Essen. . Die Kritik an der Statue von Franz Hengsbach reißt nicht ab. Nun meldet sich eine Nichte des ersten Ruhrbischofs zu Wort. Sie und ihre Familie nehmen die Statue als Beleidigung wahr. “Lieber kein Denkmal als so eines.“

Die Kritik an der Statue von Franz Hengsbach reißt nicht ab. Nun meldet sich eine Nichte des ersten Ruhrbischofs zu Wort.

Für die Statue von Kardinal Franz Hengsbach vor dem Dom hat das Domkapitel viel Kritik erfahren. Nun meldet sich auch die Familie des 1991 verstorbenen Ruhrbischofs zu Wort - und lässt es dabei an Deutlichkeit nicht fehlen: „Die Familie ist entsetzt“, schreibt Christa Hengsbach, eine Nichte des ersten Bischofs von Essen, in einem offenen Brief stellvertretend für Hengsbachs Verwandtschaft. „Wir empfinden diese Statue als Beleidigung.“

Christa Hengsbach wohnt in Frankfurt. Ihre Schwester Monika, die in Essen lebt, habe sie auf die Statue und die Diskussion, die das Domkapitel damit ausgelöst hat, aufmerksam gemacht. Die ganze Familie sei erbost, sagte Christa Hengsbach am Montag im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie selbst sei zunächst sprachlos gewesen. Wohlwissend, dass Kunst Freiheit genießen solle, wolle sie aber ihr Entsetzen über das von Künstlerin Silke Rehberg gestaltete Kunstwerk zum Ausdruck bringen. „Es entspricht in keiner Weise seiner Persönlichkeit, ihn als bunte Kasperlefigur mit einem verblödeten Gesichtsausdruck darzustellen. Ich denke, auch den Menschen des Ruhrgebiets, die ihn sehr geschätzt haben, wird dieses lächerliche Monument nicht gefallen“, ist sich Christa Hengsbach sicher.

