Essen. Am Essener Dom wurde am Donnerstag das Denkmal für Kardinal Franz Hengsbach enthüllt. Es sorgte für einige Diskussionen.

Er war zugewandt, freundlich und humorvoll, aber auch ein entschlossener Glaubenskämpfer: Kardinal Franz Hengsbach, der erste Bischof des 1958 gegründeten Bistums Essen, prägte das Bild der katholischen Kirche im Ruhrgebiet wie es bis heute keinem zweiten gelang. Der gebürtige Sauerländer fand schnell Zugang zur Mentalität der Ruhr-Menschen, und dass er 1989 neben dem Bankier Alfred Herrhausen Gründungsvater des Initiativkreises Ruhr wurde, war da fast folgerichtig. Seit gestern hat der 1991 verstorbene Hengsbach auch sein Denkmal: eine überlebensgroße auffallend farbenfrohe Skulptur im schönen, zumeist offenen Hof des Essener Doms, in Sichtweite der Einkaufsmeile Kettwiger Straße.

Finanziert wurde die fast eine Tonne schwere Bronze-Figur durch die Evonik Industries und die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Berthold Beitz selbst ließ es sich nicht nehmen, gestern bei der Enthüllung dabei zu sein. Er kennt Hengsbach noch aus den Anfangstagen: „Als er nach Essen kam, hat mich Alfried Krupp sofort zu ihm geschickt, um ihn zu fragen, wie wir ihm helfen können“, erinnert sich Beitz.

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Von DerWesten

Kaum hatte der Ruhrbischof sein Amt übernommen, begann der Strukturwandel mit all seinen Härten, zunächst vor allem im Bergbau. Hengsbach erwarb sich bleibenden Respekt auch bei kirchlich Fernstehenden, als er sich einmischte und immer wieder Verantwortung im Sinne der katholischen Soziallehre einforderte. „Von Kardinal Hengsbach stammt der schöne Satz: ,Die Kirche darf nicht wie ein stummer Hund dastehen, wenn es um die Rechte der Menschen geht’“, sagte Bodo Hombach, Moderator des Initiativkreises und Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe.

Die Gabe des ersten Ruhrbischofs, Trennendes zusammenzuführen, Dialoge zu organisieren und Interessen auszugleichen will auch das Denkmal symbolisieren. Denn die Figur Hengsbachs steht auf einem Sockel in Gestalt eines schwarz patinierten Wolfes, der in einer Art Spiegelung mit den Füßen nach oben dargestellt ist, ein weißes Lamm liegt auf seinem Bauch. Ein Arrangement, das an die Friedensvision des Propheten Jesaja erinnern soll: „Dann wohnt der Wolf beim Lamm...“ Hengsbach, so die Botschaft, konnte auch natürliche Gegner an einen Tisch bringen.

Nichts Abstraktes, aber auch kein Abbild

Für kontroverse Diskussionen sorgte am Rand der Denkmals-Enthüllung der Gesichtsausdruck des Bischofs, der sehr mild, gutmütig, ja beinahe schlicht-einfältig wirkt – so haben ihn nicht alle in Erinnerung. Der Künstlerin Silke Rehberg, die ihm selbst nie begegnet ist, war bei der Vorbereitung ihrer Arbeit auf Fotos und in Filmen vor allem ein Charakteristikum Hengsbachs aufgefallen: „Das Lächeln war ihm eigen.“ Diese Besonderheit habe sie auch der Skulptur beigeben wollen.

Zufrieden mit Standbild und Standort am Rand des Domhofs zeigte sich Dompropst Otmar Vieth: „Die Denkmäler des heiligen Altfrieds, des Gründers des Stiftes Essen, und des Gründungsbischofs des Bistums Essen stehen sich gegenüber – das passt.“ Mit der neuen Skulptur gehe ein lang gehegter Wunsch des Domkapitels in Erfüllung. Herbert Fendrich, Bischöflicher Beauftragter für Kirche und Kunst, verteidigte die künstlerische Bildsprache. Man habe nichts allzu Abstraktes, aber auch kein Abbild des Bischofs gewünscht. „Dieser Spagat ist gelungen.“

Skulptur für Hengsbach

Foto: Walter Buchholz
Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
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