vor 7000 begeisterten Fans schlug die RWE-Truppe um Willi „Ente“ Lippens im Finale die Himmelsstürmer der „Fohlen-Elf“ aus Mönchengladbach mit Vogts, Netzer und Heynckes.

Aus für Essener Traditionsturnier

Der Kick in der Grugahalle wurde in den Folgejahren zur festen Einrichtung: Borussia Dortmund, Schalke 04, Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln hatten das Turnier in der Winterpause fest auf dem Terminplan.

Das Aus für das Essener Traditionsturnier mit regelmäßig mehr als 5000 Fans kam Ende der 80er Jahre, als der Deutsche Fußballbund (DFB) und später die Deutsche Fußballliga (DFL) die Einnahmequelle Hallenturnier in ihre Richtung umzulenken versuchten. „DFB Hallen-Pokal“ und später Hallen-Masters hieß das Veranstaltungsformat, das 1988 erstmals unter diesem Titel ausgetragen wurde.

In verschiedenen Qualifikationen konnten sich Erst- und Zweitligisten, Amateurmannschaften und ausländische Teams für eine Endrunde qualifizieren, die zunächst in Stuttgart und Frankfurt, aber ab 1989 nur noch in der Dortmunder Westfalen- und der Münchener Olympiahalle ausgetragen wurden.

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Spaß-Derby

Einige Jahre lang funktionierte der Pokal, bis immer mehr Spitzenvereine sich zurückzogen und die Zuschauerzahlen nach unten gingen. Als dann die Liga sich eine verkürzte Winterpause verordnete, war der Hallenpokal 2001 Geschichte.

Jetzt will Rot-Weiss Essen aus Anlass des 40-Jährigen des Turniers zurück zu den Anfängen: kein kompliziertes Turnier mit langem Qualifikations-Vorlauf, sondern an einem Abend schnelle Spaß-Derbys, in denen die Techniker der Teams zaubern können und möglichst viele Tore fallen sollen - so wie zu Zeiten von „Ente“ Lippens und dem legendären Libero Dieter Bast, der in 328 Spielen das rot-weiße Trikot trug.

Der DFB hat übrigens mit einiger Verspätung den Essener „Budenzauber“ als Pionier anerkannt. Vor der Grugahalle steht seit 2008 eine Station der „Deutschen Fußball-Route“, die dem 9. Januar 1972 und dem Vorstoß von Rot-Weiss Essen ein Denkmal setzt: „Hier wurde auf Initiative von Rot-Weiss Essen zum ersten Mal ein Hallenfußball-Spiel angepfiffen“, steht dort zu lesen. Mit dem verschämten Zusatz: „als landesweit eines der ersten seiner Art überhaupt“. Na also.