Essen.. An einer Baustelle vor dem ehemaligen C&A-Haus an der Kettwiger Straße fordern polnische Trockenbauer ausstehenden Lohn ein. Nach Angaben der IG BAU haben sie bislang gerade für 50 Cent pro Stunde gearbeitet.
Mit einem spontanen Protestzug zum ehemaligen C&A-Haus auf der Kettwiger Straße haben die Industriegewerkschaft Bau und polnische Bauarbeiter ausstehende Löhne eingefordert. Nach Rechnung der Gewerkschaft stehen den acht Arbeitern bis zu 20 000 Euro zu. Erhalten haben sie auf Druck der Gewerkschaft einen „Vorschuss“ von 150 Euro pro Nase.
Von einem „Lohnskandal“ wie Gewerkschaftssekretär Holger Vermeer will Pawel Jurowski nicht sprechen, aber er ist wütend und enttäuscht. „Vor ein paar Monaten hat Frau Merkel uns Polen noch gesagt: Kommt nach Deutschland, hier ist viel Arbeit und gutes Geld. Ich habe viel gearbeitet - wo ist mein gutes Geld?“
Seit September sind er und seine Kollegen mit dem Trockenbau auf der Baustelle zugange, wo die irische Textilkette „Primark“ nächsten Monat ihren Megastore mit rund 600 Mitarbeitern eröffnen will. Angeheuert wurden die polnischen Arbeiter nach Vermeers Angaben von zwei Subunternehmern des Generalunternehmers, der Hegerath-Unternehmensgruppe mit Sitz in Moers und Kalkar.
Von Anfang an soll es Streit um die Bezahlung gegeben haben, erzählt Jurowski. „Ich bin gegangen zur Gewerkschaft, zur Polizei und zum Zoll.“ Prompt stand letzte Woche die Finanzkontrolle Schwarzarbeit vor der Baustelle. Ob auf Jurowskis Beschwerde hin oder im Rahmen der bundesweiten Schwerpunktprüfung von mehr als 5000 Baustellen, darüber gab es gestern keine Angaben. Jurowski und seine Kollegen jedenfalls haben seither Baustellenverbot. „So ist das auf dem Bau“, sagt Gewerkschafter Vermeer und zuckt die Achseln: „Wer nicht arbeitet und die Schnauze hält, der fliegt.“
Jetzt macht sich die Gewerkschaft für Jurowski und seine Kollegen stark. „Der Subunternehmer sagt, die Polen seien hier selbstständige Unternehmer gewesen. Diese Scheinselbstständigkeit kennen wir in der Baubranche.“
Die Gewerkschaft hat die ausstehenden Löhne bei den Subunternehmern und dem Generalunternehmer eingefordert und will schnell Geld sehen. Denn die Lage der Polen wird allmählich unhaltbar. Sie haben kein Geld, um nach Hause zu fahren. Sie haben aber auch kein Geld, ihre Unterkunft in Gelsenkirchen zu bezahlen. Und essen müssen sie auch. Vermeer: „Auch die Familien in Polen warten auf das Geld, das die Arbeiter hier verdienen wollten.“ Mehr als 20 000 Euro, haben die Gewerkschafter ausgerechnet, stünden den Polen zu, wenn der gültige Mindestlohn in der Baubranche berechnet wird. Generalunternehmer Hegerath hat inzwischen angekündigt, „grundsätzlich“ zahlen zu wollen.