Essen. Als Bandido-Mitglied entpuppte sich ein 58 Jahre alter Hundehalter, der seinen Boxer ausgerechnet auf dem Trainingsplatz einer aus Gymnasiasten bestehenden Rugby-Mannschaft ausführte. Der Streit blieb nicht lange verbal, jetzt musste das Amtsgericht Essen schlichten.
Mit einem Bandido legte sich die Rugby-Mannschaft eines Gymnasiums im Essener Süden an, als sie einen Hundehalter von ihrem Trainingsplatz vertreiben wollte. Amtsrichterin Monique Dreher versuchte, den Rechtsfrieden wiederherzustellen.
Am 15. Juni 2010 hatte das Team auf einer Wiese am Baldeneysee trainiert, als Herrchen und Boxer das Gelände betraten. Angeblich soll das Tier sein Geschäft auf dem Platz verrichtet haben. Der Aufforderung, schleunigst zu gehen, kam der 58 Jahre alte Hundehalter nicht nach. Was danach geschah, darüber streiten die Beteiligten. Berichtet wird von einem Schlag, einem Tritt in den Unterleib und der Jagd auf den Hundehalter mit einem VW Golf auf der Wiese.
Die Brisanz wurde den Rugby-Spielern erst bewusst, als sie das T-Shirt des Hundehalters als das eines „Bandido“ identifizierten. Letzte Unklarheiten beseitigte die Ankunft weiterer Rocker, die der Hundehalter herbei telefonierte. Danach herrschte Ruhe. Die von den Sportlern alarmierte Polizei soll deutlich später erschienen sein und auf Verstärkung gewartet haben. In einem Vermerk notierten die Beamten die Lage: acht Bandidos, zum Teil mit Teleskopschlägern; 15 Rugbyspieler.
Zwei Anklagen fertigte die Staatsanwaltschaft. Einmal gegen den Hundehalter, beruflich „Betreiber eines Sexshops“, wegen Faustschlag und Tritt gegen einen der Trainer. Und gegen diesen 48-jährigen Trainer, weil er per Auto hinter Hund und Herrchen hergejagt sein und Letzteren am Knie verletzt haben soll. Gegen das Boxer-Herrchen war das Verfahren bereits eingestellt, seit Freitag auch gegen den Trainer, der lieber einen Freispruch wollte. Doch der Hinweis der Richterin, dass er für die Autojagd hart bestraft werden könnte, ließ ihn der Einstellung zustimmen.