Denkmal für Franz Hengsbach

In der Düsseldorfer Kunstgießerei von Kolf Kayser entsteht die Skulptur des ersten Bischofs von Essen, dem späteren Kardinal Franz Hengsbach. Bildhauerin Silke Rehberg...
In der Düsseldorfer Kunstgießerei von Kolf Kayser entsteht die Skulptur des ersten Bischofs von Essen, dem späteren Kardinal Franz Hengsbach. Bildhauerin Silke Rehberg... © Pascal Hesse
und auch den Bischof in Bewegung zu zeigen.
und auch den Bischof in Bewegung zu zeigen. © Pascal Hesse
Zum ersten Bischof Essens ernannte Papst Pius XII. ihn am 18. November 1957. Mit dessen feierlicher Inthronisation am 1. Januar 1958 war das Bistum Essen errichtet. Für seinen Bischofsring wählte Hengsbach ein Stück Steinkohle, um auch auf diese Weise die Verbindung zur Bevölkerung seiner Diözese zum Ausdruck zu bringen.
Zum ersten Bischof Essens ernannte Papst Pius XII. ihn am 18. November 1957. Mit dessen feierlicher Inthronisation am 1. Januar 1958 war das Bistum Essen errichtet. Für seinen Bischofsring wählte Hengsbach ein Stück Steinkohle, um auch auf diese Weise die Verbindung zur Bevölkerung seiner Diözese zum Ausdruck zu bringen. © Martin Engelbrecht
Silke Rehberg greift dieses Symbol in ihrer Skulptur auf und auch...
Silke Rehberg greift dieses Symbol in ihrer Skulptur auf und auch... © Pascal Hesse
...wichtige Details aus seinem Bischofsleben, etwa das Kreuz, das Hengsbach stets um seinen Hals trug.
...wichtige Details aus seinem Bischofsleben, etwa das Kreuz, das Hengsbach stets um seinen Hals trug. © Pascal Hesse
Bevor die Skulptur fertig ist und Silke Rehberg gemeinsam mit Rolf Kayser den Feinschliff vornehmen kann, muss der Mantel aus 500 Kilo Bronze passgerecht zugeschnitten werden.
Bevor die Skulptur fertig ist und Silke Rehberg gemeinsam mit Rolf Kayser den Feinschliff vornehmen kann, muss der Mantel aus 500 Kilo Bronze passgerecht zugeschnitten werden. © Pascal Hesse
Der Bedeutungshorizont dieser Symbolik ist vielfältig: Das Arrangement erinnert an den Namenspatron Hengsbachs, den heiligen Franz von Assisi, der einen Wolf durch seine Predigt bekehrt haben soll. Ihm wurde daher nachgesagt, gute Kontakte zur Tierwelt zu besitzen, konnte Wolf und Lamm zusammenbringen. Hier wird ein zentrales El­ement der Lebensleistung von Franz Hengsbach erfasst, seine Integrationskraft, sein Willen, unterschiedlichste Menschen und gesellschaftliche Kräfte an einen Tisch zu bringen und zum Interessenausgleich beizutragen. Dieses Bild zeigt ihn 1977 vor dem Essener Dom.
Der Bedeutungshorizont dieser Symbolik ist vielfältig: Das Arrangement erinnert an den Namenspatron Hengsbachs, den heiligen Franz von Assisi, der einen Wolf durch seine Predigt bekehrt haben soll. Ihm wurde daher nachgesagt, gute Kontakte zur Tierwelt zu besitzen, konnte Wolf und Lamm zusammenbringen. Hier wird ein zentrales El­ement der Lebensleistung von Franz Hengsbach erfasst, seine Integrationskraft, sein Willen, unterschiedlichste Menschen und gesellschaftliche Kräfte an einen Tisch zu bringen und zum Interessenausgleich beizutragen. Dieses Bild zeigt ihn 1977 vor dem Essener Dom. © Hennes Multhaup
Die Meisterschülerin von Timm Ulrichs, Silke Rehberg, hat Arbeiten für den privaten und öffentlichen Raum geschaffen, in jüngerer Zeit ei­ne Reihe kluger wie einfühlsamer Porträt-Skulpturen berühmter Personen, wie Ferrari-Formel-Eins-Chef Jean Todt, FAZ-Kunstkritiker Eduard Beaucamp und Buchhändler Walther König. Porträts des Schauspielers Karl Markovics, des Philosophen Bazon Brock und von DJ Bob stellt Rehberg zusammen mit einer Hengsbach-Büste und Skizzen aus, die während ihrer Arbeit an der Skulptur entstanden sind.
Die Meisterschülerin von Timm Ulrichs, Silke Rehberg, hat Arbeiten für den privaten und öffentlichen Raum geschaffen, in jüngerer Zeit ei­ne Reihe kluger wie einfühlsamer Porträt-Skulpturen berühmter Personen, wie Ferrari-Formel-Eins-Chef Jean Todt, FAZ-Kunstkritiker Eduard Beaucamp und Buchhändler Walther König. Porträts des Schauspielers Karl Markovics, des Philosophen Bazon Brock und von DJ Bob stellt Rehberg zusammen mit einer Hengsbach-Büste und Skizzen aus, die während ihrer Arbeit an der Skulptur entstanden sind. © Kerstin Kokoska
Zu sehen sind sie bis Freitag, 14. Oktober, 10 bis 17 Uhr in der Domschatzkammer. Eintritt: vier, ermäßigt zwei Euro.
Zu sehen sind sie bis Freitag, 14. Oktober, 10 bis 17 Uhr in der Domschatzkammer. Eintritt: vier, ermäßigt zwei Euro. © Kerstin Kokoska
Vorab hat Silke Rehberg die Ausstellung in der Essener Domschatzkammer persönlich vorbereitet.
Vorab hat Silke Rehberg die Ausstellung in der Essener Domschatzkammer persönlich vorbereitet. © Kerstin Kokoska
Doch sie hatte Helfer: Helfer Christopher Bern richtet die Büste von Kardinal Hengsbach aus...
Doch sie hatte Helfer: Helfer Christopher Bern richtet die Büste von Kardinal Hengsbach aus... © Kerstin Kokoska
...bis sie gut steht, mit bestem Domblick.
...bis sie gut steht, mit bestem Domblick. © Kerstin Kokoska
Silke Rehberg hat auch den Ausstellungsmacher Henry Meyric Hughes in einer Skulptur verewig, die sie mit Dompropst Otmar Vieth in der Schatzkammer ausrichtet.
Silke Rehberg hat auch den Ausstellungsmacher Henry Meyric Hughes in einer Skulptur verewig, die sie mit Dompropst Otmar Vieth in der Schatzkammer ausrichtet. © Kerstin Kokoska
Und auch eine Wolf-Replik findet ihren Platz in der bischöflichen Schatzkammer.
Und auch eine Wolf-Replik findet ihren Platz in der bischöflichen Schatzkammer. © Kerstin Kokoska
Doch im Mittelpunkt steht der erste Ruhrbischof: Franz Hengsbach.
Doch im Mittelpunkt steht der erste Ruhrbischof: Franz Hengsbach. © Birgit Schweizer
Er reiste viel, vor allem in seiner Zeit als Militärbischof.
Er reiste viel, vor allem in seiner Zeit als Militärbischof. © Michael Jung
Und er traf Staatsmänner
Und er traf Staatsmänner © WAZ Fotopool
Offenherzig und zu Späßen aufgelegt galt Hengsbach als Mann des Volkes.
Offenherzig und zu Späßen aufgelegt galt Hengsbach als Mann des Volkes. © Schweizer
Als Kardinal war er aber auch ein gefragter Interviewpartner.
Als Kardinal war er aber auch ein gefragter Interviewpartner. © Michael Jung
Und mit Alfred Herrhausen (l.) und Rudolf von Bennigsen-Foerder (r.) gründete Franz Hengsbach den bis heute für die Region wichtigen
Und mit Alfred Herrhausen (l.) und Rudolf von Bennigsen-Foerder (r.) gründete Franz Hengsbach den bis heute für die Region wichtigen "Initiativkreis Ruhr". © WAZ Fotopool
Und Mutter Teresa, die er etwa 1980 traf.
Und Mutter Teresa, die er etwa 1980 traf. © Knut Garthe
Dieses Bild zeigt ihn vor seinem Bischofshaus.
Dieses Bild zeigt ihn vor seinem Bischofshaus. © Manfred Nolte
Und dieses in einem Flugzeug-Cockpit.
Und dieses in einem Flugzeug-Cockpit. © Michael Jung
Und auf diesem Bild gibt der erste Ruhrbischof den Takt vor.
Und auf diesem Bild gibt der erste Ruhrbischof den Takt vor. © Knut Garthe
Für die bischöfliche Aktion Adveniat war er häufig in Lateinamerika unterwegs.
Für die bischöfliche Aktion Adveniat war er häufig in Lateinamerika unterwegs. © WAZ Fotopool
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Offener Brief

Sollte in der bunten, möglicherweise vom Kardinalsrot inspirierten Darstellung Hengsbachs Ironie mitschwingen, so sei dies gründlich misslungen.

Der Künstlerin und ihren Auftraggebern wirft Christa Hengsbach vor, eine aus ihrer Sicht einsame Entscheidungen getroffen zu haben: „Wäre es nicht richtig gewesen, Kontakt mit Familienangehörigen aufzunehmen?“ Dies sei leider ausgeblieben. Ihren offenen Brief beendet die Nichte Franz Hengsbachs mit einem Fazit, das keine Fragen offen lässt: „Lieber kein Denkmal als so eines.“

Skulptur für Hengsbach

Foto: Walter Buchholz
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